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Konfrontation tourt durchs Land

Kreuzlingen – Das «Ethik Atelier» reist durch die Schweiz um an Schulen eine Plattform für die Interaktion verschiedener Meinungen und Anliegen zum Thema Migration zu bieten.

Der Züricher Jurist und Philosoph Dr. Johan Rochel hat sich auf Fragen der angewandten Ethik, insbesondere der Migration in der Europäischen Union, spezialisiert.  Das von Dr. Rochel ins Leben gerufene «Ethik-Atelier» ist ein gemeinnütziges, nationales Projekt. Es soll in erster Linie eine Debatte und Reflexion über gesellschaftliche Werte stimulieren. Diese «gesellschaftliche Ethik» hat keine politische Färbung und will keine «richtige» ethische Lösung finden, vielmehr möchte sie einen Raum erschaffen, der offen für alle Wertevorstellungen ist. Das Projekt wird unter anderem von der Eidgenössischen Kommission für Migration, dem Kanton St. Gallen und zahlreichen Stiftungen unterstützt. Grenzübergreifende Unterstützung erhielt das Projekt von dem Konstanzer Verein «Refugee Law Clinic». Hinter dem Verein steht eine Gruppe Konstanzer Jurastudierenden und –promovierenden, die eine kostenlose Rechtsberatung für Geflüchtete anbieten. Vom 6. bis 10. März war das Projekt in der Pädagogischen Maturitätsschule zu Gast in Kreuzlingen. Die ganze Woche über kamen Schulklassen, politische Entscheidungsträger und lokale Vereine zusammen, um über die Herausforderungen der Migration aus ethischer Perspektive zu diskutieren.

Ethik Atelier

Perspektivenwechsel: Eine Teilnehmerin des Diskussionsabend aus Kreuzlingen an der Grenzwächter-Pforte.

Einleitend veranstaltete das «Ethik Atelier», vertreten durch Stefan Egli, in Zusammenarbeit mit der «Refugee Law Clinic Konstanz», einen offenen Diskussionsabend. Thematisiert wurde hierbei die Fragestellung «Guter Flüchtling, schlechter Flüchtling?».
Zwölf Teilnehmer unterschiedlichen Alters wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen beschäftigten sich mit der Frage «Wer bekommt Asyl und wie viel?», der einzige Unterschied: einmal aus der Perspektive eines Grenzwächters und einmal aus der Perspektive eines Fliehenden.

Diskussionspotential war vorprogrammiert
Ist Hunger ein Grund für Asylgewährung? Ist Asyl geografisch abhängig? Welche Emotionen stecken hinter migrationsfeindlichen Aussagen? Sind Angst vor Veränderung und neuen Kulturen vereinbar mit der Verantwortung zur Solidarität? Die Auseinandersetzung mit Fragen wie diesen ist ein erster Schritt, um sich eine eigene, nicht medial vorgefertigte Meinung zu dieser äusserst aktuellen Thematik zu schaffen. Eine Lösung der Zuwanderung von Menschen aus Krisengebieten gibt es nicht, ebenso wenig können wir von heute auf morgen die Welt retten.

Ethik Atelier

Karl Kohli, beim Diskussionsabend «Guter Flüchtling, schlechter Flüchtling?»

Dennoch, so auch Karl Kohli, Vereinsvorsitzender der «Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau»: «Wir können in unserem Umfeld versuchen einander zu helfen». Der erste Schritt dies zu tun ist miteinander zu kommunizieren, aufeinander zuzugehen und versuchen einander zu verstehen, hierbei sind sich alle Teilnehmenden einig gewesen.

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