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White Cube trifft Wunderkammer

Kreuzlingen – Am Freitag, 7. Juli, war im Kunstraum die Vernissage der Ausstellung «Animalerisch». Im Rahmen eines Praxisseminars haben Studentinnen der Universität Konstanz unter Leitung von Prof. Dr. Karin Leonhard und Kuratorin Sibylle Omlin Werke der Künstlerin Nicola Irmer ausgestellt und diese durch eine Sammlung von Skurrilitäten im Kellerraum ergänzt. Damit steht das Ausstellen an sich im Zentrum und kann zwischen Naturkundemuseum und Kunsttheorie hinterfragt werden.

Betritt man derzeit den Kunstraum an der Bodanstrasse 7A, so findet man einen offenen Raum ohne Zwischenwände vor, in welchem grossformatige Gemälde und auch kleinere Werke sowie Skizzen und Farbproben von Nicola Irmer ausgestellt sind. Die Bilder in Tradition der Farbfeldmalerei zeigen ausgestopfte Präparaten aus dem Naturkundemuseum. Aus leeren Augen blicken Tiere starr in den Raum und werfen beim Betrachter sowohl Fragen ethischer als auch ästhetischer Natur auf. Die Berliner Künstlerin war bereits auf der Documenta, in New York und London mit ihrer Kunst vertreten, nun findet sie sich in einem ungewöhnlichen Rahmen präsentiert: Ein Seminar der Universität Konstanz im Fachbereich Literatur-Kunst-Medien hat es sich zur praktischen Aufgabe gemacht, diese Ausstellung zu konzipieren.
In zwei Semestern beschäftigten sich die Studierenden unter Prof. Dr. Karin Leonhard mit Fragen, die ihnen im Studium sonst nicht begegnen: Wie versichert man den Transport eines Werkes? Wie hängt man die Bilder stimmig in den Raum? Welche theoretischen Fragestellungen verankert man hinter dem Dargestellten?
Herausgekommen ist eine Ausstellung mit doppeltem Boden: Im Erdgeschoss die besagten Malereien, ganz im Habitus des White Cubes eines Kunstmuseums – im Tiefparterre hingegen wird damit gebrochen. Dort findet sich eine schräg zusammengewürfelte Wunderkammer mit Absurditäten und skurrilen Objekten. Somit wird das Ausstellen an sich Thema von «Animalerisch», denn wo diese beiden Welten aufeinandertreffen – einerseits die Darstellung von Kunst, andererseits die Präsentation von naturkundlichen Sammlungen – verwischen die Grenzen und unklar bleibt in beiden Räumen, wo das eine beginnt und das andere endet.
Kurator vom Kunstraum Richard Tisserand stand den Studierenden helfend zur Seite. «Man muss ein Gespür für den Raum entwickeln, dieser fordert den Kurator», erklärt er. Den Studierenden hat diese Praxisaufgabe viel Spass gemacht und ein grosses Engagement erfordert, was an der perfekten Ausrichtung bis ins kleinste Detail spürbar ist. «Ich habe nun verstanden, was ich eigentlich studiere», so eine der Beteiligten, die sich im Kuratorischen ihre berufliche Zukunft vorstellen kann. Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Juli im Kunstraum zu sehen.

 

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