Wenn die Zeit Nachbarn trennt
Kreuzlingen – Zwischen Kreuzlingen und Konstanz lief 1980 wenig in geregelten Bahnen. Während Deutschland die Sommerzeit einführte, wurde in der Schweiz dagegen gestimmt. Nach einem Jahr als Zeitinsel führte die Eidgenossenschaft das Uhrumstellen wieder ein. Deswegen werden auch diesen Sonntag die Zeiger von 3 Uhr auf 2 Uhr gestellt.

Um 12.30 Uhr losfahren und kurz nach 11.30 Uhr ankommen? (Bild: pw)
Der Hauptgrund die Uhren zwei Mal im Jahr zu verstellen liegt darin, dass die natürliche Tageshelligkeit je nach Jahreszeit effizienter genutzt werden soll. Der Energieverbrauch für künstliches Licht soll dadurch gesenkt werden. Ob aber tatsächlich durch die Zeitumstellung weniger Energie genutzt wird ist umstritten.
Im Herbst, wenn der Tag eine Stunde länger wird, verursacht die Zeitumstellung Studien zufolge weniger Mühe als im Frühjahr, wenn die Uhr vorgestellt wird. Doch der Körper kann bis zu zwei Wochen brauchen um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Zu den kurzzeitig auftretenden Problemen können Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Reizbarkeit gehören. Empfohlen wird, wenn die Uhr Sonntagnacht von 3 Uhr zurück auf 2 Uhr gestellt wird, einen festen Schlaf-Wachrhythmus beizubehalten und keine kurzen Schläfchen tagsüber zu halten.
Zeitinsel Schweiz
Als die Schweiz, anschliessend an andere europäische Länder, 1977 beschloss die Sommerzeit einzuführen, regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Angeführt von Bauern, die sich unter anderem um die Milchleisung ihrer Kühe sorgten, sodass das Gesetz 1978 wieder verworfen wurde. Im Frühjahr 1980 galt dann bei allen europäischen Nachbarn zum ersten Mal die Sommerzeit. Die Schweiz wurde dadurch zur Zeitinsel.
Davon waren vorallem Städte und Kantone stark betroffen die an die Nachbarländer angrenzten. So hatten sechs Kantone, die neben Italien und Frankreich liegen schon Erfahrung mit der unterschiedlichen Zeitregelung im angrenzenden Nachbaarstaat. Sie hatten schon 1978 für eine Einführung der Sommerzeit in der Schweiz gestimmt. Da nach dem 6. April.1980 im Gegensatz zu Deutschland in der Schweiz weiterhin die Winterzeit galt, musste Kreuzlingen, mit seiner Nähe zu Deutschland, unter der Zeitumstellung leiden. Die Züge fuhren monatelang nach Notfahrplan, viele Betriebe arbeiteten nach deutscher Zeit, und Grenzgänger hatten Sonderschichten. Während der Dauer der Sommerzeit 1980 lief in Kreuzlingen und Konstanz wenig in geregelten Bahnen und die gegenseitige Anpassung an den direkt angrenzenden Nachbarn, bei dem die Uhren anders ticken, fiel schwer.
Nach einem Jahr in unterschiedlichen Zeitzonen hatten die Eidgenossen genug. Ab 1981 galt auch in der Schweiz die Sommerzeit. Diese führte der Nationalrat nach einem Jahr Zeitinseldasein ein. Die Probleme, welche die unterschiedliche Zeit verursachten, überwogen. Nur Zwei Jahre nach einem Volksentscheid diesen wieder zu kippen hinterlies aber ein negatives Gefühl. So wird auch heute noch in Sommer- und Normal- statt Winterzeit unterschieden. Die SVP-Vertreterin Yvette Estermann fordert wiederholt die Abschaffung der Sommerzeit. Zuletzt hat der Nationalrat ihre Motion 2012 abgelehnt.