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Schwarze Diamanten im Wald

Kreuzlingen – Sepp Kesseli und seine Hündin Ullaja ziehen durch die Wälder der Region. Was aussieht wie ein normaler Spaziergang ist aber viel mehr: die Jagd nach den schwarzen Diamanten. Die Lagottohündin sucht und findet Trüffelknollen, die mit blossem Auge niemals zu erkennen wären. Wir haben die beiden auf ihrer Suche begleitet.

Sepp Kesseli mit seiner Hündin Ullaja auf der Suche nach Trüffeln. (Bild: vf)

Am Rande der Stadt erstrecken sich die ersten Wälder, die sich wunderbar zum Spazierengehen eignen. Unter Eichen, Buchen und Fichten kann man die Seele baumeln und die Gedanken ziehen lassen. Viele Spaziergänger sind in Begleitung von ihrem Hund unterwegs. So auch Sepp Kesseli. Seit über zwei Jahren hat er seine weisse Lagottohündin, die mit ganzem Namen Ullaja del Tesoro D’oro, also «Goldschatz» heisst. Es ist sein erster Hund. An einer langen roten Leine trottet die junge Hundedame neben ihrem Besitzer, schnuppert mal hier, mal da, und läuft entspannt durch die Wiesen. In der Nähe einer grossen Eiche verändert sich die Körpersprache des Tieres. Ullaja wirkt wachsam, konzentriert und aufgeregt. «Jetzt ist sie im Jagdmodus», sagt Kesseli, dessen Aufmerksamkeit ebenfalls steigt. Sobald Ullaja anfängt im Boden zu scharren, muss er schnell sein. Die Trüffelknollen befinden sich meist nur knapp unter dem Boden und schmecken der Suchhündin ebenso wie jedem Gourmet.

Stolz präsentiert Ullaja ihren Fund. (Bild: vf)

An guten Tagen findet das eingespielte Duo über ein Kilo Trüffel. Die schwarzen Knollen sind mit dem blossen Auge nicht zu erkennen. «Selbst wenn der Hund danach gräbt, erkennt man den Trüffel nicht sofort. Ich habe einen Kurs besucht, um das zu lernen. Anfangs konnte ich ihn nicht von Erdklumpen unterscheiden und dann war Ullaja meistens schneller», erzählt Kesseli.
Schon seit dem Welpenalter wird das Suchen geübt und die Nase auf den nussigen Geruch der schwarzen Knollen trainiert. Zunächst versteckte Kesseli diese in Haus und Garten, später fand Ullaja erste eigene Trüffel im Wald. Lagottos sind eine Hunderasse, die speziell zum Trüffelsuchen eingesetzt werden. Prinzipiell kann aber jeder Vierbeiner die Suche erlernen. Nur der Jagdtrieb sollte nicht vorhanden sein, da sonst die Konzentration im Wald bei einer Hasenfährte gleich wieder zu Ende ist.

Verkauf am Schrofenhof
Kesseli gibt seine Fundstücke an Freunde und Bekannte weiter. «Irgendwann waren es aber zu viele Trüffel und jeder hat schon abgewunken», so der passionierte Pilzsucher. Also entstand eine Zusammenarbeit mit dem befreundeten Schrofenhofbesitzer Klemenz Somm. In seinem Hofladen kurz vor Lengwil gibt es nun den Trüffel pur oder verarbeitet in Butter oder Briekäse.
Aktuell ist es der Burgundertrüffel, der unter der Erde schlummert. Aussen mattschwarz, innen in einem zarten schokoladenbraun, finden sich Knollen zwischen einem und zehn Zentimetern. Der offizielle Marktpreis beläuft sich auf 800 bis 900 Franken pro Kilo. Am Schrofenhof gibt es die Delikatesse weitaus günstiger.
Wenn Bestellungen vorliegen, gehen Kesseli und Ullaja im Wald auf die Suche. Dazu müssen sie nicht allzu weit. Schon vor der Haustür beginnt das Suchgebiet. Aber Kesseli geht auch gerne in unbekanntes Terrain. «Es ist spannend zu sehen, wo es überall Trüffel zu finden gibt. Neulich war ich in Münsterlingen und habe dort unter ein paar Birken etwas gefunden», erzählt er. Im nächsten Jahr geht der Betriebsleiter des Lagers für historisches Baumaterial in Schönenberg in Pension. Dann hat er Zeit für sein wunderbares Hobby. Jeden Tag möchte er aber nicht auf die Suche nach Trüffeln gehen. Auch jetzt am Wochenende geht er lieber in die Steinpilze. Der Mond steht dafür nämlich genau richtig!

Für Gourmets

Wer den kulinarischen Herbstgenuss von Sepp Kesseli und Ullaja selbst probieren möchte, wird im Hofladen von Klemenz Somm fündig: Schrofen Hofladen, Fleisch & Comestibles, Langhaldenstrasse 45, 8280 Kreuzlingen, Tel. 071 688 63 93

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