Text geht unter die Haut
Konstanz – Die beiden Vorstellungen von «mumien. ein heimspiel» von Mehdi Moradpour, inszeniert von Andreas Bauer, in der Werkstatt des Theater Konstanz am 13. und 14. Mai, haben ein Rahmenprogramm: An beiden Abenden gibt es sowohl um 19.40 Uhr eine Einführung und nach der Vorstellung (Beginn: 20 Uhr) ein Nachgespräch mit Autor Mehdi Moradpour.
Im Sommer 2015 erhielt Mehdi Moradpour für den Entwurf seines Stücks «mumien. ein heimspiel» den Jury-Preis des 3. Autorenwettbewerbs der Theater St.Gallen und Konstanz. Das fertige Stück wurde am 9. April 2016 auf der Werkstattbühne des Theaters Konstanz uraufgeführt, Regie führt Andreas Bauer. Teil des Jury-Preises war ein mehrmonatiges Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt am Theater Konstanz, das dem Autor ermöglichte, das Stück in enger und praktischer Zusammenarbeit mit dem Theater, der Dramaturgie und den Schauspielern fertig zu stellen. Das Theater Konstanz setzt so seine Förderung junger zeitgenössischer Dramatik fort.
Was ist der Mensch? Diese Frage wird im Heim für Asyl und Soziales immer lauter, als Mamal verschwindet, ehemaliger Soldat, Henker und Opfer zugleich. Möglicherweise Mord, doch die Leiche fehlt, nur noch Spuren von Abwesenheit, von Mamals flatterndem Körper, der sich von einem zum nächsten durchschlug. Er war und ist es, der Viv, Ada, Dud, Pep und Otto zusammenbrachte, die losen Enden ihrer höchst eigenen Geschichten heillos verknotete. Ist Verbundenheit Fiktion, oder kann das Seziermesser diesen Knoten noch lösen? Wer berührt wen vor dem Verschwinden und was bleibt dabei vom Menschen übrig?
Mehdi Moradpour ist ein ebenso poetischer wie verstörender Text von hohem sprachlichen Eigensinn gelungen, der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht und vermeintliche Wahrheiten über das Menschsein hinterfragt.
Regie führt Andreas Bauer, der am Theater Konstanz von 2013 bis 2015 als künstlerischer Leiter der Werkstattbühne tätig war. In diesem Rahmen inszenierte er dort u.a. die deutschsprachige Erstaufführung des kubanischen Stücks «Gestern habe ich aufgehört mich zu töten. Dank Dir, Heiner Müller» von Rogelio Orizondo, das im Oktober 2015 zum 16. Internationalen Theaterfestival in Havanna eingeladen wurde. Er initiierte auch das «Erste internationale Autorenlabor» mit NeilLaBute am Theater Konstanz.