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«Im Parlament braucht es ganz klar mehr Frauen»

Kreuzlingen – Die Redaktion der Kreuzlinger Zeitung will von den jüngsten Kandidatinnen für die Sitze im Parlament wissen, wie ihre Politik aussehen würde.

Nina Schläfli, aus Kreuzlingen würde als Ständerätin, in ihren wichtigen Themen, in Bern einen Zacken zulegen. (Bild: Andrea Vieira)

In zwei Wochen werden die Stimmen gezählt. Nina Schläfli aus Kreuzlingen ist eine der fünf Kandidaten für die zwei Sitze im Ständerat. Die 29-Jährige ist ehrgeizig im Wahlkampf unterwegs und so will sie auch in Bern agieren. Zu ihren Anliegen der Umwelt, Gleichstellung von Mann und Frau und warum sie ihr Alter nicht als Nachteil sieht, hat sie mit unserer Redakteurin Andrea Vieira gesprochen.

Nina Schläfli, warum haben Sie sich für die SP entschieden?

Es ist die Partei, die sich konsequent für Gerechtigkeit und Gleichstellung einsetzt und dies zum Wohl aller Menschen. Daraus kann man vieles her leiten in Sachen Klima- und Sozialpolitik. Es ist Politik mit der ich mich problemlos identifizieren kann.

Welches ist der wichtigste Schritt zum Thema Umwelt?

Viele Leute wollen nur das eine Wichtige hören, aber vieles ist Wichtig. Das Gebäudesanierungprogramm ist entscheidend, dass dabei die Ölheizungen entfernt werden. Aber auch das die ÖV-Fahrzeugflotte elektrifiziert und das weniger geflogen wird. Dazu gibt es viele verschiedene Möglichkeiten wie man das Fliegen eindämmen könnte. Eine wäre die Verbesserung der internationalen Bahnverbindung. Nachtzüge sollten wieder eingeführt werden und bezahlbar sein, es soll nicht zum Luxusprodukt werden. In der Schweiz gibt es noch andere Hebel, die man in Bewegung setzen könnte. Den Forschungsstandort Schweiz ausbauen und die Dekarbonisierung des Finanzplatzes angehen wären zwei Beispiele. Für jedes Klimaziel gibt es wieder etliche Massnahmen.

Sie sind die jüngste Ständeratskandidatin. Sehen Sie für die Wahl einen Nachteil?

Es ist nicht so, als hätte ich noch nie gehört, dass ich zu jung sei oder zu wenig Erfahrung hätte. Aber ich bin auch so lange in der Politik aktiv, wie andere, die bereits im Nationalrat sitzen. Ich glaube es gibt Leute, die auf junge Menschen setzen, sich durch sie persönlich besser vertreten fühlen und sich eine bessere Vielfalt im Parlament wünschen. Ich sehe es daher weder als Nachteil noch als Vorteil.

Muss denn das Parlament verjüngt und der Frauenanteil erhöht werden?

Ja ganz grundsätzlich schon. Es muss nicht nur verjüngt werden, sondern auch Senioren sind untervertreten. Nicht solche, die im Amt älter wurden, sondern frisch gewählte Senioren. Menschen mit Migrations-Hintergrund sind auch völlig untervertreten. Sie würden vielleicht nicht unbedingt andere Politik machen, aber andere Erfahrungen mitbringen. Mehr Frauen braucht es ganz klar, dies kann zu einer frauenfreundlicheren Politik führen und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Wie könnte die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie geregelt werden?

Es braucht sicher eine Elternzeit, weil auch die jungen Männer mehr Anteil an ihren Kindern haben möchten. Bisher ist man als junge Frau im Nachteil, weil man nach der Geburt meist für eine längere Zeit ausfällt. Ausserdem sollten Kita Plätze, besonders im Thurgau, ausgebaut und günstiger werden. Sodass es sich lohnt, arbeiten zu gehen und nicht nur für die Kita Geld anschafft. Wenn man noch weiter geht, sollte es möglich sein, für die Pflege von Angehörigen, längere und flexible Ferien beziehen zu können.

Sie sind für die Gleichstellung, aber warum nicht für dasselbe Rentenalter?

Das ist eine berechtigte Frage. Frauen leisten immer noch den weitaus grösseren Teil, von unbezahlter Arbeit – Haushalt, Kindererziehung, Betreuungsarbeit. Zudem verdienen Frauen immer noch nicht gleich viel wie die Männer. Solange nicht Lohngleichheit herrscht, sehe ich nicht ein weshalb eine Frau ein Jahr länger arbeiten soll und dafür noch die kleinere Rente kassiert.

Braucht es eine Frauen-Quote?

Ich würde mir ein System wünschen, das ohne Frauen-Quote funktionieren würde, aber die Vergangenheit zeigt, dass immer noch nicht viel passiert ist. Mittelfristig bin ich für eine Frauen-Quote, dort wo man Einfluss nehmen kann, wie zum Beispiel Bundesstellen.

Sie gehen sehr ehrgeizig im Wahlkampf vor, läuten an Haustüren und rufen mögliche Wähler an. Finden Sie das nicht zu aufdringlich?

Nein. Die Erfahrung zeigt, dass man nicht mehr alle Leute am Samstagmorgen an einem Wahl-Stand erreicht, weil viele am Samstag nicht mehr einkaufen gehen. So musste sich die SP neue Mittel überlegen, um die Leute zu erreichen. Will jemand nicht mit mir reden, entschuldigte ich mich für die Störung und beende das Gespräch. Komme ich aber ins Gespräch, ist es super spannend zu erfahren, wie es den Menschen geht und wo ihnen der Schuh drückt.

Apropos Einkaufen, kann die Politik noch mehr eingreifen gegen den Einkaufstourismus?

Vorne weg, ich verurteile Menschen nicht, die hin und wieder wegen ihres knappen Budgets ein Produkt im Ausland kaufen, weil hier gewisse Produkte überteuert sind. Auf nationaler Ebene könnte man die Freigrenze senken, aber ich bevorzuge eine Lösung, bei der man auf einer Seiten der Grenze die MwSt zahlen müsste, aber das ist momentan chancenlos. Aber was bald zur Abstimmung kommt, ist das Thema des Schweizer Zuschlages auf gewisse Produkte, der sollte eingedämmt werden.

Sozusagen ist Brigitte Häberli Ihre Kontrahentin. Warum soll man sie wählen und nicht Häberli?

Ich will mich nicht gegen sie ausspielen, aber ich kann unterschiede aufzeigen. Ich würde zur Gleichstellung noch einen Zacken mehr aufsetzten, dazu auch mehr fordern als sie. Ich habe ganz andere Vorstellungen in der Sozial- und Gesundheits-Politik, da würde ich auch weiter gehen. Im Vergleich zu ihr bin ich ein grüner Turbo.

Zur Nationalratskandidatin

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