Lernen mit Leidenschaft
Kreuzlingen – Am besten lernen Kinder, wenn sie ihre Persönlichkeit entfalten können, sagt der Pädagoge und Biologe Christoph Bornhauser.
«Machmal frage ich mich, wie unsere Schulen aussehen würden, wenn wir sie heute neu erfänden», eröffnete der Pädagoge und Biologe Christoph Bornhauser seinen Vortrag an der Internationalen Schule Kreuzlingen Konstanz. Bornhauser sprach zum Thema «Kinder sind geborene Lerner. Wie können wir sie unterstützen – zuhause und in der Schule?» und gab einen Überblick über die ausserordentliche Lernfähigkeit von Kindern und den Schlüssel zur Talententwicklung. So würden Kinder in ihren ersten Lebensjahren vor allem durch Nachahmung dazulernen. «In dieser sensiblen Phase lernen Kinder unglaublich schnell», so Bornhauser. Wichtig sei auch die emotionale Bindung zum Lehrer und das Fremdsprachen konsequent angewandt werden. «Wenn ein Kind seine Lehrerin gern hat, wird es bemüht sein, sich mit ihr zu unterhalten, auch wenn es dafür eine andere Sprache sprechen muss.»
Durch Leidenschaft oder Druck
Grundlegendes Wissen wird durch implizites Lernen erlangt, spielerisch oder aus Eigeninteresse. «Das ist die Krux an der Schule und ihrem Notensystem», erklärte Bornhauser, «ihre Leistungsausweise können Schüler praktisch nur durch explizites Lernen erlangen.»
Autodidaktischer Dreiklang
Der Biologe ging aber auch auf die chemischen Abläufe des Lernprozesses ein. So könne das volle Potential des Gehirns nur ausgeschöpft werden, wenn der Lernstoff eine Herausforderung ist, eine Beziehung zur Lehrperson besteht und Leidenschaft für das Fach da ist. Oder um es fachlich auszudrücken, wenn die neuroplastischen Botenstoffe Dopamin, Oxytocin und Endorphin ausgeschüttet werden.
«Wir sprechen dann von einem autodidaktischen Dreiklang. Es entsteht ein Lernflow, bei dem der Lernende die Zeit total vergessen kann», erzählte Bornhauser aus Erfahrung. Zu was solche Leidenschaft führen kann, zeigte er anhand dem Beispiel von zwei Schüler auf, welche gerne Dominosteine legen. Durch ihr persönliches Interesse konnten sie so ihre Talente weiterentwickeln und brachen damit einen Weltrekord. Der eine wird nun Architekt, der andere entwickelt Computerprogramme, um grosse Dominoflächen zu gestalten.
«Solche Fähigkeiten und Wissen kann man nicht mit klassischen Noten bewerten», so Bornhauser.