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Teurer Vertrauensvorschuss

Kreuzlingen – Ein schnelles unkompliziertes Darlehen versprach die Kreditvermittlung Top-Money. Vermittelt bekommen hat Jeanette Städler nur ein paar Prospekte und verloren gegangenes Geld. Den versprochenen Kredit erhielt sie jedoch nie.

Viel Papier um nix: Die Unterlagen, welche sie von der Kreditvermittlung erhielt, sahen so glaubwürdig aus, dass Jeanette Städler bereitwillig zwei Zahlungen im Voraus tätigte. (Bild: ek)

«Im Nachhinein kommen mir natürlich viele Sachen komisch vor», erzählt Jeanette Städler bei einer Tasse Kaffee in ihrer Mietwohnung. Etwa dass alle Ansprechpartner nur Hochdeutsch sprachen oder das Konto für die Vorauszahlung in Deutschland lag. Doch vor drei Wochen, als sie eine Werbung auf Facebook für eine schnelle und unkomplizierte Kreditvermittlung anklickte, kam ihr noch alles seriös vor.

Das schnelle Geld winkt
«Eigentlich brauche ich gar kein Geld, ich habe weder Schulden noch plane ich eine grössere Anschaffung», erzählt die Kreuzlingerin. Aufgrund ihrer Arbeitsunfähigkeit bezieht sie ein bescheidenes Einkommen von der Sozialversicherung. «Es reicht für mich und meinen Sohn.» Dieser plant jedoch einen längeren Auslandsaufenthalt für die Schule. Da kam ihr die einfache Möglichkeit eines finanziellen Polsters für einen allfälligen Notfall gerade recht. Doch anstatt einer materiellen Sicherheit wird sie die nächsten Monate den Gütel noch enger schnallen müssen. 575 Franken hat sie an Verarbeitungsgebühren überwiesen für einen in Aussicht gestellten Kredit. «Anfangs wollte ich nur 3000 Franken leihen», so Städler. Der Berater von Topmoney erklärte ihr, das unter 5000 Franken nichts vermittelt werde. «Da einigten wir uns gleich auf 7500 Franken», erinnert sie sich zurück. Städler war dann auch erfreut, als sie zügig einen positiven Bescheid per Post erhielt von der Firma mit Sitz in Zug. Eine Bank sei gefunden worden, jetzt müssten nur noch persönliche Unterlagen wie Ausweis und Kontoauszug zugestellt und die Bearbeitungsgebühren gezahlt werden, dann erhalte sie umgehend den Kredit. «Die erste Gebühr war so verabredet, doch wurde ich aufgefordert, auch gleich noch die erste Rückzahlung in gleicher Höhe zu tätigen», sagt Städler.

Daraufhin erhielt sie auch umgehend einen Vertrag zwischen ihr und der in Lugano ansässigen Bank «Letramministrazione» samt Hochglanzbroschüre zugesandt. «Das ging alles sehr schnell, innert drei Tagen war die Sache abgewickelt, und ich musste nur noch auf mein Geld warten», so die alleinerziehende Mutter. Doch sie wartete vergebens aufs Geld.

Unhöflich abgewimmelt
Nach einer Woche wurde sie langsam stutzig und fragte höflich bei ihrem Vermittler nach dem Verbleib der versprochenen 7500 Franken. Bei Top-Money war es jedoch plötzlich vorbei mit der Freundlichkeit. Der Eingang der Vorauszahlungen wurde ihr zwar bestätigt, damit war die Sache dann auch erledigt. Die Vermittlung hätte stattgefunden, der Rest sei nicht mehr Angelegenheit von Top-Money, wurde ihr ausgerichtet und sie daraufhin schnell abgewimmelt. Beim dritten Anruf hiess es dann: «Wir dürfen nicht mehr mit ihnen reden.» Auch an die angebliche Tessiner Bank mit der ansehnlichen Adresse im Zentrum von Lugano schrieb sie einen Brief. Doch der Umschlag kam ungelesen zurück mit dem Post-Vermerk: «Empfänger konnte unter angegebener Adresse nicht ermittelt werden.» Da wurde ihr klar, dass sie ihre 560 Franken wahrscheinlich nicht wiedersieht.

«Ich war einfach naiv», ärgert sie sich über ihre Kurzschlusshandlung. Sie kann sich vorstellen, das es vielen anderen Geschädigten ähnlich geht. Daher möchte sie nicht schweigen und sich schämen, sondern andere warnen. «Wenn ich mit meiner Geschichte wenigstens andere vor dem gleichen Fehler bewahren kann, war das Geld nicht ganz verloren», so Städler. Denn hätte sie sich ein wenig mehr Zeit genommen und auch die letzte Zeile im Kleingedruckten auf der Homepage gelesen, wäre sie vielleich früher stutzig geworden. Dort steht nämlich ausdrücklich: «topmoney vergibt bzw. vermittelt keine Kredite.»

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