Ein Flickwerk!
Leserbrief – MIV = schlecht, ÖV und LV = gut. Mit den Abkürzungen sind gemäss dem in der Vorlage zitierten Agglomerationsprogramm Kreuzlingen-Konstanz folgende Verkehrsteilnehmer gemeint: MIV = Motorisierter Individualverkehr = Auto = schlecht. ÖV ist klar, LV meint den Langsamverkehr, Velos und Fussgänger. (Peter Wiedl, Scherzingen, teuerzahler auch in Kreuzlingen)
Der Nutzen bei rund acht von zehn der vielen, geplanten Massnahmen lautet «Verbesserung des Modal-Splits zugunsten des LV». Modalsplit ist die von den Planern und den Auftrag gebenden Behörden vorgesehene Aufteilung des Verkehrs, also zu Gunsten des Langsamverkehrs. Klartext: Die Autofahrer sollen durch «verkehrsberuhigende» Massnahmen (= künstlicher Stau) zu Velofahrern und Fussgänger gemacht werden, die den ÖV benutzen.
Wollen und können Sie umsteigen auf ÖV oder Velo? Oder wollen wir uns die Freiheit erhalten, unser Transportmittel frei zu wählen? Ich will ohne Konsequenzen wählen können. Denn wie die 12’500 bis 17’000 Autofahrer täglich auf der Romanshornerstrasse muss auch ich pünktlich zum Ziel gelangen und nicht nur die Bus-Benutzer. Dafür zahle ich Steuern und Verkehrsabgaben. In den Bussen sitzen außer in den Stosszeiten jeweils nur drei bis acht Passagiere, deren Tickets wir dann auch noch mit 50 Prozent Steuergeldern subventionieren (Quelle: Preisüberwacher).
Wie lange machen das die Steuerzahler und Autofahrer noch mit? Wenn der Stadtpräsident und der zuständige Stadtrat die Sanierung der Romanshornerstrasse als dringend notwendig und nur positiv begründen und wenn bei ihren Auftritten nie Zeit bleibt, um Einwände und Fragen geltend zu machen, ist das unzulässige Taktik. Meiner Meinung nach handelt es sich nach dem Boulevard bei dieser Vorlage um ein weiteres Flickwerk, weil ein ganzheitliches Verkehrskonzept mit klaren Vorgaben fehlt. Eine Verlangsamung auf Tempo 30 km/h ist nicht zukunftsweisend. Weitsichtig ist hingegen, dass bereits 2025 zehn Prozent Elektroautos verkehren (Quelle: NZZ), weiter ansteigend.
Kein Lärm und keine Abgase mehr! Dieser Aspekt fehlt im Agglomerationsprogramm und in der Vorlage. Wie am Frauenfelder Bahnhof könnte auch in Kreuzlingen eine Express-Strasse für die Autos unterirdisch verlaufen, während der LV und ÖV oben bleibt. Mindestens mit Tempo 50 km/h durch Kreuzlingen, und das zu jeder Tageszeit: das würde die übrigen Strassen entlasten und einem weitsichtigen Teilkonzept entsprechen, das den Menschen und einer ökologischen Wirtschaft dient.
Weil ein ganzheitliches Verkehrskonzept fehlt, empfehle ich die Ablehnung der Vorlage. Am liebsten mit mehr als fünf Stimmen Unterschied!