/// Rubrik: Stadtleben

Selbst ist die Kuh

Kreuzlingen – Bauersfrau Heidi Neuweiler, führte am Abend des 1. August Interessierte durch die Kuhstallungen des Alphof Albert Neuweiler, erzählte aus dem Arbeitsalltag und beantwortete ausführlich die Fragen der Teilnehmer.

Es ist 17.30 Uhr. Der Platz vor dem neuen Stall füllt sich mit wartenden Leuten. Eine Frau unterbricht das Gespräch mit Heidi Neuweiler: «Hier beginnt die Führung, oder?» «Ja, in fünf Minuten starten wir», antwortet ihr Neuweiler.

Boxen für neugeborene und kranke Tiere
Der Rundgang beginnt im alten Kuhstall. Er besteht unterdessen bereits 20 Jahre. «Auch hier konnten die Kälber hinaus auf den Hartplatz, trotzdem haben sie es jetzt besser», meint Neuweiler. Ausgestorben ist der alte Stall aber nicht. Die frisch geborenen Kälber müssen gleich von der Milchkuh-Mutter getrennt werden und erhalten zu Beginn ihres Lebens da eine Bleibe. «Damit habe ich immer Mühe», sagt sie. «Wir haben von Alternativen gehört und gehen nun dieser Sache nach.» Sind die Tiere drei bis vier Monate alt werden sie an einen Mastbetrieb weitergegeben. Teilweise bleiben sie bis zum achten Monat auf dem Hof und gehen dafür direkt in den Schlachthhof.

Die Kinder haben aber nur Augen für die beiden Kälber, die zwischen zwei und vier Tagen alt sind. Das ein wenig ältere Tier steht zwar noch auf wackeligen Beinen, ist aber schon ganz neugierig und beschnuppert die Kinder. Gegen Streicheleinheiten hat es auch nichts einzuwenden.

Die Boxen neben den Baby-Kühen waren einst für Pferde vorgesehen. Da unterdessen mehr als zwei Pferde auf dem Hof leben, sind sie zu Krankenstationen für Kühe und Pferde umfunktioniert worden.

Melken im 24-Stunden-Betrieb
Der zweite Teil der Führung bringt die Teilnehmer in den neuen Stall. Er ist fast leer, denn alle Kühe sind draussen. Na gut, fast alle. Eine Kuh muht für eine ganze Herde. Irgendetwas passt ihr nicht. Später stellt sich heraus, dass es die Mutter von einem der beiden Kälber ist. Die 70 Kühe können das ganze Jahr durch selber entscheiden, ob sie lieber im Freien oder unter dem Dach sein möchten.

Die Hauptattraktion des neuen Stalls ist der Melkroboter. Innerhalb von 48 Stunden sammeln sich im Tank um die 2000 Liter, welche die Käserei Strähl abholt. «Manche Kühe suchen den Roboter lieber in der Nacht und andere im Laufe des Tages auf», erklärt Neuweiler. Die Kühe gehen nicht nur zur Maschine, weil der Euter anfängt zu schmerzen, sondern weil sie ausschliesslich da spezielle Leckereien zum Essen vorfinden. Senkt das Tier seinen Kopf in den Futternapf, erkennt ein Sensor den Chip an dessen Halsband und liest alle Infos aus. «Hat eine Kuh Medikamente erhalten, weiss der Roboter, dass er die Milch gleich entsorgen muss und nicht in den Tank einspeisen darf.» Begeistert schauen die Anwesenden zu, wie die Maschine zuerst alles reinigt und dann mit Lasern jede Zitze anvisiert. Und dann fliesst auch schon die Milch durch die Schläuche.

«Können Kühe auch Bauchschmerzen bekommen?», will eine Beteiligte wissen. «Ja, zum Beispiel im Frühling macht ihnen das frische Gras zu schaffen. Deshalb lassen wir sie in den ersten drei Wochen nur wenige Stunden auf die Weide. Die Pferde dürfen sogar nur für 20 Minuten grasen gehen», antwortet Neuweiler.

Auf dem Vorplatz des neuen Stalls werden die Gäste mit vielen spannenden Informationen aus dem Rundgang entlassen.

Mehr Bilder von der Führung sind hier in der Bildergalerie zu finden.

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