Bodenseefischer wünschen sich mehr Phosphor im See
Bodensee – Die Bevölkerung am Bodensee zeigt mit ihren Unterschriften eine riesige Solidarität mit den Berufsfischerei-Betrieben. Viele davon stehen vor dem betriebswirtschaftlichen Ende. Denn die Felchen sind rarer geworden und wachsen massiv langsamer. Damit es wieder mehr und grössere Felchen gibt, sollte der Phosphorgehalt auf die kürzlich im interdisziplinären IBK-Dialogforum abgesprochene Zielgrösse von mindestens zehn mg/m3 erhöht werden.
Aufgrund sinkender Fangerträge in den vergangenen Jahren – vor allem beim Brotfisch Felchen – sind einige Berufsfischerfamilien existentiell bedroht. Ein Hauptgrund aus Sicht der Fischerinnen und Fischer ist der Rückgang des Nährstoffangebotes im Bodensee
2014 haben sich die Berufsfischerverbände aus Bayern, Baden, Württemberg, Thurgau, St. Gallen und Vorarlberg dazu entschlossen, mit der Kampagne «Der Bodensee – Ein Juwel hungert» auf diese Situation aufmerksam zu machen und ein aktives Nährstoffmanagement am Bodensee zu fordern.
Dank zahlreicher Sponsoren aus der Gastronomie, Landesfischereiverbänden, Gemeinden sowie Privatpersonen konnte die Aktion finanziert werden. Dabei wurden auch Unterschriften gesammelt, die zeigen sollen, dass der Fischrückgang nicht nur die Berufsgruppe sondern letztlich auch den Konsumenten betrifft. Dies wurde auch durch die zahlreichen Unterstützungen ersichtlich.
Eine Folge der Aktion war die Einberufung eines internationalen Dialogforums der unterschiedlichen Interessensgruppen am Bodensee, unter der Leitung der Internationalen Bodenseekonferenz IBK. Dabei konnte ein Konsens in Bezug auf den Zusammenhang von Fischertrag und Nährstoff erzielt werden. Die Berufsfischer werten dies als Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sind noch etliche Fragen offen geblieben.
In seinem Vortrag betonte Dr. Erich Staub, ehemaliger Leiter der Sektion Fischerei BAFU: «Phosphat bleibt eine zentrale Stellschraube für das Wachstum der Felchen und den Berufsfischerertrag. Die im IBK-Dialogforum festgelegte Zielgrösse von mindestens zehn mg/m3 für den Phosphorgehalt im Bodensee wird derzeit deutlich unterschritten. Hier braucht es rasch eine Zielanpassung. Nur wenn diese nicht zielführend wäre, müsste man sich die Frage stellen, wie die in der Gastronomie um den Bodensee fehlenden 500‘000 Kilogramm Bodenseefelchen mittels Aquakultur produziert werden könnten.»
Mit der Übergabe der 25’766 Unterschriften an Vertreter der einzelnen Landesregierungen wollen die Berufsfischer untermauern, dass die Untersuchungen zur Klärung der offenen Fragen vorangetrieben werden müssen. Für den Erhalt der Berufsfischerei und damit auch der Verfügbarkeit eines regionalen Lebensmittels sind kurzfristige und langfristige Strategien notwendig.