Kleine Bühne ganz gross
Kreuzlingen – Was einst als Theater für Patienten der Heilanstalt Bellevue seinen Anfang nahm, hat sich zu einer Kleinkunstbühne entwickelt, die man nicht mehr missen möchte. Das Theater an der Grenze feiert am Wochenende vom 14. bis 16. September sein 50-jähriges Bestehen mit viel Herz und Kabarett.

Programmleiterin Birgit Auwärter, Präsident Fritz Brechbühl und Kommunikations-Vorstand Lukas Huggenberg haben für den Geburtstag ihres Theaters an der Grenze ein Jubiläumswochenende der Extraklasse organisiert. (Bild: ek)
«Wir gehen mit gutem Selbstbewusstsein in unser Jubiläum», kann Fritz Brechbühl, Präsident des Vereins Theater an der Grenze, zurecht stolz auf das Engagement seiner Bühnenfreunde sein. Mit rund 230 Mitgliedern und einer durchschnittlichen Auslastung von 67 Prozent in der vergangenen Spielzeit, kann er einem solide aufgestellten Verein vorstehen. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, grosse Kunst auf einer kleinen Bühne zu präsentieren. Dabei hatte der 1968 gegründete Theaterverein anfangs noch ganz andere Pläne. Vom Psychologen und Theaterfreund Norman Elrod ins Leben gerufen, beheimatete das Theater ein festes Ensemble aus Schauspielern, welche gleichzeitig Patienten im berühmten Sanatorium Bellevue waren. Der erwartete Besucherandrang blieb jedoch aus und auch die wechselnde Besetzung bereitete Probleme. Bereits nach drei Jahren wollte Elrod die Räumlichkeiten an der Hauptstrasse wieder aufgeben. Die Korrespondenz zur Kündigung gelangte an die Öffentlichkeit und eine Solidaritätswelle in der Bevölkerung ermöglichte den Fortbestand des Theaters an der Grenze, ab nun jedoch in Form eines Gastspielbetriebs und unter der Leitung von Thomas Onken.
Eine Bühne für die Kleinkunst
Die ehrenamtliche Arbeit für die Kleinkunst hat seither keinen Abbruch erlebt. 15 bis 20 Veranstaltungen im Jahr werden in dem rustikalen Saal mit 99 Plätzen organisiert. Mit so viel Erfolg, dass der Vorstand seit einiger Zeit Mittel zur Seite legt, um das 50. Jahr seines Bestehens gehörig zu feiern. Hinzu kommen grosszügige Zuwendungen seitens der Stadt, der Nachbargemeinden und Sponsoren, welche neben dem regulären Saisonprogramm ein Jubiläumswochenende ermöglicht haben. «Darin wollten wir die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft beleuchten», erklärt Präsident Brechbühl die Auswahl der Aufführungen.
Erfahrene Vergangenheit
Den Anfang macht am Freitag, 14. September, Joachim Rittmeyer mit seinem «Frisch ab Tisch – Das Rest-of-Programm». 40 Jahre Bühnenerfahrung mit Sketches, Couplets und Geschichten, die an existenzieller Komik nichts zu wünschen übrig lassen, zeichnen Rittmeyer aus. Somit steht er für all das, was das Theater an der Grenze seit Jahren zu einem bewährten Anlaufort für Liebhaber der Bühnenkunst macht.
Aktuelle Groschenromane
Am Samstag, 15. September, folgt dann der Festakt mit geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft – samt Geburtstagsparty bis spät in die Nacht. Mit ihrer Groschenheftsatire «Schwester Cordula liebt Arztromane» sorgt Saskia Kästner um 17 Uhr und 21 Uhr für Zerstreuung und Gesprächsstoff. Den nichts weniger als den ultimativen Arztroman hat sie aus dem Studium dutzender Romane gezimmert. Auf der Bühne spielt sie dann auch gleich alle Rollen selbst und erschafft so eine von Intrigen und Herzschmerz durchtränkte Seifenoper. Begleitet wird sie dabei vom «musiktherapeutischen Langzeit-Zivi» Dirk Rave.
Nachwuchs fürs Theater
Die Kinder sind unsere Zukunft und so gehört der Sonntag ganz den Familien. Um 11 Uhr sorgen Rahel Wolgensinger und Simon Engeli in ihrem Kinderstück «Roooooaaar!» für ordentlich Gelächter. Gleichzeitig wollen sie im Stück für Kinder ab fünf Jahren diese gleich selbst dazu animieren, einmal auf die Bühne zu steigen. Neben der Aufführung wird ein Frühstücksbuffet serviert, um nach dem Fest wieder zu Kräften zu kommen. Aufgrund der vielen geladenen Gäste und verkauften Karten an die Mitglieder, gibt es nur noch ein beschränktes Kontingent. Karten im Vorverkauf sind direkt unter info@theaterandergrenze.ch oder bei Kreuzlingen Tourismus an der Hauptstrasse 39 erhältlich.
Das Ende für die Lagerhalle?
Alle Aufführungen und die Festivitäten finden in der ehemaligen Postkutschenstation an der Hauptstrasse 55a statt. Ein Unikum, dass ein Kleintheater so lange Zeit in den gleichen Räumlichkeiten verweilen konnte. Der heimelige Charme des Theaters im Dachstock hat sicherlich auch zum Erfolg des Vereins beigetragen. Langsam aber sicher hat der Saal unter dem Dachgiebel sein Lebensende erreicht. Im Sommer gleicht der Estrich einer Sauna, im Winter muss schon Tage vor einer Vorführung eingeheizt werden. Der Zugang über die hölzerne Aussentreppe ist alles andere als barrierefrei, Künstlerinnen und Künstler müssen die Bühne gar über eine Hühnerleiter erklimmen.
«Die Ansprüche unserer Besucher haben sich verändert», so Brechbühl. Es bestehen Pläne, die Spielstätte ins angedachte Kulturzentrum im Schiesser Areal zu zügeln. «Sollte das Kulturzentrum Wirklichkeit werden, dauert es dennoch einige Jahre, bis wir umziehen», gibt Brechbühl für alle Liebhaber des derzeitigen Aufführortes Entwarnung.