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Zielgerichtet in die Zukunft

Kreuzlingen – Bevor der Stadtrat aufgrund des Rücktritts von Andreas Netzle eine Rochade machen muss, zog das Gremium in dieser Konstellation ein letztes Mal Bilanz. Und zeigte neben Schulterklopfen Optimismus: Die Lücke des Chefs zu füllen, werde gelingen.

Zum letzten Mal Bilanz in dieser Konstellation: Stadträte Thomas Beringer, Dorena Raggenbass, Ernst Zülle, Barbara Kern und Stadtpräsident Andreas Netzle (v.r.). (Bild: sb)

In einer Rückschau präsentierten die Stadträtinnen und Stadträte am Montag jeweils drei ihrer wichtigsten Projekte der aktuellen Amtszeit. Stadtpräsident Andreas Netzle hatte mit dem Stadthaus den grössten Brocken in seinem Zuständigkeitsbereich. Schon öfter habe man in der Vergangenheit versucht, ein neues, zentrales Verwaltungsgebäude auf den Weg zu bringen, sagte er. Doch erst einmal sei es bis zu einer Volksabstimmung gekommen. Dass die Stimmberechtigten dieses dann «auf Anhieb» angenommen haben, auch wenn es denkbar knapp war, wertet er als gutes Zeichen. In diesem Zusammenhang lobte er die engagierte Arbeit des Pro-Komitees im Abstimmungskampf. Netzle: «Der Erfolg ist zu einem grossen Teil der Unterstützung aus der Bevölkerung zu verdanken.»

Weniger spektakulär und beachtet, dafür keinesfalls weniger wichtig, sind Projekte aus der Stadtkanzlei wie die Revision der Gemeindeordnung. Kommende Woche entscheidet der Gemeinderat darüber. Geht die Botschaft durch, kann Stadtpräsident Netzle unter diese Massnahme das nächste Häkchen setzen. Oder die Einführung eines internen Kontrollsystems (IKS) im Bereich Finanzen, welche bis November über die Bühne gehen dürfte. Das IKS soll die laufenden Ausgaben systematisch und standardisiert überwachen. Gleichzeitig prüft es bestehende und neue Aufgaben der Stadt auf ihr Risikopotential.

Gestrichen
Vor allem das Präsidium strich einige seiner Massnahmen. So ist die Schaffung einer Kommunikationsplattform «Wirtschaftsforum Kreuzlingen» vom Tisch. Auch die Erlangung des Labels «Cittàslow» wurde in diesem Jahr storniert. Dieses hätte die Verhinderung der Vereinheitlichung und Amerikanisierung der Stadt zum Ziel gehabt. «Das hat aber nichts mit dem Wechsel im Stadtpräsidium zu tun», versicherte der noch amtierende Stadtpräsident Andreas Netzle und kündigte an: Künftig wolle man im Sinne einer «rollenden Planung» jährlich Bilanz ziehen und die Legislaturziele aktualisieren. Dies soll in Übereinstimmung mit dem Finanzplan geschehen.

Sicherheit verbessert
Stadträtin Barbara Kern und die Abteilung Soziale Dienste haben sich in ihrer Regierungszeit besonders intensiv mit dem Alterskonzept auseinandergesetzt. Um dieses zu überarbeiten, brachten sie eine breit angelegte Umfrage auf den Weg, die mit einem Drittel ausgefüllter Bogen einen erfreulich grossen Rücklauf hatte (wir berichteten). «Da sind wir auf gutem Weg», so Kern. In Kürze komme ein Kreditantrag an den Stadtrat, denn das Konzept soll Massnahmen nach sich ziehen. Bereits abgeschlossen ist die Überprüfung der Strukturen im Departement Soziales. In Zuge dessen habe man das Team im Backoffice und in der Buchhaltung verstärkt. Ausserdem sieht Kern die Überarbeitung des Sicherheitsplans als Erfolg an. «Wir haben ab und an mit aggressiven Klienten zu tun», berichtete sie aus dem Sozialamt. Ein Umbau im Parterre nach Baratung durch die Kantonspolizei konnte die Situation für die Mitarbeitenden verbessern. Kern: «Das ist jetzt sicher wie Fort Knox.»

