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Frieden für St. Ulrich benötigt Zeit

Kreuzlingen – Wer dachte, mit der Freistellung von Alois Jehle würden sich die Wogen in St. Ulrich glätten, muss sich wohl eines Besseren belehren lassen.

Kirchenpräsident Beat Krähenmann gab die Auflösung des Arbeitsverhältnisses «in gegenseitigem Einvernehmen» bekannt. (Bild: sb)

Am Freitag wurde bekannt, dass St. Ulrichs Pfarradministrator Alois Jehle auf Ende Oktober aufhört (wir berichteten online). Neuer Seelsorgeleiter der gesamten Gemeinde wird Pater Jan Walentek. Über eine Weiterbeschäftigung konnten sich beide Parteien nicht einig werden. Zur öffentlichen Informationsveranstaltung am Dienstagabend kamen rund 100 Personen, darunter Kritiker, aber auch Befürworter der Entscheidung. Kirchenpräsident Beat Krähenmann und Kirchenpfleger Simon Tobler erläuterten zunächst die Vorgeschichte. Das Bistum habe die Behörde aufgefordert, einen leitenden Seelsorger für die gesamte Kirchgemeinde zu bestimmen. Auch im noch zu gründenden Pastoralraum (mit Ermatingen zusammen) will das Bistum nur einen Seelsorgeleiter haben. Möglich wäre theoretisch, dass jede Pfarrei einen eigenen verantwortlichen Seelsorger bekommt. Der Kirchenpräsident und Alois Jehle selbst hatten in Gesprächen mit dem Bischofsvikar und dem Bischof versucht, Letzteres zu erreichen. Die Würdenträger liessen sich von ihrer Entscheidung jedoch nicht abbringen.

Die Kirchenbehörde hatte sich am 4. Juli einstimmig für die Einsetzung von Pater Walentek entschieden. Bis auf eine Person waren alle Mitglieder anwesend. Dass der Behörde dieser Entscheid von oben aufgezwungen wurde, wollten die Unterstützer des umstrittenen Priesters Jehle nicht so recht glauben. Alt Stadtrat David Blatter trat als ihr Sprecher vor die Versammlung und zeigte sich «sehr enttäuscht». Er sprach von einer regelrechten Hetze gegen den Seelsorger von St. Ulrich, nicht etwa aufgrund von gemachten Fehlern, sondern allein «wegen seines starken Glaubens». Der Behörde warf er vor, sich nicht energisch genug für eine mögliche Weiterbeschäftigung Jehles eingesetzt zu haben. Seines Wissens seien viele Kirchenmitarbeiter damit unzufrieden. Die Gräben in der Gemeinde seien durch das Vorgehen nicht etwa zugeschüttet, sondern «zementiert» worden. Auch er sei nicht immer einer Meinung mit Jehle gewesen, habe dessen Überzeugungen aber immer akzeptiert. Im Weiteren wollten Kirchbürgerinnen Details wissen über die Vertragsverhandlungen mit Alois Jehle. Diese Fragen durfte der Kirchenpräsident aufgrund einer Eingabe des Rechtsbeistandes von Jehle allerdings nicht beantworten.

Alt Stadtrat David Blatter wird Alois Jehle vermissen. (Bild: sb)

Zum Streiten gehören zwei
Zur Verteidigung der Kirchenbehörde meldeten sich Bruno Schlauri und Pirmin Hugentobler von der Dialoggruppe zu Wort. Die Gemeindemitglieder sollten den vom Bistum massgeblich vorgegebenen Entscheid akzeptieren und in Zukunft wieder mehr aufeinander zugehen, forderte Schlauri. Kirchenpräsident Krähenmann sprach zum Abschluss von einer Kollektivschuld. Die Gemeindemitglieder sollten sich selbst an die Nase packen, damit in Zukunft Streitereien nicht auf ähnliche Weise ausarten.

Wie weiter?
Ab November ist Alois Jehle freigestellt. Lohn erhält er noch bis Juni 2018. Die 100-Prozent-Stelle als Kaplan von Pater Walentek wird ausgeschrieben. St. Ulrich und St. Stefan werden weiterhin als unabhängige Pfarreien geführt, die bestehenden Projekte und die Gottesdienstordnungen unverändert weitergeführt.

Im November findet eine Vorstellungsrunde des neuen Seelsorgeleiters statt.

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