Psychoanalyse, Hysterie und ein Saxophon
Münsterlingen – Am 18. Mai widmet sich ein Theaterabend in Münsterlingen der Psychoanalytikerin Sabina Spielrein, deren Monolog die Schauspielerin Graziella Rossi präsentiert. Begleitet wird sie von einem Saxophon, gespielt von Harry White. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Graziella Rossi spielt Sabina Spielrein. (Bild: zvg)
Die Psychiatrische Klinik widmet einen Abend der russischen Psychoanalytikerin Sabina Spielrein. Sie ist 1885 als Tochter einer jüdischen Familie geboren. Mit 19 Jahren wird Spielrein mit der Diagnose einer «Hysterie», einer neurotischen Störung, die mit einem hohen Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung einhergeht, in die psychiatrische Universitätsklinik Burghölzli in Zürich eingeliefert. Hier wird sie zur Patientin von Carl Gustav Jung. Zwischen den beiden entwickelt sich eine intime Freundschaft, die Jung an die Grenzen seiner Professionalität führt. Im Vertrauen wendet er sich an den Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Dieser kann die Überschreitung nicht tolerieren. Es kommt zu einem Bruch zwischen den beiden Gelehrten, der die Psychoanalyse bis heute prägt und die unterschiedlichen Theorien manifestiert. Spielrein geht aus ihrer Behandlung als Medizinstudentin hervor, die als erste Frau mit einer psychoanalytischen Arbeit promoviert. Ihre Beziehung zu Jung hat die Psychoanalyse nachhaltig beeinflusst und bis heute ist die Setzung von Grenzen in Behandlungen ein starkes Thema.
Spielrein flieht mit ihrem Mann und ihrer Tochter vor dem Ersten Weltkrieg in die Schweiz. Hier praktiziert sie als Psychoanalytikerin, unter anderem von Jean Piaget. Im Jahr 1923 kehrt sie mit in das inzwischen sowjetisch gewordene Russland zurück, wo sie eine zweite Tochter zur Welt bringt. 1936 wurde in der Sowjetunion die Psychoanalyse verboten, worauf Spielrein als Psychologin für Kinder arbeitet. 1942 nimmt ihr Leben ein tragisches Ende. Die Nationalsozialisten besetzen die Heimatstadt Spielreins, versammeln jüdische Bewohner und erschiessen diese ausserhalb des Ortes. Unter den Opfern ware auch die 56-jährige Sabina Spielrein und ihre beiden Töchter. Mehr Informationen zu dieser bewegenden Biographie sowie der Bedeutung Spielreins für die Psychoanalyse gibt Dr. med. Claudia Henke, Therapeutische Leitung der Psychiatrische Dienste Thurgau, in ihrer Einführung vor dem Stück, das von der Schauspielerin Graziella Rossi als Monolog präsentiert und von Harry White auf dem Saxophon untermalt wird.
GEWINNEN! 2 Eintrittskarten «Sabina Spielrein»
Email an: verlosung@kreuzlinger-zeitung.ch