Käsebrot, Kamillentee und die Lottozahlen
Tettnang – Was tut man, wenn der Mann der schlaflosen Nächte sich nicht zu einem Date verabredet? Wenn ein Gespräch, von dem man bereits mehrfach geträumt hat, einfach nicht stattfindet? Unsere Redaktorin Veronika Fischer wollte Helge Schneider bei seinem Auftritt in Tettnang treffen – es hat nicht funktioniert. Ihre Interviewfragen wurden trotzdem beantwortet. Wenn auch nur aus weiter Ferne, von der Bühne aus.

Helge Schneider: ein Mann, der in allen Lebenslagen Bescheid weiss. (Bild: zvg)
KreuzlingerZeitung: Herr Schneider, Sie haben eine Lebenserfahrung, von der andere nur träumen können. In zahlreichen Filmen, Büchern und auf Schallplatten liefern Sie ein Oeuvre, wie kaum ein anderer Künstler aus dem Unterhaltungsbereich. Daher frage ich Sie, als Mann von Welt: Was braucht es, um glücklich zu sein?
Helge Schneider: Also von aussen sollte das traute Heim schon etwas hermachen. Ein Vorgarten wie ein Schlosspark ist gut. Damit man denkt, man wäre bei reichen Leuten. Ist halt ein bisschen Arbeit mit dem Rasenmähen … Innen reicht dann ein modriges Zimmer. Mit Pizzakartons, die schon leicht feucht sind, in der Ecke. Das kann auch ganz romantisch wirken, im Schein des Computerbildschirms, so grün-bläulich …
In der Stadt oder auf dem Land?
Ich persönlich bevorzuge die Stadt. Ich liebe Dieselgeruch und Baustellen. Aber hier am Bodensee ist es ja auch schön. Wenn man Äpfel mag. Der See ist gross, aber die Sehnsucht wegzuziehen ist noch grösser. Wenn man wegzieht, kommt man aber wieder. Oder vielleicht auch nicht. Die Welt ist woanders auch nicht besser, es hat nur nicht so viele Äpfel. Es gibt auch nirgends so viel Wasser, ausser am Nordkapp.
Wie viel Geld braucht man zum Glücklichsein?
16 Millionen. Gibt es ab und an im Lottojackpot. Mein Tipp für die richtigen Zahlen: 1, 2, 3, 4, 5, 6 – Zusatzzahl 7.
Sollte man wohltätig sein?
Auf jeden Fall. Man muss Menschen eine Chance geben, wenn sie zum Beispiel in der Gosse leben. Man wird belohnt mit fleissigen Arbeitern, die jahrelange Treue schwören. Bedanken muss man sich für deren Dienste nicht, das ist auch praktisch.
Sollte man Urlaub zuhause machen oder weite Fernreisen unternehmen?
Zuhause bleiben ist gut. Man geht am besten ins Hallenbad und holt sich da ein paar Bakterien, aber auch gute Laune. Man kann dort auch Pommes essen. Am Bodensee ist es zwar sehr schön, aber man bekommt leider kein freies Plätzchen mehr für die Füsse am Wasser. Alles schon verpachtet. In Holland ist es aber auch nicht besser. Und in der Schweiz sind überall Berge, Käse und Schokolade. Da verläuft man sich schnell.
Was ist ihr Traumjob?
Wurstfachverkäuferin. In der Wurst steckt der Lebenssinn.
Muss man sich politisch engagieren?
Das ist nichts für jedermann. Die Politik ist ein Ort für die Austragung von Partnerschaftskämpfen. Das muss man mögen.
Tipps fürs erste Date?
Unbedingt den Flokati rasieren, damit der andere nicht mit seinen langen Fussnägeln darin hängen bleibt.
Muss man immer erreichbar sein oder darf man das Telefon auch mal ausschalten?
Bei Whatsapp muss man nicht auf alles reagieren, was da so rein kommt. Das ruiniert einem nämlich schon mal die Ehe. Es kann aber auch anstrengend sein. Mir schreibt zum Beispiel Paul McCartney ständig auf Whatsapp. Er will dauernd Songs von mir kaufen. «Yesterday» war von mir. Auf Deutsch heisst das «Gestern», muss man sich mal vorstellen. Dann schickt der auch oft so Videos von seinem Hund. Und wenn ich nicht reagiere, würgt er den Hund und schreibt: «Wenn dir was an dem Tier liegt, dann verkaufe mir einen Song.» Das kann man dann schon mal einfach löschen.
Sollte man tierlieb sein?
Ja, auf jeden Fall. Man kann das mit sehr einfachen Mitteln erreichen. Meisenknödel in die Tanne vor dem Haus hängen. Oder neulich, da lag ich am See auf meinem Steg und habe Eisvögel am Ufer betrachtet. Das sind sehr schöne Vögel und die sind auch selten. Ich bin dann gleich ins Haus und habe mein Luftgewehr geholt. Das habe ich ihnen gezeigt, damit sie wissen, wovor sie sich in Acht nehmen müssen.
Sollte man vegetarisch leben?
Definitiv. Denn ein Storch ist viel zu gross, er passt leider nicht auf ein Butterbrot. Käse schon. Käsebrot ist ein gutes Brot. Es gibt aber auch andere tolle Gerichte. Etwa Reis. Kochbeutelreis. Mit Erbsen und Möhren aus dem Glas. Schmeckt auch kalt gut. Generell gilt: Du kochst, ich nicht. Ich esse.
Darf man gelegentlich einen trinken?
Natürlich. Am besten Kamillentee. Oder auch mal einen Kaffee am späten Nachmittag, damit man schlechter schlafen kann.
Aufgezeichnet von Veronika Fischer
Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn. Ich bin ein absoluter Fan. Von seiner Sorte gibt es keinen zweiten.