Emil Bügler kandidiert aus Protest
Kreuzlingen – Der Dotnachter Emil Bügler hatte eine Idee: Eine kleine Bahn könnte zwischen Konstanzer Hafen und Seeburgpark verkehren und Familien von ennet der Grenze nach Kreuzlingen locken. Weil er damit nicht beim Stadtammann vorsprechen durfte, kandidiert er nun selbst.
«Ich kandidiere nicht, um den Pausenclown zu spielen, sondern halte mich ganz an das Sprichwort: Wer schweigt, scheint zuzustimmen!», beantwortet Emil Bügler eine Frage nach der Ernsthaftigkeit seiner Kandidatur per Mail. Wenig später muss er aber im Gespräch einräumen, dass eine persönliche Geschichte dahinter steckt. Als Stadtammann Andreas Netzle ihm elektronisch mitteilte, dass es fürs Erste keinen Termin unter vier Augen bezüglich Hafen-Eisenbahn gebe, habe er den Entschluss zur Kandidatur gefasst.
«Ich habe schon oft mit dem Stadtrat zu tun gehabt. Aber immer wieder stösst man auf Desinteresse und wird abgewimmelt», sagt der Dotnachter Querdenker.
Er will etwas ändern
Für Bügler ist die Geschichte ein Beispiel für das, was falsch läuft in Kreuzlingen. «Deswegen möchte ich dem Stadtammann einen Denkzettel verpassen. Er hat die Bodenhaftung verloren und nimmt die Bürger nicht mehr ernst.»
Was seine Erfolgschancen betrifft, gibt sich Bügler keinen Illusionen hin. Er will einen zweiten Wahlgang herbeiführen. Daneben erhofft er sich vor allem, dass «meine Kandidatur eine Diskussion in Gang setzt und den Boden für Veränderungen und Reformen zum Wohle der Menschen in Kreuzlingen ebnet.»
Christlicher Hintergrund
Emil Bügler ist 50 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er ist gelernter Bauschreiner, war mit einem Wassertaxi selbstständig und arbeitete als Sigrist der Kirchgemeinde St. Peter, Zürich. Heute führt der ehemalige EVP-Bezirkspräsident die Humanus Brocki in Kreuzlingen. Politisch lasse er sich aber keiner Partei mehr zuordnen. Umwelt-Themen oder das Engagement für sozial Schwache liegen ihm nah. «Falls ich gewählt werde, würde ich der Partei mit den meisten Wählern im Gemeinderat beitreten. Ohne den Rückhalt des Gemeinderates kann ein Stadtpräsident nicht viel erreichen», weiss der Protest-Kandidat.
Politische Ziele hat er einige. Vor allem die aktive Wirtschaftsförderung gehöre verbessert. Ein Vorbild in dieser Hinsicht ist ihm der Tägerwiler Gemeindeammann Markus Thalmann, sagt Bügler. «Er hat das zur Chefsache gemacht.»
Auch den Kontakt zu den Bürgern will er vergrössern. «Man sollte die Gewerbetreibenden besuchen und fragen, wo der Schuh drückt», findet er. «Politik hat die Aufgabe, für die Menschen, die ihr anvertraut sind, da zu sein und die Lebensbedingungen aller Menschen optimal zu verbessern», so seine Medienmitteilung zur Wahl.
Idee war seit Jahren bekannt
Stadtammann Andreas Netzle sieht sich indes völlig zu Unrecht von Bügler angegriffen: «Alle Einwohner oder auswärtige Unternehmer in Kreuzlingen bekommen grundsätzlich einen Termin bei mir. Da aber seine Idee schon bekannt war und im Stadtrat negativ beschieden wurde, teilte ich ihm mit, dass ich das Vorhaben zuerst in der Arbeitsgruppe mit dem Gewerbe besprechen wollte.»
Emil Bügler jedenfalls muss die Mail des Stadtammanns falsch verstanden haben. Und hat als Kandidat für die Wahl um das Amt des Stadtammanns seiner Liste mit politischen Zielen gleich noch einen weiteren Punkt hinzugefügt: Die Einführung einer «Kinder-Parkbahn, die Familien mit Kindern aus Konstanz in den kinderfreundlichen Seeburgpark ‹zügelt›»