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Das Museum in der Kirche

Kreuzlingen – Durch die Rückkehr des Reliquienkreuzes ist die Basilika St. Ulrich derzeit in aller Munde. Das macht sich in den Besucherzahlen bemerkbar. Wer hingeht, sollte sich das sehenswerte Kirchenmuseum nicht entgehen lassen. Führungen gibt's auf Anmeldung.

Kümmert sich ums Museum: Jules Brenneis vor dem Nachbau des Hochaltars im Masstab 1:10. (Bild: sb)

Die Touristen kommen vorwiegend wegen des Ölbergs. Und jetzt wegen des Silberkreuzes. Was viele aber nicht wissen: In der Kirche gibt’s auch ein Museum. Dieses wurde einst von Pfarrer Anton Hopp zusammen mit Dr. Jürg Ganz, Denkmalpfleger des Kantons Thurgau, eingerichtet. Die Museumsgründer bestückten es mit Gegenständen, welche die Feuersbrunst im Jahre 1963 überlebt hatten, so zum Beispiel die Holzfigur der heiligen Afra, die stark beschädigt wurde. 1993 eröffnete das Museum. Aber nachdem Pfarrer Hopp 1995 in den Ruhestand ging, gerieten die drei Räume über der Sakristei immer mehr in Vergessenheit.

Zehn Jahre nach der Eröffnung bot sich Kirchbürger Jules Brenneis hier ein ziemlich verstaubter Anblick. Im Museum Rosenegg war da gerade die Ausstellung «St. Ulrich und Seminar in Flammen» zu Ende gegangen. Für sie wurde ein neuer Ausstellungsort gesucht. Sie dem Feuerwehrmuseum anzuschliessen, war aber wegen Platzmangel nicht möglich. In Brenneis reifte der Gedanke, die Ausstellung dauerhaft in das Kirchenmuseum zu integrieren und es dabei insgesamt neu zu konzipieren.

Unter seiner Leitung und mit Hilfe seiner Frau Heidy wurde etwa drei Monate lang geplant, restauriert, gestrichen, der Aufbau der Ausstellung klar strukturiert und vieles mehr. Fast alle Objekte, die Pfarrer Hopp hinterliess, sind auch heute noch zu sehen, etwa der wertvolle Kupferstich der Monstranz aus Salem aus dem Jahr 1720.

Grosse Gemälde hängen hier an den Wänden, alte Gegenstände aus dem Kloster liegen in Schaukästen, Tafeln informieren den Besucher über die Geschichte. Ein Raum wurde der Ausstellung gewidmet, die dem verheerenden Brand, der vor über 50 Jahren Kirche, Kloster und Seminar bis auf die Grundmauern niederbrannte, und dem nachfolgenden Aufbau gedenkt. In einem achtminütigen Film kommen Zeitzeugen zu Wort. Original-Dokumente, etwa das Protokoll des Feuerwehreinsatzes, geben einen detailreichen Einblick in die erschütternden Geschehnisse. Die Bilder sind sehr eindrücklich.

Und auch heute kümmert sich Brenneis um das Museum und erweitert es, wenn möglich. So sind etwa erst kürzlich handgeschmiedete Nägel und Haken sowie der sehr gut erhaltene Kopf einer Putte in die Ausstellung aufgenommen worden – beides Fundstücke, die nach dem Feuer aus den Trümmern gerettet und nun aus Privatbesitz dem Museum vermacht wurden.
Neben den drei anderen Kreuzlinger Museen – dem Rosenegg, dem See- und dem Feuerwehrmuseum – muss sich das Kirchenmuseum nicht verstecken. Etwas versteckt ist es dennoch, und der Aufstieg in den zweiten Stock ist sicherlich für Ältere suboptimal. Doch die Anstrengung lohnt sich. Feste Öffnungszeiten hat das Museum nicht. Das Ziel wäre, diese zumindest an einem Sonntag im Monat anzubieten. Bis dahin können Führungen über Anmeldung gebucht werden.

Anmeldung über’s Sekretariat
Interessierte können sich an das Sekretariat der Pfarrei St. Ulrich wenden, Tel. 071 672 22 18.

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One thought on “Das Museum in der Kirche

  1. Bruno Neidhart

    Kreuzlingen fehlt ein zentrales Stadtmuseum! Da hätte dann auch das so genannte „Kirchenmuseum“ seinen Platz, wobei ebenso auf die rund 900-jährige Klostergeschichte einzugehen wäre, wie selbstverständlich auf die lange Siedlungsgeschichte von „cruzelin“, der Urzelle des heutigen Kreuzlingen. Sollte tatsächlich das Stadthaus aus der Stadtmitte verschwinden (?!), so wäre das alte Stadthaus an der Hauptstrasse, zeitgemäss umgebaut, die richtige zentrale Örtlichkeit für eine solche Institution, die auch mit einem Stadt- und Kulturcafé (usw.!) eine sinnvolle Ergänzung finden könnte. Jetzt, wo die Kreuzlinger Museumsgeschichte professioneller „gemanagt“ wird, ist der richtige Zeitpunkt zur Installation eines Stadtmuseums. Damit könnte sich sogar ein neuer Stadtpräsident (oder eine neue Stadtpräsidentin) gleich profiliert mit einbringen, um seine (oder ihre) Stadt an zentraler Stelle für Einheimische und Besucher gesamtgeschichtlich zu positionieren. Hier soll die Stadt leben.

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