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Schnellschuss aus dem Stadthaus

Leserbrief – Gedanken von Heinz Schmid zur neuen Kommunikationsstrategie des Stadtrates und der Einstellung der Amtlichen Publikationen in der Kreuzlinger Zeitung.

(Bild: pixelio)

Der Stadtrat will in Zukunft darauf verzichten, die amtlichen Publikationen in gedruckter Form allen Einwohnern zukommen zu lassen. Der Bürger soll sich diese Informationen selber im Internet holen. Dieser Entscheid ist sehr kurzsichtig, und das in mehr als einer Hinsicht:
Im Zeitalter der Mobilität der Bevölkerung muss Ortspolitik immer mehr um das Interesse der Bürger werben. Jeder Weg zum Stimmbürger, den der Stadtrat aufgibt, ist eine verlorene Chance, ihn zu erreichen.

Die Printmedien sind ein Forum, ein öffentlicher Raum, ein geistiger »Boulevard». So wie eine Innenstadt mit jedem Detailgeschäft, das schliesst, an Lebenskraft verliert, so verliert der geistige Boulevard an Blut mit jeder Zeitung, die verschwindet. Am Stadtrat ist es, das ihm Mögliche zu leisten, damit der öffentliche Raum, ob räumlich oder geistig, lebendig bleibt. Hier zu sparen, heisst für eine Gemeinwesen, sich selber die Luft abschnüren.

Die Information der Stimmbürger und Steuerzahler betrachte ich als eine Bringschuld, wie das Stimmmaterial, das ich auch nicht abholen muss. Dieser Verpflichtung muss auch ein Stadtrat nachleben. Demokratische Politik muss offen und transparent sein. Die Informationen müssen für jedermann leicht erreichbar sein – ohne dass er sich selber zuerst einen Zugang dazu suchen muss.

Ich hoffe schwer, dass der Stadtrat auf seinen Entschluss zurück kommt und ihn korrigiert.

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5 thoughts on “Schnellschuss aus dem Stadthaus

  1. Marco Bischofberger

    Grüezi Herr Schmid

    Die Publikation wird es nach wie vor physisch geben. Nur halt nicht mehr in der Gratiszeitung und nur für diejenigen, die es auch interessiert.
    Dazu aus der Meldung der Stadtverwaltung vom 01.10.2018: „[…]auf der Startseite der Webseite sowie neu auf Wunsch per Post oder als Newsletter per E-Mail persönlich an die Einwohnerinnen und Einwohner versandt. Um letztere Möglichkeit in die Wege leiten zu können, erhalten im Oktober alle Kreuzlinger Haushaltungen ein Informationsschreiben mit einem entsprechenden Anmeldetalon. “

    Sie sehen also, wer die Informationen weiter physisch möchte, erhält diese auch physisch. Sogar der Anmeldetalon kommt von alleine.
    Ich persönlich habe eine digitale Möglichkeit schon lange vermisst und begrüsse den Schritt. So kann ich mich entscheiden, auf welchem Kanal ich informiert werden möchte. Das eingesparte Papier hat dann sogar noch einen kleinen Nachhaltigkeitseffekt.

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    1. Bruno Neidhart

      In einer Zeit, in der wöchentlich Gratis-Anzeigenblätter – selbst mit parteipolitisch gefärbten Inhalten! – in die Häuser flattern, um die Einwohner zu beglücken – oder auch nicht, kann es kaum altmodisch sein, eine Amtliche Publikation nach wie vor gedruckt vorliegen zu haben. Herr Heinz Schmid denkt richtig. Ob nun die Stadt in eigener Regie die Publikation herausgibt und sie verteilen lässt, oder dies über ein bestehendes Printorgan zu geschehen hat, kann vielleicht eine kostenbezogene Angelegenheit sein, jedoch keine politisch kluge Massnahme, um wirklich „alle“ Einwohner zu informieren. Nach wie vor hat nicht jede/jeder die gleichen Informationszugänge, wie zum Beispiel Herr Marco Bischofberger. Es geht aus dieser Sicht also auch um Minderheiten. Diese sind politisch stets besonders zu schützen.

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  2. Frischkencht Ernst

    Die Kreuzlinger Zeitung hat sich in letzter Zeit zu einem recht gut gemachten Wochenblatt entwickelt; die Akzeptanz scheint gross und viele Leserinnen und Leser schätzen die Zeitung als Forum für Lokalpolitisches.
    Nun hat der Stadtrat beschlossen, auf die amtlichen Publikationen zu verzichten und manche Nutzer fühlen sich übergangen; statt Ausbau einer bürgernahen Kommunikation für alle, wird rein auf die digitale Karte gesetzt. Viele ältere Menschen sind ganz einfach Leser, die neben Vereinsnachrichten und Vermischtem auch gerne wissen möchten, was aus behördlichder Sicht geplant ist. Der Entscheid des Stadtrates ist aus dieser Sicht nicht zu verstehen und steht übrigens dem neuen Stadtpräsidenten sehr schlecht an!

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    1. schiesser

      So langsam komm ich mir schon leicht deppert vor, weil ich hier schon wieder den Stadtrat verteidige – also zur Hälfte. Ich finde nach wie vor den Entscheid falsch, der Kreuzlinger Zeitung den Status (und damit das Geld) des Amtsblatts zu entziehen. Aber: Es wird nicht „rein auf die digitale Karte gesetzt“. Zumindest dann nicht, wenn der Stadtrat sich an seine eigenen Angaben hält. Mitgeteilt hat er nämlich, er werde nächstens eine Karte an alle Haushaltungen/EinwohnerInnen verschicken, auf der man ankreuzen kann, ob man die amtlichen Nachrichten künftig per Post (auf Papier) oder digital per Mail erhalten will oder ob man sich „nur“ auf der städtischen Homepage die Infos holen will. (Den Aushang im Glaskasten lass ich jetzt mal aussen vor, denn der nützt gerade älteren und/oder gehbehinderten MitbürgerInnen wenig). Ich hoffe ausserdem, dass mit den „Befragungskarten“ alle bedient werden und nicht nur die Stimmberechtigten (sprich: SchweizerInnen).

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  3. Bruno Neidhart

    Es würde durchaus nicht nur „…rein auf die digitale Karte“ gesetzt, Herr Ernst Frischknecht. Und es ist gleichzeitig richtig – was „schiesser“ moniert -, dass es „falsch“ (gewesen) sei, „der Kreuzlinger Zeitung den Status …..des Amtsblatts zu entziehen“.

    Es gehört zur kommunalpolitischen Demokratie, wenn wirklich alle Einwohnerinnen/alle Einwohner (also nicht nur Stimmberechtigte) mindestens die Gelegenheit bekommen, über Geschehnisse jeglicher Art, die mit der Stadt zu verbinden sind, „informiert zu sein“. Dies geschieht nach wie vor am besten, am einfachsten, am direktesten durch ein bereits vorliegendes Publikationsorgan. Dabei ist nun mal die „Kreuzlinger Zeitung“ weitaus kreuzlingerischer ausgerichtet als die Konkurrenz, die auch noch überm Ottenberg zu agieren hat (neu bekanntlich mit lesbar einseitig parteipolitischer Garnierung). Für die digitale Franktion kann die Stadtinformation selbsverständlich zusätzlch auf einem visuellen Kanalsystem erscheinen. Papier ist dagegen haptischer, näher.

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