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Offensive beim ÖV gefordert

Kreuzlingen – Die SP Kreuzlingen lanciert eine Petition zum Stadtbus. Die Sozialdemokraten bekämpfen damit die Preissteigerung um fast die Hälfte mehr, welche seit Dezember für Einzelfahrten gilt. Auch die Linie nach Tägerwilen soll erhalten bleiben.

Die Preiserhöhung bei den Stadtbussen sorgte vielfach für Unmut. Jetzt hat die SP eine Petition dagegen lanciert. (Bild: zvg)

«Heutige und künftige Nutzer werden vergrault», schreibt die SP in ihrer Petition über den Fahrplanwechsel des Kreuzlinger Stadtbusses. Seit dem 11. Dezember kostet nämlich eine einzelne Fahrt für einen Erwachsenen 3,20 Franken statt wie zuvor 2,30 Franken. Abos sind nicht so stark von der Erhöhung betroffen: 48 Franken statt 42 Franken löhnt der Fahrgast seitdem beispielsweise für ein Monatsabo innerhalb der Zone 256 (Stadtgebiet Kreuzlingen).

Die Preisgestaltung liegt beim Tarifverbund Ostwind. Trotzdem richten die Sozialdemokraten nicht nur an diesen ihre Forderung, sondern auch an die Stadt Kreuzlingen und die Gemeinde Tägerwilen. Die Kommunen sollen sich beteiligen, damit die Bürger billiger fahren. Bleibt alles wie es ist, seien die Auswirkungen fatal, findet der Petitionär und ehemalige SP-Gemeinderat Walo Abegglen: «Eine solche Preissteigerung ist Gift und Rückschlag zugleich für die Attraktivität unseres Stadtbusses. Sie ist in dieser Grössenordnung – ohne Leistungszuwachs – durch nichts zu rechtfertigen.»

Zweites Anliegen der ÖV-Petition der SP ist es, die defizitäre Linie Kreuzlingen-Tägerwilen zu stützen. Zuletzt genehmigte der Kreuzlinger Gemeinderat 2014, die Linie vier weitere Jahre mitzufinanzieren. Bald könnte die Zukunft der Linie 907 also erneut auf den Tisch kommen. 165’000 Franken Defizitgarantie trägt die Stadt Kreuzlingen zurzeit jährlich. Auch Tägerwilen zahlt mit, anteilig der Fahrgastzahlen. Die SP fordert in ihrer Petition, die Linie sei ohne Zeitbegrenzung fortzuführen. Abegglen: «Sie ist erklärter Bestandteil des bewilligten Agglomerationsprogramms Kreuzlingen-Konstanz – und nur schon mit Blick auf eine neue Schwimmhalle in Kreuzlingen ist der Bus unverzichtbar.»

Als dritten Punkt fordern die Petitionäre mehr Schub und Unterstützung für den Stadtbus. «Die stadträtliche Buskommission ist wichtig und bemüht, sie genügt aber alleine nicht», kritisiert Abegglen. Bessere Strukturen und Ressourcen in der Stadtverwaltung selber sowie «tatkräftige Anwälte» für den öffentlichen Verkehr vor Ort und eine umfassende Marketing- und Kooperationsstrategie mit Dritten (Schulen, Grossverteilern, Unternehmen, Bädern etc.) seien nötig. Für ihn steht fest: «Nur so erhöhen wir die Nutzerzahlen, nur so wird der Bus zum Verkehrsmittel für alle, nur so steigt auch der Kostendeckungsgrad.»

Die Petition wurde beim Kreuzlinger Stadtrat, beim Gemeinderat von Tägerwilen und dem Tarifverbund Ostwind eingereicht. Sie kann hier heruntergeladen werden.

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2 thoughts on “Offensive beim ÖV gefordert

  1. Frischknecht Ernst

    Eine Initiative der SP , die aktuelle Probleme beim Namen nennt! Die Preise für eine Einzelfahrt im Bus von Fr. 3.20 sind schwer verständlich. Hinzu kommt, dass der Ostwindverbund mit willkürlich neuen Zonen die Preise klammheimlich nochmals erhöht hat.
    Völlig unverständlich ist, wie devot die Stadt gegenüber Forderungen des Gewerbes nach immer mehr Parkplätzen reagiert. Es müsste doch einmal Klartext gesprochen werden: Die Mühe der Detaillisten hat nichts mit fehlenden Parklätzen zu tun, sondern mit dem grossen Bruder nebenan. Hier ist Innovation gefragt und nicht Parkfläche! Die Forderungen der SP nach mehr kompetenten Anwälten für den öV ist gerechtfertigt.
    Klartext hiesse zum Beispiel:
    1. Parkflächen zugunsten der Velofahrer freimachen als Fortsetzung des neuen Radwegs vor Klein-Venedig
    2. Parkflächen freimachen zugunsten der Velofahrer an der Bahnhofstrasse/Helvetiaplatz
    3. Entfernen der störenden Schwellen zugunsten aller Busnutzer und Nutzerinnen an der Hauptstrasse Richtung Zoll

    Antworten
    1. Alexander Salzmann, Gemeinderat FDP

      Werter Herr Frischknecht
      Besten Dank für ihre Meinungsäusserung. Auch wenn wir oft nicht gleicher Meinung sind, so schätze ich ihr und das Engagement aller, die sich für das Wohl der Stadt einsetzen.
      Wir haben einen sehr guten öffentlichen Verkehr in unserer Stadt, mit einem Viertelstundentakt auf der ganzen Fläche. Der seit 20 Jahren stetige Ausbau des öffentlichen Verkehrs hat aber nicht dazu geführt, dass die Leute im gleichen Masse von Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen sind. Dies kann man an den allerorten sinkenden Kostendeckungsgraden des öffentlichen Verkehrs nachlesen. Die steigende Differenz trägt der Steuerzahler, also alle, auch diejenigen, welche nie mit dem ÖV fahren. Es ist jedermann klar, dass in einer Stadt unserer Grössenordnung der ÖV niemals kostendeckend sein kann, das verlangt ja auch niemand, aber es kann auch nicht sein, dass wir diesen immer mehr ausbauen und den Steuerzahler immer mehr belasten. Es gilt hier die Balance zu wahren und nicht in Extreme zu verfallen.
      Und nun zu den Parkplätzen. Die bewirtschafteten Parkplätze sind eine Goldgrube in dieser Stadt; Parkgebühren und Parkbussen belaufen sich auf CHF 2-3 Millionen pro Jahr. Wenn wir diese nicht unsinnigerweise zweckgebunden hätten in Parkierungsanlagen könnten wir den Steuerzahler damit erheblich entlasten. Einfach Parkplätze wegzunehmen und dann hoffen, dass der ÖV etwas voller wird, ist lenkend und widerspricht meiner liberalen Haltung. Der ÖV muss von seiner Qualität her überzeugen, und nicht per Zwang gefüllt werden. Parksuchverkehr ist zu vermeiden. Wir geben zu Recht viel Geld für den ÖV in dieser Stadt aus, aber alles sollte im Mass sein. Maimalforderungen sind hier fehl am Platz. Wer soll denn diese Forderungen finanzieren? Aber am Schluss noch eine Gemeinsamkeit: Ich stimme ihrer dritten Forderung vollständig zu.

      Mit besten Grüssen
      Alexander Salzmann

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