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Ein bewährtes und sicheres System

Kreuzlingen – Der äusserst knappe Fünf-Stimmen-Vorsprung von der Stadthausabstimmung rief online Zweifler auf den Plan. Ging das alles mit rechten Dingen zu? Die Frage kam auf, wie 73 ungültige Stimmen zustande kommen.

Manche waren angesichts der Abstimmungsergebnisse über zwei Dinge gestolpert: Zum einen sind es mehr ungültige Stimmen beim Stadthaus als bei den beiden anderen Vorlagen (siehe Kasten). Zum anderen ist aber auch ihr Anteil gegenüber den insgesamt eingelegten Stimmen höher. Stadtschreiber Thomas Niederberger hat für ersteres eine Erklärung: «Das Stadthaus hat am meisten Stimmberechtigte interessiert. Deswegen lagen mehr Abstimmungszettel dazu vor, siehe Wahlbeteiligung – und so natürlicherweise auch mehr ungültige.»

Die häufigsten Fehler seien Niederberger gemäss folgende: «Entweder hat der Absender vergessen, den Stimmrechtsausweis bei der brieflichen Abstimmung zu unterschreiben, oder die Abstimmungszettel wurden nicht ins kleine Couvert verpackt.»

Anspannung vor der Ergebnisverkündung im Rathaus am Sonntag. (Bilder sb)

Anspannung vor der Ergebnisverkündung im Rathaus am Sonntag. (Bilder sb)

Die Auswertung erfolge indes immer gleich: Schon freitags beginne ein Team des 16-köpfigen Wahlbüros, die brieflich eingegangenen Unterlagen zu öffnen und zu trennen. Nicht die kleinen Couverts mit den Abstimmungszettel, nur die grossen. Wer wie für was gestimmt hat, ist zu diesem Zeitpunkt nicht ersichtlich.

So läuft die Auszählung ab
Am Sonntagmorgen dann trifft sich das Wahlbüro im Sitzungszimmer im Stadthaus. Man sortiert die Unterlagen in Kisten, zunächst nach den verschiedenen Vorlagen. Die plombierten Urnen aus Quartieren und Stadthaus werden ab 11 Uhr geöffnet. Die Stimmzettel werden auf vier Stapel verteilt: Leere, Ungültige, Ja und Nein. Zu diesem Zeitpunkt kommen weitere ungültige hinzu. Denn es gebe auch seltene Fälle, in denen jemand beides, «Ja» und «Nein», hinschreibt oder unpassende Bemerkungen. «Aber das macht nur einen winzigen Bruchteil aus», so Niederberger.

Beim Auszählen helfen Maschinen. Zuerst sind die eidgenössischen, dann die kantonalen und zuletzt die städtischen dran. Die Zettel der Stadthausabstimmung wurden insgesamt drei Mal in verschiedene Maschinen gesteckt. Die Ergebnisse trägt der Stadtschreiber schliesslich in ein Computerprogramm ein, welches diese an den Kanton sendet. Drei Tage beträgt die Frist, um Beschwerde gegen das Ergebnis einzulegen. Bei der Stadtkanzlei seien aber keine Meldungen eingegangen.

«Es ist ein bewährtes, sicheres System mit dem immer gleichen Ablauf», versichert Niederberger. «Im Wahlbüro sitzen zuverlässige Personen, die sehr gut organisiert schaffen. Das sieht man auch daran, dass Kreuzlingen die Ergebnisse meist früher hat als andere Gemeinden im Kanton.»

