Von der Vision zum Panorama
Hohenrain – Vor fünf Jahren schlossen sich Enthusiasten zu einem Förderverein zusammen mit dem Ziel, den Napoleonturm wieder aufzubauen. Die Einweihung am Samstag, 20. Mai, krönt nun ihre Fronarbeit und ihren Durchhaltewillen.
Sachte streckt die Holzkonstruktion ihre Krone über die Baumwipfel auf dem Hügel von Hohenrain aus. Der Anfang April aufgerichtete Turm bietet einen Blick über das hiesige Hinterland, die Hegauer Vulkane, den Bodensee bis hin zum Säntis. Damit ist die Idee von Bruno Vetterli, welche 2012 zur Gründung eines Fördervereins unter Präsident Karl Möckli führte, zur Realität geworden. Mittlerweile ist der Verein auf 220 Mitglieder angewachsen. Rund 380 Spenden gingen ein, um den 900’000 Franken teuren Turm zu finanzieren, jährliche Mitgliederbeiträge sollen den Unterhalt sichern.
Inspirieren liess sich der Verein vom 20-jährigen Prinz Louis Napoleon, der zu jener Zeit auf dem Arenenberg lebte. 1829 soll der spätere Kaiser Napoleon III den Holzturm «Belvédère» in Auftrag gegeben haben. Mit einer Höhe von 21 Metern überragte der Turm den niedrigen Buschwald, sodass sich ein eindrücklicher 360-Grad-Rundblick bot. Mittlerweile sind die Bäume auf 30 Meter angewachsen, vom damaligen Turm aus gäbe es nicht mehr viel zu sehen – ein Hauptgrund, weshalb keine Kopie des historischen Vorbilds nachgebaut wurde. Das jetzige Projekt ist 100 Meter weiter südlich vom Originalstandort angesiedelt.
Die Geschichte reicht jedoch noch weiter zurück, der Hohenrain ist schon seit über dreieinhalb Jahrtausenden besiedelt. Archäologische Ausgrabungen gleich beim Fundament des historischen Napoleonturms belegen die Siedlungen.
Historischer Ausblick
Deshalb wird der aktuelle Napoleonturm mehr bieten als nur eine schöne Aussicht. An der Spitze soll ein historisches Panorama von 1831 aufzeigen, wie sich die Siedlungen und Verkehrswege entwickelt haben.
Gut 200 Treppenstufen führen auf den Napoleonturm mit einer Höhe von 36,5 Metern hinauf. Jede soll ein Jahrzehnt unserer lokalen Geschichte darstellen. Auf entsprechender Zeithöhe wurden deshalb 50 Treppentafeln angebracht, welche durch die vergangen 2000 Jahre Lokalgeschichte führen. So erfährt man, dass 744 der Thurgau seinen Namen erhielt, 1530 die erste Schule in Wäldi gegründet wurde und 1798 die Franzosen in die Schweiz einmarschierten.
Damit das idyllische Dörfchen Hohenrain nicht von Besuchern überrannt und überfahren wird, wurden 20 Parkplätze in 400 Metern Nähe erstellt. Der Turm ist morgens ab 8 Uhr bis abends um 18 Uhr geöffnet. Über Nacht bleibt er geschlossen. Der Napoleonturm wird am Samstag, 20. Mai, ab 14 Uhr für die Bevölkerung frei zugänglich sein.