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Der Preis der Bildung

Kreuzlingen/Konstanz – Nächste Woche beginnen an der Universität Konstanz die Vorlesungen fürs Wintersemester. Gewohnt kostenlos für Deutsche, internationale Studenten müssen neu 1500 Euro pro Semester zahlen.

11700 Studenten besuchen die Universität Konstanz. Nicht EU-Angehörige müssen neu für den Unterricht bezahlen. (Bild: Universität Konstanz)

Die Universität Konstanz belegt in Rankings regelmässig vordere Plätze. Kein Wunder, dass die Bildungseinrichtung nicht nur bei Einheimischen, sondern auch einen hohen Anteil an Ausländern aufweist. Gleichzeitig existieren in Baden-Württemberg keine allgemeinen Studiengebühren. Abgesehen von einem Semesterbeitrag in Höhe von 160 Euro sind die Vorlesungen an der Universität Konstanz prinzipiell kostenlos. Ein Umstand, von dem bisher auch Studierende aus dem Ausland profitierten.

Ab diesem Wintersemester ändert sich diese Regelung jedoch, neu müssen internationale Studierende, die zum Zwecke des Studiums von ausserhalb der EU einreisen, einen Eigenbeitrag von 1500 Euro pro Semester leisten. Der Landtag von Baden-Württemberg hat im Mai 2017 diese Änderung des Landeshochschulgesetzes beschlossen. Ausgeschlossen davon sind Studenten, welche vor dem Wintersemester bereits immatrikuliert waren.

«Mit den Gebühren stellen wir die Internationalisierung unserer Hochschulen auf finanziell langfristig tragfähige Füsse und ermöglichen eine bessere Betreuung», sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. 35 Millionen Euro will die Politikerin der Partei Bündnis 90/Die Grünen damit einnehmen und so Löcher im Haushalt stopfen. Gegner der Gesetzesanpassung sahen vor allem das Problem, dass sich Studenten aus weniger entwickelten Ländern damit das Studium am Bodensee nicht mehr leisten können. Dem widerspricht das Wissenschaftsministerium und stellt auch gleich einen Massnahmenkatalog vor, wie weniger gut betuchte Studenten in Zukunft finanziell unterstützt werden können. Am meisten studentischen Besuch aus dem Ausland erhält Baden-Württemberg aus China und Indien. Die beiden Gruppen machen zusammen 30 Prozent aller international Studierenden im Bundesland aus. Daheim müssen Einheimische bis zu 10’000 Euro für ihren Hochschulabschluss zahlen.

Teure Schweiz
In der Schweiz kennt man diese Sonderregelung für international Studierende schon länger und zieht regen Profit daraus. An der Universität Zürich kostet ein Semester 1200 Franken, an der HSG St. Gallen mittlerweile gar 3126 Franken. Die Wirtschaftsuniversität hat ihre ausländischen Gäste gar so geschröpft, dass zeitweise ein Moratorium für weitere Erhöhungen verhängt wurde.

Prinzipiell gegen eine solche Sonderregelung spricht sich SP-Kantonsrätin Nina Schläfli aus, welche selber ihren Master in Geschichte an der Universität Konstanz abgeschlossen hat: «Bildung sollte grundsätzlich kostenlos erwerbbar sein, alles andere widerspricht der Chancengleichheit.» Sie findet es nicht in Ordnung, dass Ausländerinnen und Ausländer mit diesem Modell diskriminiert werden und unter Anbetracht eines chronischen Fachkräftemangels auch nicht sinnvoll.

Ausnahmefall PHTG
Schweizer sind an der Universität Konstanz oft zu sehen. Mit rund 200 belegten Studienplätzen machen sie knapp zwei Prozent aller Immatrikulierten in Konstanz aus. Ob sich die neu eingeführten Gebühren auf die Anmeldezahlen auswirken, könne noch nicht abschliessend gesagt werden, erklärt Julia Wandt, Pressesprecherin der Uni Konstanz: «Die Einschreibefrist für international Studierende läuft noch bis Ende Oktober, erst dann können wir ermitteln, ob der Eigenbeitrag Auswirkungen auf die Studentenzahlen hat.» Ein grosser Teil der aus der Schweiz kommenden Studenten überquerten die Grenze aufgrund der Zusammenarbeit zwischen der Pädagogischen Hochschule (PHTG) und der Uni Konstanz. Diese Studierenden im Masterstudiengang «Frühe Kindheit» als auch die Lehramtstudiengänge müssen auch in Zukunft nicht mehr für ihre Bildung berappen. Die PHTG ist als Partnerhochschule explizit von den Gebühren befreit. Emil Keller

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