Eine feste Burg für Kinder
Kreuzlingen – Die Kinderkrippe Felsenburg erlebt einen Neuanfang unter der bewährten Führung von Margarete Baur. Der Fall von Veruntreuung im übergeordneten Verein hat das Vertrauen der Eltern nicht erschüttert und auch die Stadt steht weiterhin hinter der Institution.

Monika Friemelt (l.), die neue Präsidentin des Vereins Kreuzlinger Kinderkrippe, mit der Geschäftsführerin Margarete Baur vor der Felsenburg. (Bild: ek)
Wie ein grüner Zufluchtsort inmitten von Kreuzlingen wirkt die Kinderkrippe mit ihrem einladenden Garten. Fest ist die Felsenburg an der Gaissbergstrasse 34, nicht einmal ein Fall von Veruntreuung in den eigenen Reihen konnte die Institution zum Wanken bringen. Anfang Jahr war bekannt geworden, dass ein Vorstandsmitglied des Vereins Kreuzlinger Kinderkrippe (VKK) über Jahre Gelder in seine eigene Tasche abgezweigt hat. Die Summe beläuft sich auf Seite der Stadt und Schule Kreuzlingen auf über eine halbe Million Franken. Der direkte Schaden für die Kinderkrippe betrug 24471 Franken. Dieses Geld hat der geständige Deliquent mittlerweile zurückgezahlt.
«Ich hätte gedacht, dass diese Krisensituation für mehr Unruhe im Betrieb sorgt», erinnert sich Geschäftsführerin Margarete Baur. Doch der übrige Vorstand unter der Leitung von Thomas Gut hätte ihr den Rücken freigehalten und die Vorkommnisse konsequent aufgearbeitet. Als letzte Konsequenz trat der seit einem Jahrzehnt tätige Vorstand nach getaner Arbeit geschlossen zurück.
Die Stadt Kreuzlingen hat interimsmässig einen Vorstand unter der Leitung von Monika Friemelt installiert. Denn Zweifel an der Weiterführung der 1955 übernommenen Felsenburg sei nie aufgekommen. «Die Krippe füllt mit ihrem Betreuungsangebot für Kinder von drei Monaten bis viereinhalb Jahren eine Lücke in Kreuzlingen», ist Friemelt überzeugt. Ausser an Weihnachten stellen die 22 Angestellten das ganze Jahr über 45 Krippenplätze bereit. 80 verschiedene Familien nehmen das Betreuungsangebot war. Derzeit sind noch einige Plätze frei, bis Winter wird die Krippe aber wieder voll ausgebucht sein, ist Baur zuversichtlich.
Weder das Personal noch sie selbst hätte in der Krisensituation ans Aufhören gedacht. «Als Geschäftsführerin habe ich die Felsenburg in ihrer derzeitigen Form mit aufgebaut. Bloss weil es mal schwierig wird, verlässt man nicht einfach sein Baby», sagt Baur, welche dieses Jahr ihr 15-jähriges Arbeitsjubiläum feiert.
Vor 75 Jahren als Verein für alleinstehende Mütter ins Leben gerufen, waren die Krippenplätze seit jeher auch Anlaufstelle für sozial schwächer Gestellte. Diese Rolle erkennt auch die Stadt an und stellt eine Defizitgarantie zur Verfügung. 2016 nahm der Verein davon 270000 Franken in Anspruch. Nach dem Veruntreuungsfall überarbeitet die Stadt derzeit ihre Richtlinien für die Familienergänzenden Massnahmen. Zwar könnte die Kinderkrippe Felsenburg auch ohne finanzielle Hilfe überleben, doch würde sich an der Tarifstruktur einiges verändern. «Die Tagespreise bewegen sich je nach Einkommen der Eltern zwischen 29 und 94 Franken», erklärt Baur. Ohne Zustupf der Stadt Kreuzlingen müssten die Preise für alle Familien massiv erhöht werden.
«Eine finanzielle Unterstützung wird es auch in Zukunft geben», versichert Vize-Stadtpräsidentin Dorena Raggenbass. Nur soll eine einheitliche Form für die Verteilung der Gelder gefunden werden. «Entweder pauschal an die Institutionen oder direkt an die Kinder», so Raggenbass. Im Frühling soll das überarbeitete Konzept stehen.