Mammut-Prozess startet am Montag
Kreuzlingen – Am Montag ist Prozessauftakt im Mordfall Kümmertshausen. 14 Personen sind angeklagt. Es geht um den gewaltsamen Tod eines Rentners vor sieben Jahren, um Menschenschmuggel, um Drogengeschäfte, Erpressung und weitere Delikte.
Zum Verhandlungsbeginn am Montag erwartet Bezirksrichter Thomas Pleuler Riesenandrang im Kreuzlinger Rathaus. Dort wird getagt, damit das Bezirksgericht nicht blockiert ist durch diesen auf mehrere Monate angesetzten Strafprozess, einen der aufwändigsten und komplexesten aller Zeiten im Thurgau. Im November erst sind die Urteilseröffnungen geplant.
Die erste Woche dient allein dazu, die Gültigkeit der Anklagen und zusätzliche Beweisanträge zu prüfen, erklärt Pleuler. Dort, wo sonst der Gemeinderat tagt, sind zu Beginn alle 14 Angeklagten und ihre Verteidiger geladen. Auf die Vorfragen folgen weitere sechs Tage, an denen das Gericht die Beweise aufnimmt.
Im Zentrum des Strafprozesses steht der Tod eines 53-jährigen Schweizers im Weiler Löwenhaus bei Kümmertshausen. Er soll es mit dem Gesetz nicht so genau genommen, Drogen verkauft und bei sich gelagert haben. Doch sein Herz sass wohl am rechten Fleck: Um einem Freund zu helfen, hat er sich augenscheinlich mit einer hochkriminellen Bande angelegt, deren Boss laut Anklageschrift schlussendlich drastische Massnahmen anordnete, um den Gegner zum Schweigen zu bringen.
War die Tötung geplant?
Die Staatsanwaltschaft klagt im Zusammenhang mit der Tötung vier Personen an. Zwei weiteren, in der Türkei festgenommenen Personen, wird dort der Prozess gemacht. Diese beiden sollen das Opfer gemäss Anklageschrift überwältigt und so fest geknebelt und gefesselt haben, dass der Mann innert weniger Minuten das Bewusstsein verlor und schliesslich erstickte. Vor Ort beteiligt gewesen sein sollen auch ein Fahrer, für den die Staatsanwaltschaft 15,5 Jahre Haft fordert, ein Helfer und ein weiterer Mittäter. Zwei Männer kommen als Drahtzieher in Frage, ein im Irak geborener Mann und ein Türke. Sie seien mit 20 Jahren Haft zu bestrafen.
Das Gericht wird vor allem klären müssen, ob es sich um eine geplante Tat oder einen Auftragsmord handelte.
Kiloweise Heroin gedealt
Im Zuge der Ermittlungen deckte die Staatsanwaltschaft weitere kriminelle Machenschaften der Gruppierung auf. Die Tat stehe im Zusammenhang mit Drogen und Menschenschmuggel. Der mutmassliche Kopf der Bande habe laut Anklageschrift in etwa eineinhalb Jahren 900’000 Franken verdient, in dem er Autos, Fahrer und Zubehör organisierte, um Menschen in westeuropäische Länder zu schleusen. Wenn Mitglieder der Band Heroin kauften, dann kiloweise. Für mehrere Schweizer Angeklagte sollen sie mit Gewalt Geld eingetrieben oder Menschen zum Schweigen gebracht haben – ein kriminelles Netz von mehreren Personen mit zahlreichen Querverbindungen, laut Staatsanwaltschaft eine «gut organisierte, kriminelle Gruppierung», die in unterschiedlichen Konstellationen arbeitete.
Deswegen sind die Hauptverhandlungen in Blöcke unterteilt. Das Gericht zog einzelne Sachverhalte zusammen, etwa einen Block, der sich fast nur mit den Vorwürfen der Erpressungen befasst. Auf diese Weise müssen nicht immer alle Parteien anwesend sein.
Alle Verhandlungen sind öffentlich. Wie das Bezirksgericht mitteilt, können die Polizeikontrollen am Eingang mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Interessierte Besucher müssen sich aus Sicherheitsgründen ausweisen und erhalten vorgängig Platzkarten.
Das Bezirksgericht hat die voraussichtlichen Verhandlungsdaten sowie die Informationen über den Zutritt zum Gerichtssaal im Rathaus im Internet publiziert (www.bezirksgericht.tg.ch).