«Jeder kann betroffen sein»
Weinfelden – Krebs ist eine Krankheit, die das gesamte Leben beeinflusst. Laut Statistik ist jeder Dritte betroffen. Wenn der Krebs auftritt ist nichts mehr wie vorher. Neben den gesundheitlichen Aspekten geht die Bedrohung auch in psychische, finanzielle, soziale und familiäre Bereiche. Über die medizinische Behandlung hinaus, braucht man also auch Hilfe auf diesen Ebenen. Hier engagiert sich die Thurgauische Krebsliga mit über 60 Freiwilligen. Unter ihnen ist Elke Huldi, die von ihrer Tätigkeit berichtet.
Elke Huldi ist seit fünf Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin der Thurgauischen Krebsliga. Sie selbst war von der Krankheit betroffen und hat am eigenen Leib erfahren, was für Schwierigkeiten damit entstehen. Als sie selbst erkrankt war, hat sie die Leistungen der Krebsliga nicht in Anspruch genommen, bei ihr zeigten Freunde und Familie einen starken Zusammenhalt. Doch nicht jeder kann die Anforderungen ohne Hilfe bewältigen. «Es fördert den Heilungsprozess ungemein, wenn man sich gut aufgehoben fühlt. Das ist eine grosse Erleichterung und Unterstützung», so Huldi. Daher will sie helfen: Denjenigen, die erkrankt sind, aber auch präventiv.
Hierfür gibt es spezielle Aktionen und Veranstaltungen, die auf die Gefahren hinweisen und über die Krankheit aufklären. Im Sommer werden beispielsweise Sonnencremes in den Badis verteilt oder Sonnensegel an Kindergärten gespendet. Auch das jährliche Mammut Flossrennen ist Teil der Aktionen, bei der über Hautkrebs und dessen Vermeidung informiert wird. Die Veranstaltungen finden meist an Wochenenden statt und können nur aufgrund der Hilfe von Freiwilligen durchgeführt werden. Huldi ist berufstätig und arbeitet im Bürobereich. Daher liegt ihr die Aufgabe von Organisatorischem gut. Mehrmals im Jahr hilft sie in der Krebsliga, indem sie Päckchen oder Kuverts mit Infomaterial packt oder den Infostand betreut.
Ehrenamtliche Arbeit gegen den Krebs
Andere Freiwillige stehen direkt mit erkrankten Menschen in Kontakt. Es gibt Fahrdienste zu den Behandlungen, Hilfen im Haushalt oder die Begleitung der Patienten bei Spaziergängen und Gesprächen, oftmals auch bis zum Tod. «Da sind hohe soziale Kompetenzen erfordert», so Cornelia Helg, Geschäftsleiterin der Krebsliga, «man muss sich mit der Aufgabe indentifizieren können und sehr einfühlsam mit den Menschen umgehen. Gleichzeitig gilt es auch einen gewissen Abstand zu halten, damit man nicht an den Einzelschicksalen zerbricht. Es ist nicht einfach eine junge Mutter zu sehen, die Brustkrebs hat, kein Geld, zwei kleine Kinder und nicht weiss, wie es weiter gehen soll.»
Die Freiwilligen werden von einem professionellen Team begleitet. Insgesamt arbeiten 15 Personen, die palliativ oder onkologisch ausgebildet oder in der Verwaltung tätig sind, für die Thurgauische Krebsliga. Sie unterstützen und beraten betroffene Personen in unterschiedlichen Angelegenheiten. Sowohl in finanziellen, sozialen, psychischen und familiären Belangen wissen sie Rat und Hilfe. Zusammen mit den 66 Freiwilligen betreuen sie über 1800 Personen im Jahr. Hinzu kommen telefonische Beratungen sowie die Betreuung von Angehörigen. Zudem gibt es die Spitexorganisation mit dem Spezialgebiet Stomapflege für Patienten mit Darmkrebs. «Es gibt dabei auch heikle Themen wie Trennung, Scheidung und Sexualität. Dafür braucht es ein hohes Mass an Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen», so Helg. Sie ist sehr stolz auf die Freiwilligen. «Sie sind unsere Visitenkarten», sagt sie. «Die Freiwilligen identifizieren sich mit der Krebsliga und arbeiten sehr motiviert. Dadurch ist eine Atmosphäre möglich, die von einer grossen Offenheit und viel Vertrauen geprägt ist.»
Die Krebserkrankung ist ein Schicksalsschlag
Dieses Vertrauen kommt bei den Patienten an. Die Zahlen der betreuten Personen der Thurgauischen Krebsliga steigen. Zum einen liegt es daran, dass die Erkrankung öfter vorkommt als noch vor einigen Jahren. Worin die Ursache hierfür liegt, ist nicht klar. Einige machen die steigende Strahlung dafür verantwortlich, andere psychische Einflüsse, genetische Vorbelastungen oder allgemein die steigende Lebenserwartung. Ein klarer Zusammenhang zwischen äusseren Faktoren und der Krebserkrankung ist selten nachzuweisen. Im Fall von Huldi kam der Krebs aus dem Nichts. «Ich habe mich gesund ernährt, Sport gemacht, nicht geraucht und hatte auch keine Erkrankungen in der Familie. Er war einfach da. Vermutlich ist es das Schicksal und es kann jeden treffen.»
Zum anderen liegt die steigende Nachfrage aber auch daran, dass die Hemmschwelle sich bei der Krebsliga zu melden, geringer wird. Durch die Mitarbeit vieler Freiwilliger und die Aktionen in der Öffentlichkeit wird die nicht gewinnorientierte Organisation bekannt gemacht. Im Thurgau sind die Wege nicht allzu weit. Daher findet eine gute Vernetzung mit anderen Hilfsorganisatione oder zu Ämtern, Ärzten und Versicherungen statt. Ein wichtiges Standbein der Arbeit gegen den Krebs ist und bleibt aber das Engagement der Freiwilligen – auch hier kann jeder helfen.