Ein Körnchen Gold findet man überall
Kreuzlingen – Auf Wunsch einer jungen Pflegefachfrau lud das Alters- und Pflegeheim Abendfrieden Sr. Liliane Juchli zu einem Vortrag ein. Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen, SBK Sektion SG/TG/AI/AR stellte anschliessend die Pflegeinitiative vor und konnte Unterschriftenbögen verteilen.

Schwester Liliane Juchli war zu Gast im Alterszentrum Kreuzlingen. (Bild: zvg)
Liliane Juchli verstand es, das Thema «Die Würde des Menschen» bildhaft zu vermitteln. Auch in schwierigen Situationen solle man sich auf die Suche nach dem «Gramm Gold im Mitmenschen» begeben, denn es sei bereichernd, wenn man es findet. Die Pflegenden tragen in der stationären Langzeitpflege heute eine grosse Verantwortung. «Es kann ein Wagnis sein, dem Mensch Mensch zu sein», erklärte Sr. Liliane, gerade wenn der Bewohner im Moment Zuwendung oder Gespräche brauche und nicht nur die üblichen Pflegeanwendungen. Dann gehe es darum, dem Mitmenschen mit Würde zu begegnen, «Auch wenn der Andere mit mir nicht mithalten kann, weil er einen anderen Trommler hört.» Hier sei das Zusammenwirken in den Teams zentral. Achten sie aufeinander? Hören sie einander zu, auch wenn ein anderer Trommler ruft? Denn hier liege das Goldkörnchen, um gesund zu bleiben und das sei eine unbezahlbare Ressource mit Schöpfenskraft. Die jungen Pflegenden wollten von Liliane Juchli wissen, was heute in der Pflegeversorgung anders sei als früher. Sie habe oft Zwölfstundentage gehabt, aber heute sei das Tempo höher, die Aufgaben differenziert und komplexer. Die Bedürfnisse seien anders, aber auch die Gesellschaftsformen. «Vielleicht», sagte sie, «waren die Ansprüche an die Pflegenden weniger. Man war mit weniger zufrieden. Es ist eine andere Wertsetzung, von allen». Liliane Juchli riet den Pflegenden, an den Bedürfnissen der Patienten zu Wachsen und sie als Chance zu erkennen. Pflegedienstleiterin Katharina Natterer, die mitgeholfen hatte, den Besuch zu ermöglichen, ermutigte ihrerseits die Mitarbeitenden, auf die Suche nach dem Körnchen Gold zu gehen.
Edith Wohlfender