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5 thoughts on “Ein bewährtes und sicheres System

  1. Herbert Brüllmann

    Die grösste Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat. [Matthias Claudius]

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  2. Bruno Neidhart

    Es geht – abschliessend – weniger um die 5 Stimmen! Wenn sich sogar deutlich mehr als die Hälfte der Abstimmenden „Dafür“ ausgesprochen hätten, wäre die Angelegenheit für Kreuzlingen noch peinlicher. So ist denn das vorliegende Resultat insofern auch mal positiv zu werten, als sich die Hälfte der Abstimmenden, trotz der immensen Propaganda der Stadtoberen (und deren herbeigezogenen Helfern!) dem Projekt verweigerten. Nebenbei: Hätten sich die Stadtoberen beim Egelseebadprojekt derart massiv eingesetzt, wäre womöglich ein anderes Resultat entstaden. So gewinnt man den Eindruck, dass dies nicht sein durfte, um die nachfolgende Stadthausabstimmung nicht zu gefährden. Denn „Geld ist nicht ewig“. Dabei ist festzuhalten, dass mit diesem Hallenschwimmbad etwas entstanden wäre, das weit über die Stadtgrenzen hinaus „gepunktet“, Kreuzlingen als sportfortschrittliche Stadt geprägt hätte. Mit dem „Stadthaus“, wie es nun vorgesehen ist, „prägt sich nichts“ – es sei denn: negativ. Einerseits werden dereinst viele Stadtbesucher die Hände verwerfen, wenn sie diesen biederen 100-Meter-Bau (der auch als „ländliches Seerücken-Regionalschulhaus in Salen-Reuteten“ durchginge) vor der Klosterkirche erblicken. Andererseits hätte die Gelegenheut bestanden, der Moderne einen Schub zu verpassen, um das lebendige Kreuzlingen in den klassischen Mittelpunkt der Stadt zu stellen.

    Kreuzlingens beste Antwort auf die heutige Zeit würde darin bestehen, einerseits in jeder Beziehung anständig auf die Geschichte der Siedlung Rücksicht zu nehmen, gleichzeitig den Mut zu repräsentieren, wie Architektur die Zeit eine Stadt bestimmen kann. Wenn nun ausgerechnet die Stadt auf diese Verantwortung mit Biederkeit bei gleichzeitigem Verlust seines überkommenen geschichtlichen Stadtbildes antwortet, so stimmt etwas nicht, wie sich Kreuzlngen in die Zukunft hineinen versteht. Zumal es zum Teil „hausgemacht“ daher kommt, wie man das Stadtzentrum Hauptstrasse/Löwenstrasse in den letzten 10 Jahren vernachlässigt hat, Brachflächen entstanden sind (Löwen), Kreativität in der Stadt nicht nicht sichtbar wurde, Biederkeit Einzug hielt. Nur die Geschäftswelt versucht mit allen Mitteln zu retten was zu retten ist! Einigen gelingt dies, vielen brachen ab.

    Kreuzlingen braucht einen markanten, zeitgemässen Aufbruch! Ein solcher wird immer auch durch „gute Architektur“ geprägt. Kreuzlingen hat aus Vergangenheit treffliche Bauten vozuweisen, welche die Zeit, in der sind entstanden sind, noch heute gültig repräsentieren. Erinnert sei nur an den fantastischen, mächtigen Fabrikbau an der Wasenstrasse, an das Gebäude der alten Post beim (biederen!) Hauptbahnhof, an das geradezu klassische „Apollo-Lichtspielhaus“-Gebäude an der Konstanzerstrasse. Das sind nur einige architektonische Perlen, die ehemals mutige Generationen vor uns zuwege brachten. Enorm! Selbst das Schreiberschulhaus hat mehr Format, als die bald diesen Schulbau, wie die Campusgegend abschnürende Biederkeit davor.

    Kreuzlingens Mitte ist von Grund auf neu zu definieren, zu gestalten, um ihr ein Gesicht zu geben, das bereits durch architektonische Attraktivität animiert. Eine mutige moderne Stadthausarchitektur an der Hauptstrasse wäre dazu bestens als Vorbild geeignet. Hier muss die Stadt zeigen wie sie denkt, auf die Zeit antwortet, sich zu repräsentieren versteht, eine lebendige Bürgernähe schaffend. Und dann ist da noch die „Kultur“, welche sich in einer „Bildungsstadt“ auch ausserhalb des Campus zeigen sollte. Es begänne – schon oft erwähnt – z.B. mit einer modernen Stadtbibliothek an der Hauptstrasse, einem attraktiven, offenen Buchladen, usw. Nicht zuletzt attraktivere Bäume! Viele Möglichkeiten bieten sich an. Besonders auch für die Jugend!

