Hunderttausenden Opfern gedacht
Kreuzlingen – Armenier und Syrisch-Orthodoxe Christen, Griechen, Türken und Kurden aus der Region kamen vor einer Woche in der Kirche und im Gemeindehaus St. Stefan zusammen, um dem 100. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern zu gedenken.

Agop Hatschaduryan (m.) und Josef Tekin (r.) vom Organisationskomitee des?Gedenktages mit Gast Shabo Schabo aus Frauenfeld. (Bild: sb)
Kreuzlingen. «Diese schrecklichen Ereignisse dürfen nicht in Vergessenheit geraten», erklärt Organisator Agop Hatschaduryan. «Nur so können wir verhindern, dass sie sich wiederholen.» Am Gedenktag wurde ein Beitrag dazu geleistet, vor allem die vielen Gespräche und Diskussionen im Anschluss an den Informationsteil im Gemeindehaus werten die Organisatoren positiv. «Vom Gezeigten waren viele fix und fertig», so Hatschaduryan über die Filmvorführung der Arte-Doku «Aghet, ein Völkermord».
An der Gedenkfeier in der St. Stefans Kirche hatte er zuvor die Namen armenischer Intellektueller bei Glockengeläute verlesen. Mit deren Deportation in der Nacht auf den 24. April 1915 nahmen die Greueltaten der Regierung des damaligen osmanischen Reiches gegen Menschen christlichen Glauben ihren Anfang. Ein sehr bewegender Moment, der vielen Gästen die Tränen in die Augen trieb.
Lebenslanges Trauma
«Es geht um Anerkennung dessen, was wirklich passiert ist», erklärt Hatschaduryan. Seine Grosseltern seien noch persönlich betroffen gewesen, das Trauma dessen, was sie als Kinder erleben mussten, habe sie ihr Leben lang begleitet. Aber auch der jungen Generation sei dieses Anliegen wichtig. Pfarrer Josef Gander gab seiner Verbundenheit Ausdruck. Rednerin Ornina Tekin informierte in ihren Beiträgen über das Volk der Assyrer und die gegenwärtige Situation in Syrien und im Nord-Irak. Elisabeth Hofmann von «Fremde & Wir» schlug die Brücke zu aktuellen Geschehnisse, und appellierte dabei an die Mitverantwortung jedes Einzelnen.
«Erinnern ist eine Pflicht», zitierte der in Kreuzlingen aufgewachsene Zuzgener Pfarrer Alexander Pasalidi Papst Franziskus. «Denn wo es kein Gedenken gibt, hält das Böse die Wunde weiter offen. Das Böse zu verbergen oder zu leugnen, ist wie zuzulassen, dass eine Wunde ohne Behandlung weiter blutet.»