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Herbsttagung mit Justiz-Prominenz

Kreuzlingen – Der prominente Strafverteidiger Valentin Landmann, der Thurgauer Generalstaatsanwalt Hans-Ruedi Graf und der pensionierte Kreuzlinger Gerichtspräsident Urs Haubensak referierten am Samstagabend im Rahmen der 65. FDP-Herbsttagung im Seemuseum. Die Veranstaltung war mit 120 Gästen restlos ausgebucht. (Text: Marie-Theres Brühwiler)

Valentin Landmann (v.l.), Urs Haubensak und Hans-Ruedi Graf boten einen spannenden Einblick in den Alltag der Strafjustiz. (Bild: zvg)

Die Herbsttagung hat bei den Thurgauer Freisinnigen eine über 60-jährige Tradition. Und diese scheint unter der neuen Führung der Aadorferin Maja Lüscher wieder richtig Fahrt aufzunehmen. Rekordverdächtige 120 Personen konnten Parteipräsident David H. Bon und Alexander Salzmann, Bezirkspräsident der FDP Kreuzlingen, am Samstagabend im Kreuzlinger Seeburgmuseum willkommen heissen. «Der Strafprozess in allen Facetten – Recht oder Unrecht in allen Schattierungen»; der Titel hielt, was er versprach. Strafverteidiger Valentin Landmann, Generalstaatsanwalt Hans-Ruedi Graf und der ehemalige Gerichtspräsident Urs Haubensak gewährten dem Publikum aus ganz unterschiedlichen Perspektiven Einblick in den Alltag der Strafjustiz.

Jeder Fall ist der wichtigste
Valentin Landmann habe schon im Studium aus der Menge herausgestochen. «Er stellte in den ersten Wochen Fragen, wie wenn er das Studium bereits abgeschlossen hätte», erinnerte sich Urs Haubensak an seinen früheren Studienkollegen. Fragen stellt der gebürtige St. Galler, der nach eigenen Aussagen in 80 Prozent seiner Fälle mit einem Geständigen vor Gericht geht und nur in wenigen Fällen prominent im medialen Scheinwerferlicht steht, auch heute noch gerne. Vor allem aber müsse ein Strafverteidiger gut zuhören können und ausdauernd sein. «Jeder Fall ist der wichtigste», betonte der prominente Strafverteidiger. Urs Haubensak sah sich in seiner Tätigkeit vor der Gerichtsverhandlung als Fallmanager, während der Gerichtsverhandlung als Moderator sowie Fragesteller und nach der Gerichtsverhandlung als Entscheider. «Ein Richter kann aber das Gesetz nicht ändern», betonte der pensionierte Gerichtspräsident. Für Generalstaatsanwalt Hans-Ruedi Graf geht es in seinem Alltag darum, einen Strafprozess unter immer neuen Voraussetzungen innert nützlicher Frist zu einem Ende zu bringen. «Ein Staatsanwalt muss sich wie ein Wettkampfschwimmer in seiner Bahn vorwärtsbewegen und alles Unwesentliche von sich wegschieben», bestätigte Landmann. Einig waren sich die drei Referenten, dass ein funktionierender Rechtsstaat ein hohes Gut ist, welches unbedingt zu hüten ist, dass Gutachter eine zu starke Rolle einnehmen, dass viel zu oft der Formalismus ins Zentrum rückt, aber auch dass die Öffentlichkeit eine wichtige Rolle in der Justiz einnimmt. «Sie hat eine Überwachungsfunktion. Eine Geheimjustiz wäre das Schlimmste», brachte es Hans-Ruedi Graf auf den Punkt.

In der richtigen Rolle
«Das hervorragend besetzte Podium bot nicht nur einen spannenden Einblick in den Strafprozess, sondern machte auch deutlich, dass jeder Referent exakt in der richtigen Rolle ist», fasste Grossratspräsidentin Heidi Grau nach den Ausführungen zusammen. Gleiches scheint auch für den an der 65. Herbsttagung als Musiker engagierten Lehrer Peter Gall zuzutreffen. Für das Projekt «Lift», welches lernschwachen Schülerinnen und Schülern früh einen engen Praxisbezug zur Wirtschaft ermöglicht, setze er sich mit vollem Herzblut ein, gab der Aadorfer den Freisinnigen zwischen seinen Musikeinlagen und dem schmackhaften Buffet aus der Seeburg-Küche glaubhaft zu verstehen. Gastgeberin Maja Lüscher und die Referenten durften am Schluss der äusserst gelungenen Veranstaltung Lob von allen Seiten entgegennehmen.

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