    Quintessenz: 1. Der Auszug aus der Stadtmitte ist ein betrübliches Fanal der Vernachlässigung des Kreuzlinger Stadtzentrums. 2. Das sich Gebärdenwollen vor der Klosterkirchenkulisse beinhaltet einen historischen Einschnitt in einen offenen, geschichtsmerkmalbestimmenden Stadtraum. Adieu Kreuzlingen!

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    1. Stefan Seger

      So macht abstimmen richtig Spass, denn am Ende wird die, in der Tat knappe, Mehrheitsentscheidung als Zitat:
      „Es geht – abschliessend – weniger um die 5 Stimmen! Wenn sich sogar deutlich mehr als die Hälfte der Abstimmenden „Dafür“ ausgesprochen hätten, wäre die Angelegenheit für Kreuzlingen noch peinlicher.“

      Jetzt darf ich mich also schon als peinlich betiteln lassen:-)

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    2. schiesser

      Nä, Herr Neidhart, jetzt schiessen Sie aber heftig übers Ziel hinaus. Wieso wäre es „peinlich“ gewesen, wenn „deutlich mehr als die Hälfte“ der Stimmenden sich für das Stadthaus ausgesprochen hätten während Sie gleichzeitig ein solches Resultat bezüglich des (abgelehnten) Hallenbades prima gefunden hätten? Ja, wir wissen’s: Weil Sie selbst für das Hallenbad, aber gegen das Stadthaus auf dem Bärenplatz waren/sind. Es ist Ihr gutes Recht, diese Meinung zu haben, aber es ist auch das gute Recht anderer, eine andere Meinung zu vertreten. Die dann quasi als „peinlich“ zu bezeichnen, ist wirklich peinlich. Ganz abgesehen davon, dass die KreuzlingerInnen ja nächstens noch einmal über ein Hallenbad abstimmen werden. Und ich wage die Prognose, dass dieses Projekt gute Chancen hat, akzeptiert zu werden – genau weil es den Massstäben einer kleinen Stadt angepasst sein wird.
      Auch wenn ich das Stadthausprojekt nicht sonderlich geglückt finde, der Kreuzlinger Weltuntergang findet deshalb nicht statt. Der Bärenplatz ist heute kein „Platz“ sondern eine Baulücke. Schön wäre es, wenn diese Lücke künftig nicht durch einen Bau begrenzt würde, dessen Architektur wahnsinnig an Schulbauten aus den 80er Jahren erinnerte. Aber notfalls kann man ja immer noch ein paar schnellwachsende Glyzinen davor pflanzen. Die wachsen das hässliche Teil dann zu.

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  3. Bruno Neidhart

    Wenn Sie, liebe Frau Schiesser, mit „Baulücke“ argumentieren, wird es schwierig! Recht haben Sie allerdings in der Beurteilung dessen, was diese „Baulücke“ letztlich zieren soll: Die „Lücke“ würde ausgefüllt durch einen biederen Bau, durch eine Architektur, die jede optische Attraktivität ausschliesst, gar ins architektonisch Banale greift. Da nützen auch „Glyzinen“ nicht mehr viel – im Gegenteil! Ich sage nochmals klar: 1. Das Stadthaus gehört nicht in diesen, von unseren Vorfahren geschichtlich geerbten Freiraum mit Bezug zur Klosterkirche. 2. Durch den Auszug aus der Stadtmitte kann das Stadthaus nicht mehr durch einen stadtprägenden, attraktiven Neubau zur notwenigen Renaissance des geschäftlich und kulturell (und architektonisch!) neu auszurichtenden Stadtzentrums beitragen. Das mit „Stadthaus versus Hallenbad“ interpretieren sie übrigens nicht ganz wortgerecht, Frau Schiesser. Die beiden Inhalte lassen sich auch nicht vergleichen, haben einen gesellschaftpolitisch und stadtplanerisch unterschiedlichen Stellenwert.

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