Kompromiss um Kastanienallee
Tägerwilen – Konstruktives Gespräch statt wütende Proteste: Nachdem eine Unterschriften-Petition eingereicht wurde, sieht der Tägerwiler Gemeinderat von einem Kahlschlag seiner Kastanienallee ab und präsentiert einen Kompromiss. Die Hälfte der Allee bleibt bestehen, die restlichen Bäume sollen nach wie vor gefällt werden. Dem steht nur noch eine Schnecke im Weg.
«Die Totalfällung ist vom Tisch», freut sich Gabriele Aebli, Co-Präsidentin von WWF Thurgau. Im Juli hatte sie über 600 Unterschriften gegen die Fällung der Tägerwiler Kastanienallee unterhalb des Schloss Castell gesammelt. Das Anliegen ist bei der Tägerwiler Gemeinde angekommen und nun hat der Gemeinderat die geplanten Massnahmen zur Fällung und Neuaufforstung der morschen Bäume überarbeitet. Neu sollen 16 Kastanien stehen bleiben und nur 15 gefällt werden. «Mit dieser Teillösung können alle leben», so Gemeindepräsident Markus Thalmann. Die Baumpflege der bestehen bleibenden Bäume soll möglichst bald in Angriff genommen werden. «Ein riesen Erfolg», sagt Aebli und bedankt sich gleichzeitig bei der Gemeinde für die Gesprächsbereitschaft.
Zügeln im Schneckentempo
Ein ungutes Gefühl beschleicht die Naturschützerin nur noch bei der Frage um die zahnlose Schliessmundschnecke. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass die Kastanien als Lebensraum für die geschützte Tierart dienen. Hier muss mit dem Amt für Umwelt eine Lösung gefunden werden, damit die Schnecken, welche sich auf der Roten Liste befinden, durch die Fällung nicht bedroht werden. «Wir werden mit dem Kanton das Gespräch suchen», erklärt Thalmann den nächsten Schritt.
Von einem Schneckenexperten weiss Aebli, das eine Umsiedlung der Gastropoden kompliziert und langwierig ist. «Über ein Jahr lang müssen von jedem Baum immer wieder Schnecken gesammelt werden», so Aebli. Bei diesem Aufwand hat die WWF Co-Präsidentin die Hoffnung auf eine gänzliche Rettung der Allee also noch nicht aufgegeben. «Man könnte die Bäume ja stark zurechtstutzen und erhalten, damit sie kein Sicherheitsrisiko darstellen. Die Allee muss ja nicht ästhetisch sein, sondern als Lebensraum bestehen bleiben», sagt Aebli.