SP gegen Asphalt im Park
Kreuzlingen – Die Gemeinderatsfraktion SP/Gewerkschaften/Juso will die Pläne der Stadt, den Radweg im Seeburgpark zu asphaltieren, im Keim ersticken. Auch das Seeufer des Naherholungsgebietes soll velofrei bleiben.
Es gibt nicht wenige, die den Sinn des absoluten Radfahrverbots im Seeburgpark hinterfragen. Dieses gilt für alle Wege ausserhalb des bestehenden Radwegs, welcher neben den Bahngleisen im Schnellgang durch den Park führt. Wer also an einem Dienstagnachmittag im Schritttempo durch den menschenleeren Park zum Wasser zuckelt, riskiert eine Busse. Schliesslich bezahlt die Stadt Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes, um hier unter anderem für diesen Zweck zu patroullieren. Handlungsbedarf besteht also, da sind sich sicher viele Kreuzlinger einig.
Aber herzugehen und den ganzen Radweg plus eine Route direkt am Ufer entlang für Radler zu asphaltieren? Das geht der SP dann doch zu weit. Sie wehrt sich gegen die Pläne, welche Tiefbauchef Sandro Nöthiger an einer Sitzung der Kommission Werke, Bau und Umwelt im Oktober geäussert habe. Dies geht aus einem Vorstoss hervor, welchen die Sozialdemokraten an der vergangenen Gemeinderatssitzung einreichten.
Nöthiger widerspreche damit klar den Vorschriften des Richtplans Seeburgareal. Dieser sehe einen «naturverbundenen Park» vor, ohne versiegelte Wege. Das Seeufer solle gemäss Richtplan Fussgängern vorbehalten bleiben. «Ökologie vor Technik», nennt die Fraktion das Motto, welches für sie hier gelte.
«Ist der Stadtrat bereit, dem Richtplan Folge zu leisten, insbesondere was die Führung und Materialisierung der Radwege betrifft?», so die schriftliche Anfrage an den Stadtrat abschliessend.
Radfahren hat in den vergangenen Jahren eine veritable Renaissance erlebt. Radfahren ist heute zu einem touristischen, aber auch – nicht zu vergessen! – innerörtlichen Markenzeichen (auch in Naherholungsbereichen!) geworden. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Viele Orte profitieren davon. Besonders rund um den See. Die heutige seeferne Radstreckenführung im Bereich Kreuzlingen ist eher so ausgelegt, dass Radfahrer die Stadt unsichtbar schleunigst wieder verlassen sollten. So werden attraktive Punkte am Kreuzlinger Seeufer ausgelassen – wie: Fischerhaus, Seegarten, Segelhafengelände, Seemuseum, Schloss, Tierpark, Aussichtsturm, usw.
Wenn nun das städtische Tiefbauamt die Idee entwickelt, den Radfahrern eine (befestigte) Strecke zur Verfügung zu stellen, die örtlich auch einen direkteren Bezug zum See beinhalten könnte, ist das grundsätzlich nicht zu verwerfen. Erweiterte Vision: bereits ab Grenze Bottighofen und fortführend bis zum Kreuzlinger Schifffahrtshafen sollte eine seenähere Streckenführung durchaus mal erwogen werden. Sie hätte den Charme, dass alle oben angeführten „attraktiven Punkte“ an der Strecke liegen würden (Punkte, die jeweils eine Abstellfläche für Radtouristen auszuweisen hätten!).
Was den Bereich „Seeburgpark“ betrifft ist zwischen dem alten, ursprünglichen Parkgelände mit Schloss Seeburg, Aboretum, Kräutergarten Rausch, Rosengarten, Kastanien-Parkallee, usw., sowie dem nachträglich ab ursprünglichem Seeweg aufgefüllten, zum neuen Ufer hin begrünten, bepflanzten Gelände zu unterscheiden. Das historische Parkgelände sollte als botanisch inspirierte Ruhezoge umfänglich erhalten bleiben. Im aufgefüllten Bereich ist durch eine geschickte Streckenführung ein befestigter Radweg jedoch durchaus vorstellbar (Wobei sich verständlicherweise Fussgänger und Radler nicht in die Quere kommen sollten!).
Eine erweiterte Radwegplanung im Seeuferbereich „schon im Kein zu ersticken“ ist grundsätzlich keine Antwort auf das notwendige Aufnehmen und Bewerten von neuen Verkehrs- und Lebensgewohnheiten der Bevölkerung, um wenigstens mal zu hinterfragen, wie weit auf diese Entwicklung auch am unmittelbaren Kreuzlinger Seeufer einzugehen wäre. SP: „Ökologie vor Technik“. Na ja – mal anders gefragt: Sind heute zwischen „Ökologie“ und „Technik“ denn keine Bezüge vostellbar, die neue Daseinsgewohnheiten für alle postiv befördern könnten? Es kommt dabei wie immer bei einer solchen Fragestellung darauf an, wie geschickt damit umgegangen, etwas geplant und schliesslich realisiert wird, um vielen Ansprüchen zu genügen.
Das geht schon gar nicht.
Noch weiss man zu wenig konkret, was tatsächlich geplant ist, Vorsorglich – und das ist höchst angebracht – hat die SP ihre Bedenken geäussert. Der bestehende internationale Radweg durch den Seeburgpark ist momentan gut zu befahren; jedenfalls spricht überhaupt nichts dafür, ihn zu asphaltieren. Früher wurde er zu stark mit einer Kiesschicht versehen, was für den Velofahrer ungemütlich werden konnte. Ein Naturweg -. auch wenn im Sommer stark frequentiert – passt sehr wohl in diesen einmaligen Park am See. Weitere Wege in die Überlegung für einen Asphaltbelag einzubeziehen, das geht schon gar nicht! Ich glaube auch nicht, dass Herr Nöthiger ernsthaft solche Schnellwege anlegen will.
Fazit: Es braucht rasch ein Klärung durch die Bauverwaltung, was Sache ist!