Neuer Seelsorger stellte sich vor
Kreuzlingen – Der neue pastorale Leiter St. Ulrichs stellte sich am Montagabend im Gemeindehaus vor. Um eine lebendige Kirche aufzubauen, bat Pater Jan Walentek um Mithilfe und Unterstützung der Mitglieder.

(V.l.) Bischofsvikar Ruedi Heim, Seelsorge-Leiter Pater Jan Walentek und Kirchenpräsident Beat Krähenmann an der Info-Veranstaltung. (Bild: sb)
«Ich bin nicht gekommen, um hier alles auf den Kopf zu stellen», beruhigte der neue seelsorgerische Leiter Pater Jan Walentek die rund 90 Interessierten im Ulrichshaus. Unter diesen befanden sich einige, die den jüngst verabschiedeten Pfarradministrator von St. Ulrich, Alois Jehle, schmerzlich vermissen werden. Sein Nachfolger, studierter Philosoph und Theologe, lud die Anwesenden ein, aktiv am Pfarreileben mitzuwirken, jeder nach seinen Fähigkeiten. «Ich hoffe auf ein gutes Miteinander», sagte Walentek. Im Anschluss an seine Rede wurde er mit Applaus bedankt.
Pater Walentek ist 53 Jahre alt, leidenschaftlicher Redemptorist und sehr sprachbegabt: Er besitzt das «Grosse Deutsche Sprachdiplom» vom Goethe-Institut und hat auch schon auf ungarisch Gottesdienste gehalten. Bereits als 19-Jähriger ging er ins Kloster. Später leitete er als Pfarrer acht Jahre lang drei Pfarreien in Österreich, bis die Redemptoristen von dort wegzogen. In Kreuzlingen ist er seit einem Jahr mit kirchlichen Aufgaben betraut.
«Ich bin in bester Absicht gekommen», erklärte Walentek. «Nicht, weil ich mir das so ausgesucht habe, und nicht, um jemandem den Platz wegzunehmen, sondern weil ich den Auftrag der Provinzleitung bekommen habe.» Hätte ihn sein Orden woanders hingeschickt, wäre er dorthin gegangen, so Walentek.
Pfarreirat neu besetzen
Eine seiner kommenden Aufgaben wird es sein, die Mitglieder des Pfarreirats von St. Ulrich zu benennen. Mit dem Weggang eines Pfarrers löst sich dieses Gremium auf. Auch Pfarrer Josef Gander ist Redemptorist. Der 73-Jährige tritt auf Ende Jahr zurück. Dann übernimmt Walentek auch die Leitung St. Stefans.
Bischofsvikar Ruedi Heim erklärte, dass Pater Walentek vom Bistum ausserdem als Leiter des in naher Zukunft zu bildenden Pastoralraums vorgesehen ist, der aus den Pfarreien St. Ulrich, St. Stefan und St. Albin in Ermatingen besteht. Solche Zusammenlegungen würden derzeit alle deutschsprachigen Diözesen beschäftigen. Man bündele die Kräfte und reagiere so auf den Wandel der Kirche und die damit verbundenen veränderten Aufgaben, sagte Heim.
Beispielsweise würden immer weniger Menschen kirchlich heiraten. Um zu entscheiden, wer die Voraussetzung dazu habe, eine Missio, also die «Sendung» des Bischofs zu erhalten, laufe ein gründliches Verfahren ähnlich dem auf dem Arbeitsmarkt ab.
Auf die Stelle eines Kaplans für St. Ulrich und St. Stefan, welche die Kirchenvorsteherschaft ausgeschrieben hat, habe sich gemäss Heim ebenfalls ein Redemptorist beworben. Zusammen mit Pater Marek Kluk hätte die seit 1919 in Kreuzlingen ansässige Ordensgemeinschaft dann drei junge Patres, um die kirchlichen Aufgaben in der Gemeinde und später im Pastoralraum zu betreuen. «Pater Jan wird nicht allein bleiben», betonte Heim.
Insgesamt haben die Redemptoristen rund 5300 Mitglieder weltweit. Schweizer Redemptoristen gibt es nur noch 21, davon vier in Kreuzlingen. Pfarrer Ganders drei Glaubensbrüder sind allerdings schon über 90 Jahre alt. Dank der Unterstützung aus Polen bleibt das Priesterhaus Bernrain erhalten. Hier leben die Glaubensbrüder in einer Gemeinschaft. Das Priesterhaus ist unter anderem ein wichtiges Beichtzentrum, in das jeden Tag Gläubige auch von ennet der Grenze kommen.
Wie weiter in Ermatingen?
Die Zukunft der derzeitigen Gemeindeleiterin in Ermatingen, Anne Zorell Gross, in einem zukünftigen Pastoralraum bleibt offen. Sie hat die Missio des Bischofs für die Pfarrei in Ermatingen, konnte aber bis anhin wegen des Pastoralraums nicht zur Gemeindeleiterin gewählt werden. Theoretisch wäre es möglich, dass sie als Pastoralassistentin weiterhin in Ermatingen angestellt bleibt.
Kritiker blieben still
Kritische Fragen, etwa zum Leistungsausweis Pater Jan Walenteks und seiner Vita, gab es nicht – obwohl Anhänger des verabschiedeten Pfarradministrators Alois Jehle solche im Vorfeld der Veranstaltung öffentlich diskutiert hatten. Alt Stadtrat David Blatter hinterfragte noch die Entscheidung des Bischofs, statt eines Pastoralraums mit mehreren Leitern einen solchen mit einem alleinigen obersten Leiter zu bilden. Alt Gemeinderat Christian Winterhalter hingegen drückte seine Hoffnung für einen «Neuanfang nach unseliger Zeit» aus.Widerspruch erregt hatte allerdings der Kommentar eines Redaktors der Kreuzlinger Nachrichten, in dem dieser vergangene Woche Kritiker Jehles unter anderem als «Papierkatholiken», die Kritik am Pfarradministrator «Rufmord» genannte hatte. Als Reaktion griffen mehrer Leserbriefautoren das Thema erneut auf.