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Kreuzlingen auf der Couch

Kreuzlingen – Der Künstler Markus Brenner schafft ein Objekt, das die Psychoanalyse (wieder) in die Stadt bringt: «Die Couch»! Eine Präsentation aller Projekte der Ausschreibung gibt es heute von 18 bis 20 Uhr und am Samstag, 13. Mai von 11 bis 14 Uhr, im Trösch.

Bernard Roth (l.) von der Jury der Kunstkommission und der Künstler Markus Brenner präsentieren «Die Couch» an der Villa Bellevue. (Bild: vf)

Die Couch ist ein Sinnbild der Psychoanalyse. Man streckt sich auf ihr aus, macht es sich bequem und spricht über die prekäre Kindheit. So zumindest kennen wir das aus zahlreichen Filmdarstellungen von Woody Allen beispielsweise. Bald kann ganz Kreuzlingen auf die Couch. Und das ganz privat, jeder für sich, ohne einen Psychiater, oder auch mit einem – ganz nach dem eigenen Belieben. Auf dem Gelände der alten Villa Bellevue wird sie nämlich stehen: die Couch von Markus Brenner, das Siegerobjekt des diesjährigen Wettbewerbs «Entdeckung des Stadtraums» (wir berichteten).
Brenners Idee ist es, die Couch von Siegmund Freund in ein Betonobjekt umzusetzen, das nachts mit den Mustern des Teppichs, der auf Freunds Sofa lag, beleuchtet wird. Freud hatte sein Behandlungszimmer mit sehr viel schmückendem Beiwerk eingrichtet. Es gab Skulpturen aus fernen Ländern, unzählige Bücher und eben die bunten Orientteppiche mit ihren wunderbaren Farben und Mustern. So sollte es dem Patienten leichter fallen, sich in das Unterbewusste zu begeben, sich zu öffnen und einzutauchen, in die Tiefen des eigenen Ichs.
Mit der Betoncouch erinnert Brenner an eine Zeit von 1857 bis 1980, in welcher das Sanatorium Bellevue eine private psychiatrische Heilanstalt in Kreuzlingen war, die über vier Generationen von der Familie Binswanger geleitet wurde, und aus der eine Reihe bekannt gewordener Psychiater hervorgegangen sind. Bernard Roth, Juryvorsitzender der Kunstkommission der Stadt Kreuzlingen, ist begeistert, dass mit dem Siegerobjekt eine Erinnerung an diese Ära ins Bewusstsein der Menschen kommt. «Ein wesentlicher Teil der Geschichte von Europa hat hier stattgefunden», so Roth. Der Künstler freut sich sehr über den ersten Preis. Bei den bisherigen Ausschreibungen ist er nämlich mehrfach knapp an ihm vorbeigezogen. Nun wird sein Siegerprojekt mit 20 000 Franken realisiert und voraussichtlich ab Herbst zu sehen und beliegen sein. Ab auf die Couch, heisst es dann!

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