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Bürger hakten nach

Kreuzlingen – Am Mittwochabend präsentierten die Verantwortlichen das Projekt Reka-Dorf der Öffentlichkeit. Etwa 40 Kreuzlinger und Bottighofer kamen und wollten mehr wissen.

Erstes Modell des Reka-Dorfs. (Bild: sb)

Während der ungefähr 75 Minuten dauernden Präsentation war den Verantwortlichen ihre Begeisterung fürs Projekt deutlich anzumerken. Danach kam die Bevölkerung an die Reihe. So sprach Anwohnerin Maria Klein die Nähe zu Konstanz an, welche sie als Risiko empfindet. Statt Wertschöpfung in der Region befürchtet sie, dass es die Bewohner des Reka-Dorfes eher nach ennet der Grenze ziehen wird. Reka-Direktor Roger Seifritz versicherte, dass die auch im Ausland operierende Genossenschaft Erfahrung habe mit grenznahen Projekten. Die Feriengäste würden hüben wie drüben kaufen. «Aber oft geht es um die Bequemlichkeit, und dann kauft man vor Ort, gerade wenn man selbst kocht», sagt er. Regierungsrat Walter Schönholzer, dessen erwachsene Kinder immer noch von den Reka-Familienferien schwärmen, ist sich sicher, dass die Bewohner des Feriendorfen auch Ausflüge nach weiter weg unternehmen werden, etwa nach Stein am Rhein. Im Übrigen sieht er «Konstanz als Bereicherung für die Region, nicht als Gegner». Und Stadtrat Ernst Zülle nimmt an, dass es ähnlich wie am Campingplatz Fischerhaus ablaufen werde: «Die Camper gehen in die Migros einkaufen.»

Interessiert wurde das Modell begutachtet. (Bild: sb)

Was ist, wenn sich das Feriendorf nicht rentiert, wollte Anwohnerin Klein wissen. Was passiert dann mit den Wohnungen? «Die Mietverträge sind sehr langfristig, auf 20 Jahre, ausgelegt», erklärte Direktor Seifritz. Zudem sei die Reka so aufgestellt, dass defizitäre Anlagen zeitweise mitgetragen werden können. Ein voreiliger Ausstieg sei also nicht zu befürchten. Stadtrat Zülle versprach, dass der Zonenplan bei einem allfälligen Vertragsende verhindere, dass die Häuser zum Spekulationsobjekt werden. Auch die Nachnutzung müsste zonenkonform sein, also für sanften Tourismus.

Die Anwesenden zeigten sich ausserdem besorgt über die von ihnen erwartete Verkehrszunahme und Lärmvergrösserung. Zülle beteuerte, dass es gegen überbordenden Lärm Massnahmen gebe.  Seifritz wies im Zusammenhang mit dem Autoverkehr darauf hin, wie wichtig eine gute Erschliessung durch den öffenlichen Nachverkehr sei.

So sieht das Ufer heute aus. (Bild: sb)

Spürbar wurde an dem Abend auch, wie sehr den Anwesenden die Natur am Herzen liegt – ist doch das Seeufer der betreffenden Parzelle ein wunderschönes, naturbelassenes, öffentlich zugängliches Fleckchen, wie es dies auf dieser Seite des Sees fast nirgendswo mehr gibt. Ernst Frischknecht kritisierte: «Unsere Flora und Fauna kommt nicht zu Wort!». Er wünsche sich Miteinbezug von Umweltverbänden. Warum kann man denn die Uferumgebung nicht so lassen, wie sie ist, stellte er die Grundsatzfrage. Dafür gab’s Applaus von der Versammlung. Stadtrat Zülle und Grundeigentümer Fabian Munz versicherten, dass Experten beigezogen wurden. Die Neugestaltung werde für Natur und Gäste gleichermassen eine Verbesserung des bestehenden Uferbereichs bringen, etwa mehr Artenvielfalt, aber auch grössere Strandfläche. Es gebe «keine Skaterbahnen» und «keinen Englischen Rasen» oder gar eine zweite Badeanstalt, sondern eine naturnahe Gestaltung, so Zülle.

Zum Schluss liess einer noch ein grosses Lob hören: Rainer Keller, Quartiervereinspräsident von Egelshofen und Ingenieur von Beruf, zeigte sich voll überzeugt von der Reka-Idee.

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2 thoughts on “Bürger hakten nach

