Stadtrat empfiehlt Traglufthalle
Kreuzlingen – Am Donnerstag berät der Gemeinderat über die Zukunft der Bodensee-Arena. Um eine Dauervermietung an das Fernsehen über mehrere Jahre möglich zu machen, muss er den Baurechtsvertrag ändern. Die Einnahmen könnten dem Ausbau für den Eissport dienen – zum Beispiel mit einer Traglufthalle über Eis auf dem Parkplatz.
Zusammen mit dem Vorstand der Bodensee-Arena, den Eissportvereinen und Gemeinderäten hat der Stadtrat vier Modelle für die Zukunft der Eis- und Eventhalle erarbeitet. Dies teilten Stadtpräsident Andreas Netzle und Vize-Präsidentin Dorena Raggenbass heute den Medien mit.
Das ist die favorisierte Variante: Das Geld aus Leutschenbach für die Einmietung des Schweizer Fernsehens (SRF) in die Bodensee-Arena (BA) von September bis April soll eine Traglufthalle finanzieren. Diese könnte auf dem Parkplatz der BA von September bis März eine zweite Ausseneisfläche überdecken und vor allem dem Eishockey-Training dienen. Insgesamt neun Monate Kunsteis, davon sechs Monate auf zwei Normfeldern pro Jahr wären so möglich. Zum Vergleich: Im 2016 gab es drei Monate Eis auf zwei Feldern. Auch weitere Massnahmen, die für den Eissport nötig sind, weil das Fernsehen sich einmietet, müsste die BA aus diesen Einnahmen finanzieren. Gemäss Raggenbass etwa eine Tribüne oder ein Übergang in die Arena.
Um dem Gemeinderat eine solide Entscheidungsbasis zu bieten, liegen der Botschaft «Hochrechnungen» bei, sagte Netzle. Gegenüber heute könnte die Rechnung der Eishalle mit dieser Kompromisslösung um rund 200’000 Franken besser ausfallen – und gleichzeitig der Bevölkerung bzw. den Vereinen einen deutlichen Mehrwert bieten. Auch Schulen wie der neue «Talent-Campus Bodensee» würden profitieren. Die Sportschule will ihren Bereich Eishockey ausbauen und neu in Kreuzlingen statt in Romanshorn betreiben.
Die Botschaft enthält drei weitere Lösungen. Netzle: «Sich diametral gegenüber stehen der Vorschlag von der Vermietung ans Fernsehen ohne weitere Eisflächen und das Projekt der Eissportvereine für ein ‹Kompetenzzentrum Eissport›. Hier gilt entwede-oder. Beides geht nicht.»
Das Kompetenzzentrum sieht Eis ohne TV vor. Events wären weiterhin möglich. Hier ist man sich über die Kosten nicht einig: Die Hochrechnung der Stadt fällt weitaus teurer aus als die der Eissportvereine.
Die letzte Variante gleicht der Kompromisslösung des Stadtrates, legt den Schwerpunkt aber auf die öffentliche Eisnutzung. Für diese müssten die Eissportvereine Abstriche machen.
Netzle ist sich jedenfalls sicher: «Wenn der Gemeinderat die Nutzungserweiterung im Baurechtsvertrag ablehnt, verabschiedet sich das Fernsehen ganz aus Kreuzlingen.»
Tennishalle wird frei
Die Kompromisslösung geht von rund einer Million Franken Investitionskosten aus, welche die BA tragen müsste. Die Stadt müsste aber weiterhin gemäss Finanzplan investieren. Raggenbass: «Unter anderem ist schon lange eine Lagerhalle geplant.» Möglichkeiten könnte auch der Wegzug des Nachbarn Tennishalle eröffnen. Diese plant einen Neubau im Seezelg. «Dann wäre eine Nutzung des bestehenden Gebäudes möglich, als Bewegungshalle, Foyer für Grossveranstaltungen oder auch in Zusammenarbeit mit dem ‹Talent-Campus› als Mensa», so die Stadträtin.
Das Stichwort heisst 2027! Es ist dies der Zeitpunkt, an welchem sich die SRF-Truppe nach heutiger Aussage verabschieden würde. Was dann mit der Eishalle geschieht, ist bis heute stadtseits unbekannt. Vor allem nicht, ob diese Sporteinrichtung auf Klein Venedig bleiben kann, ist doch das Areal längerfristig über die Grenze hinweg als freies Erhohlungsgebiet vorgesehen. Ein erster (europaweiter) Wettbewerb dazu fand bereits statt. Das verschwinden des Sports aus diesem Gebiet beträfe besonders auch den Fussball.Ebenso die Hallen-Tennisanlage. Die Stadt deutete vor kürzerer Zeit an, dass auf „Seezelg“, beim offenen Schwimmbad im Osten der Stadt, der Sport dort weiter konzentriert werden könnte, nach dem die Idee Döbeli – oder Töbeli oder Döbele! – aufgrund einer Vereinbarung mit Konstanz als nicht mehr realistisch erscheint. Einzig die AS Calcio, die auf dem Döbeli zuhause ist, könne ihr Sportgelände noch minimal erweitern. Die Kleingärten indes bleiben.
Somit wäre heute der Zeitpunkt gegeben, dass die Stadt planerisch verbindlich erkärt, was nach 2027 in dieser Sachlage zu geschehen hätte. Wenn ab 2027 der allgemeine Sportexodus aus Klein Venedig tatsächlich stattzufinden hätte, so müsste heute in die Planung einfliessen, was in den kommenden wenigen Jahren auf Klein Venedig sportbezogen noch sinnvoll zu investieren wäre. Andererseit müssten gleichzeitig konkrete Schritte eingeleitet sein, auf Seezelg vor zu planen. Dies beträfe besonders den Fussball. Wo dann letztlich eine neue Eisportanlage entstehen könnte, der eine gewisse Nähe zu Konstanz zu unterlegt ist, da von dort wesentlicher Zulauf besteht, ist bis dato nicht ersichtlich. Hier müsste eine Recherche rasch beginnen.
Die heutige Eishalle ist viel zu gross geraten. Sie war nie als Event-Halle konzipiert. Und besonders nicht als Fernsehstudion. Die Eishokey-Träume (HC Thurgau) haben sich damals nicht als realistisch erwiesen. Und Konstanz hat das sinkende Schiff (Beteiligung) schon lange verlassen. Somit könnte folgende Überlegung einfliessen: Sollte die Eisportanlage auf Klein Venedig etwa verbleiben, könnte mit einem kreativen Rückbau auf eine bescheidenere, zweckdienlichere, kleinere Sportanlage für die kommenden 30 Jahre bereits heute begonnen werden. Verschwände andererseits 2027 das Eis von Klein Venedig, wäre die günstigste Variante zu planen, wie denn die kommenden 10 Jahre investiv sinnvoll zu überbrücken sind. Der Schwerpunkt beträfe hier zentriert eissportliche Belange (zwei Eisfelder). Für den SRF wäre dann kein Platz mehr. Gleichzeitig ist über die Grenze hinweg zu orten, ob nicht doch „irgendwann“ eine Beteiligung als Gemeinschaftswerk denkbar ist, wird doch regelmässig von „guten Beziehung“ geredet. Hier könnte der Beweis angetreten werden, zumal – wie bereits erwähnt -, der Zustrom zur Eissportanlage aus der Nachbarstadt bedeutend ist. Die vereinsorganisierten Eissportler beider Städte sind bereits heute miteinander verbunden.