Vize-Stadtpräsidentin Dorena Raggenbass hingegen hatte ihre Amtszeit genutzt, um das Begegnungszentrum Trösch aus der Taufe zu heben. «Es ist jetzt schon ein Erfolg», so ihre freudige Einschätzung. Das Haus sei gut belegt. Sie lobte die Initianten Monika Roell und Christof Roell: «Es ist nicht selbstverständlich, dass Private sich in dieser Weise engagieren. Wir haben irrsinniges Glück gehabt.» Ziel sei immer noch, dass nach den ersten fünf Jahren die Interessengemeinschaft Trösch die Leitung im Haus übernimmt. Bis dahin ist das Departement Gesellschaft involviert (wir berichteten). Mit dem Volks-Ja zum Wechsel der Horte im April 2016 hatte Stadträtin Raggenbass ebenfalls ein glückliches Händchen bewiesen. «Der Erfolg hat uns eingeholt», so ihr Kommentar über die grosse Nachfrage und komplette derzeitige Auslastung der Hort-Plätze. Auch bei dieser Abstimmung, ebenso bei der zum Museumskonzept, hatte ein Pro-Komitee wichtige Rückendeckung gegeben (wir berichteten).

Die Ortsplanungsrevision ist eines der grössten Projekte im Departement Bau gewesen. Sie sei derzeit in der Vernehmlassung, die öffentliche Auflage steht also kurz bevor, liess Stadtrat Ernst Zülle wissen. Schon in Kraft getreten sind die Planungszonen über den drei Gebieten Bodan, Emmishofen/Egelshofen und Gaissberg/Wolfacker (wir berichteten). Gemäss Zülle gab es gegen diese insgesamt acht Einsprachen, welche aber keine aufschiebende Wirkung gehabt haben. Aus dem Bereich Verkehr hob Zülle besonders die Umsetzung des Langsamverkehrsprogramms hervor. Bis zu zwei Millionen Franken pro Jahr investiert die Stadt in die Infrastruktur für Velofahrer und Fussgänger – und das in einem Zeitraum von zehn Jahren. Zülle: «Um die Kosten niedrig zu halten, werden die Arbeiten häufig parallel zur Sanierung der Strassen gemacht. Wir haben schon einiges realisiert, auch wenn das manche Kritiker nicht wahrhaben wollen.» Im Bereich Umwelt/Energie waren die Öffnungen von Sau- und Chogebach Höhepunkte für Stadtrat Zülle. «Hier kan man die Natur wieder erleben, gleichzeitig sind die Gewässer vor Hochwasser geschützt.»

Thomas Beringer ist besonders mit den 366 Solarmodulen zufrieden, welche die Technischen Betriebe 2016 erstellten und an denen sich Private beteiligen können. «210 sind schon verkauft», so Beringer. Man denke bereits über ein zweite Anlage dieser Art nach. Auch die Reorganisation der Zivilschutzregion wurde erfolgreich gestartet. 2018 tritt sie in Kraft. Bald umgesetzt werden konnten die elektronischen Anzeigetafeln am Hafen. «Der Lieferant hatte Engpässe», so Beringer. «Jetzt haben die Arbeiten begonnen.»

Anfang August gilt’s ernst
Auf Andreas Netzles Abschied folgt eine Zwischenzeit, in der Vize-Stadtpräsidentin Dorena Raggenbass das Ruder übernimmt. Sie reduziert dazu ihr Arbeitspensum im Department Gesellschaft auf 40 Prozent und widmet sich dem Präsidium mit 60 Prozent. Für zwei ihrer grossen Projekte, das weit zurückreichende Kulturzentrum und das Kulturkonzept, habe das Department Gesellschaft Externe angestellt, sagte sie. So gibt es keine Verzögerungen. Kreuzlingen bekommt mit Ernst Zülle einen weiteren Vize-Stadtpräsident. Er übernimmt in dieser Zeit ausserdem den Lead beim Stadthaus-Projekt. Aber auch hier sitzt Raggenbass in der Baukommission und in der Schwimmhallen-Kommission ist sie Vize-Präsidentin. Raggenbass versicherte: «Wir haben die Prioritäten neu gesetzt. Kleinere Massnahmen, etwa die Erarbeitung eines neuen Leitbilds, haben wir hinten angestellt. Aber die grossen Ziele bleiben unverändert, da wird von aussen fast keine Änderung bemerkbar sein. Ich habe ein gutes Gefühl für diese Zwischenzeit.»

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