  1. Bruno Neidhart

    Noch lange nicht in „trockenen Tüchern“! Selbstverständlich kann Reka ein „Feriendörfli“ mit allem Drum und Dran am Bodensee bauen (warum nicht ein „hübsches Dörfli im hübschen Altnau“, also rekatypisch landschaftsbezogen, entzieht sich mir in diesem Zusammenhang). Mal angenommen, Kreuzlingen ist für Reka attraktiver zum Vermieten, so steht ohne Zweifel fest, dass damit eben die Grossregion Kreuzlingen/Konstanz gemeint ist. Kreuzlingen allein bringt diese Attraktivität nur bedingt auf. So wirbt denn auch die Hauptbeteiligte am Projekt, die Bottighofer „Unteri Mühli Munz“ auf ihrem Internetauftritt („Bottighofen und Umgebung“) explizit mit Konstanz, lobt die deutsche Stadt „über den Klee“, erwähnt gleich schon mal das berühmt-berüchtigte Lago, auch das Multiplexkino, usw. Was ich damit sagen möchte: Natürlich setzen die Reka-Macher die Attraktivität des gesamten Umfelds des Konstanzer Trichters als „anziehend“ voraus. Da wäre ja auch noch, besonders im Winter – trotz rekaeigenem „Hallebädli“ – die Bodenseetherme („Papi, gömmer morn wider is termali?“). Ebenso das derzeit neu entstehende, grosse moderne Konstanzer Familien- und Sportbad Schwaketen wird seinen Reiz nicht verfehlen. Und da die Rekafamilien in der Regel nicht im oberen Einkommensviertel angesiedelt sind, so ist auch das Einkaufen „änet de Gränze“ (derzeit!) als ziemlich sicher anzunehmen. Es ist also durchaus verständlich, dass Reka insgesamt in der Region Kreuzlingen/Konstanz, inklusive der näheren schönen (Ausflugs-) Bereiche am Ober-, Untersee und Rhein, plus Überlingersee mit Mainau (!) Chancen erkennt, durch dieses attraktive Angebot gut abzuschneiden. Man kann auch mal so nebenbei zum neuen Napoleonturm wandern! Das Kreuzlinger Projekt wäre wohl eine sinnvolle Investition. Nicht nur für Reka!

    Nun hat allerdings Kreuzlingen (wie auch andere Gemeinden) kaum mehr Boden grossflächig zu vergeben, stadteigenen oder privaten. Und somit wäre es angebracht, mal alle möglichen Aspekte zu berücksichtigen, die irgendwie damit zu tun haben könnten. In vorderster Linie ist hier der Sport zu erwähnen. Besonders der grosse Flächen beanspruchende Fussballsport. „Seezelg“, also der Bereich, in dem Reka zu bauen beabsichtigt, ist somit nicht von „Klein Venedig“ zu trennen, wie es mir scheint. Im letztgenannten Gebiet befinden sich heute einige Sportanlagen, deren Existenz für die kommenden 10-20 Jahren kaum gesichert ist, da für dieses stadtkernnächste, attraktive Gelände mit einer vorgelagerten fantastischen Wasserkante (deren urbaner Wert in der Stadt leider noch nicht angekommen ist!) keine konkrete Überplanung vorliegt. Es wurde zwar schon ein grenzübergreifender Projektwettbewerb „Klein Venedig“ veranstaltet, doch hat sich damals wenig ergeben, was allgemeine Begeisterung auszulösen vermocht hätte. Also wurde „grenzüberschreitend schubladisiert“!

    Andererseits ist jedoch davon auszugehen, dass auf Klein Venedig mal tatsächlich „Würfel fallen werden“, also eine neue Überplanung erfolgt. Und diese wird dann zwangsläufig auch den Sport berühren. Somit wäre bereits heute folgendes zu evaluieren: Haben die jetzigen Sportanlagen auf Klein Venedig noch eine reelle Zukunft? Wenn ja, so könnten z.B. allfällige Investitionen konkret auf dieses Ziel hin ausgerichtet werden. Gegenfrage: Müssen in 10-12 Jahren die Sportanlagen anderswo angesiedelt werden? Dann wäre aufzuzeigen, wo denn noch Flächen vorhanden sind. Flächenmässig stellte sich diese Frage besonders für die grosse Fussballgemeinde des Stadtclubs FCK. Da „Döbeli“ nicht mehr realistisch ist, die Stadt Konstanz Einspruchrechte besitzt, diese auch wahrnahm, ist wohl einzig noch „Seezelg“ eine Variante. Und sie ist meines Wissens auch bereits mal förmlich von der Stadt erwähnt worden. Würde nun dem FCK auf „Seezelg“ Gelände zufallen, so müsste es neben einer gebäudebezogenen Infrastruktur, gemessen an der Grösse des Clubs mit seinen vielen Mannschaften, mindestens drei Normalspielfelder aufnehmen könnnen. Somit stellt sich die Frage, ob Reka „und“ Fussball auf „Seezelg“ überhaupt kompatibel wären – sowohl flächenmässig, wie „gefühlt“. Das wäre vorab zu klären.

    Um verständlich zu sein: Es geht nicht darum, „Reka und Kreuzlingen“ zu negieren! Aber ich empfehle, Kreuzlinger Sportangelegenheiten, die ausser Fussball u.a. auch Tennis, später besonders Eisbelange betreffen können, mal exakter in einer Gesamtschau darzustellen, damit die Vereine und andere Beteiligte, auch das neue Schulzentrum auf Klein Venedig (!) verlässlich für die Jahre 2020-30 planen können. Reka ist nur ein Aspekt – die erste Euphorie mal etwas flach haltend. Es gibt in diesem Zusammenhang noch weitere, ebenso stadtrelevante Zukunftsfragen die sich lohnen, gemeinsam transparent zu entwickeln, um sie möglichst realitätsnah für die Stadtgesellschaft darstellen zu können. Erste Aufgabe für den kommenden Stadtpräsidenten – äh: die kommende Stadtpräsidentin?

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