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Warmes Wasser, klare Kosten

Kreuzlingen – Das Schwimmbadprojekt «Natare» wird nun doch teurer als angestrebt. 35,5 Millionen kostet das von Grund auf sanierte Hallenbad Egelsee samt Neubau. Dafür erhalten Familien, Schüler und Vereine praktisch rund um die Uhr Wasserfläche samt Dampfbad und Ruhebereich. Hinzu kommt ein Energiekonzept, das sich gewaschen hat.

Haben zusammengespannt und die vergangenen zwei Jahre zusammen am Projekt «Natare» gearbeitet (v.r.): Peter Bär, Chef Sportamt Kanton Thurgau, Dorena Raggenbass, Vize-Stadtpräsidentin, Michael Thurau, Vize-Schulpräsident, und René Walther, Präsident der Regionalplanungsgruppe. (Bild: ek)

«Das neue Projekt spricht eine eigene Sprache», präsentierte Vize-Stadtpräsidentin Dorena Raggenbass das aus dem Architekturwettbewerb hervorgegangene Thermalbad «Natare». Nach zwei Jahren Planung, bei dem Stadt  Schulbehörde, Kanton sowie die umliegenden Gemeinden mit eingespannt waren, konnten nun die abstimmungsreifen Pläne vorgestellt werden. Es ist der zweite Anlauf, nachdem eine erste Sanierung und Erweiterung des Egelsees vom Stimmvolk 2014 bachab geschickt wurde. «Wir konnten viel Wissen aus dem ersten Versuch übernehmen», so Raggenbass.

Ein Zwischenbau verbindet den alten und neuen Teil und bildet ein gesamtheitliches Thermalbad. (Bild: zvg)

Ein zusammenhängendes Schwimmbad
Ein Zwischenbau verbindet den alten und neuen Teil und bildet ein gesamtheitliches Thermalbad. (Bild: zvg)Michael Thurau zeigte dann die wesentlichen Unterschiede auf: «Von Anfang an war klar, dass es kein 50 Meter Becken mehr geben wird», so der Vize-Schulpräsident von Kreuzlingen. Neu wird es zwei Eingänge geben, einen für Familien und Private sowie einen für Vereine und die Schule. In der bestehenden Schwimmhalle Egelsee gibt es weiterhin ein Kleinkinder- und Nichtschwimmerbecken, sowie zwei Sprungplattformen sowie Massagedüsen und Sprudelbad. Eine neue Rutschbahn soll sogar aus dem Dach heraus steigen und für Vergnügung sorgen. «Ein Mittelbau mit Dampfbad, Duschen, Ruhebereich und Bistro führt dann nahtlos in den Neubau», erklärt Thurau anhand von Plänen und Visualisierungen. Dieser soll mit gewaltigen Fensterfronten und bis zum Boden reichender Tribüne einladen wirken, nicht nur für Sportler. Zwar gibt es ein 33 Meter Becken fürs Training. Ein Hubboden, wie man in aus der Schwimmhalle der Pädagogischen Maturitätsschule kennt, soll Schwimmanfänger den Einstieg erleichtern. Und bei Wettkämpfen können beide Beckenelemente zusammengeführt werden, damit auch die Wasserballer zum Zug kommen.

Der Neubau ist nicht nur für Sportler gedacht: Ein seperates Becken mit Hubboden ist für Anfänger geplant. Bei Wettkämpfen können die beiden Teile zusammengeführt werden. (Bild: zvg)

Trotz einer Verdoppelung der Wasserfläche soll der Energiebedarf nur um ein Viertel steigen. «Möglich macht das ein geschicktes Energiekonzept», erklärt Projektleiter Michael Bühler. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei das geförderte Thermalwasser mit einer Wärme von 28 Grad Celsius. «Durch die neue Wärmedämmung samt Wärmepumpen wird es uns Möglich sein, das gleiche Wasser immer wieder zu Energiezwecken zu nutzen», so der Fachmann. Damit kann künftig gänzlich auf Erdöl verzichtet werden, womit der jährliche CO2-Ausstoss von 347 auf sieben Tonnen sinkt.

Hilfe von den Nachbarn
Viele Ziele und Wünsche konnten mit dem ausgearbeiteten Projekt erfüllt werden. Nur der Preis dafür hat das anfangs definierte Kostendach von 30 Mio. Franken gesprengt. Alles in allem müssten die Steuerzahler 35,5 Mio. Franken genehmigen. Michael Thurau, selbst Inhaber einer Treuhandfirma, legte dann auch Wert darauf zu betonen, dass diese Zahl sicher nicht überschritten wird: «Das ‹verhebed›. Wir haben die Kosten nochmals von externen Fachplanern prüfen lassen.» Zudem stehen Schule und Stadt nicht alleine da bei der Realisierung.

«Ich gratuliere zum Mut, das Projekt nochmals anzupacken», sagte Peter Bär, Chef des Thurgauer Sportamts, «noch mehr optimieren kann man nicht.» Zugunsten des gemeinsamen Anliegens habe man die eigenen Interessen zurückgestellt. «Das PMS-Bad muss saniert werden, da sind wir gewaltig in Verzug.» Diese 2,8 Mio. Franken würde der Kanton dem neuen Bau zugute kommen lassen, zusätzlich kämen noch 900000 Franken aus dem Sportfond. Und sollte die Schwimmhalle mal stehen, greifen zudem die Nachbargemeinden beim Betrieb unter die Arme. «Auch unsere Bevölkerung profitiert vom neuen Bad», sagte René Walther, Präsident der Regionalplanungsgruppe. Elf der 14 Mitglieder haben ihre Unterstützung zugesagt, mehr als beim ersten Anlauf. Schulpräsident René Zweifel habe hierfür an viele Türen geklopft. Das macht sich bezahlt: 260000 Franken fliessen jährlich von den Nachbarsgemeinden über zehn Jahre an die Betriebskosten. Dafür wird die Schwimmhalle von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends offen haben und es soll immer Wasserfläche für Private zur Verfügung stehen. Die Eintrittspreise steigen um ca. 30 Prozent. Von den 1,4 Mio. jährlichen Kosten müssen Stadt und Schule durch alle Erträgeschlussendlich noch 400000 Franken übernehmen.

«All die aufgezählten Pluspunkte haben uns schlussendlich davon überzeugt, die Investitionssumme von 30 Mio. Franken zu überschreiten», so Raggenbass. «Damit haben wir dann aber ein Bad, das für die nächsten 40 Jahre hält», ist Thurau überzeugt.

Zeitplan
Am 16. November kommt die Botschaft zur neuen Schwimhalle vor den Gemeinderat. In der Volksabstimmung vom 4. März 2018 muss einerseits die politische Gemeinde 31 Mio. Franken und die Schulgemeinde 4,5 Mio. Franken genehmigen. Werden beide Beträge gutgeheissen, soll der gestaffelte Um- und Neubau im Herbst 2019 beginnen. Damit kann bis zur Realisierung im Februar 2022 jederzeit Wasserfläche angeboten werden können.

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