«Wir bleiben optimistisch»
Altnau/Costa Rica – Der Altnauer Stéphane Dähler leitet in Costa Rica ein Reisebüro. Aktuell hilft er gestrandeten Touristen am Flughafen und motiviert Arbeitgeber, nicht den Mut zu verlieren. Dabei hat er immer ein Herzensprojekt im Hinterkopf: Die baldige Rückkehr mit einer Reisegruppe in seine alte Heimat: Die Elfenbeinküste.
«Unsere Mitschüler wunderten sich, warum meine Geschwister und ich eine weisse Hautfarbe haben und Schweizerdeutsch sprechen, obwohl wir aus Afrika kommen», sagt Stéphane Dähler und schmunzelt beim Gedanken zurück an seine Jugend in Scherzingen und Altnau. Auch dachten die Schüler, dass die Dählers in Bambushütten hausten. «Trotzdem lebten wir uns erstaunlich schnell in der Schweiz ein.» Auch wenn die Kinder zuerst noch Hochdeutsch lernen und sich im Schweizer Schulsystem zurechtfinden mussten. Zwanzig Jahre später lebt Dähler mit seiner Familie in Costa Rica und führt ein Reisebüro. Der Weg dorthin ist eine abenteuerliche Geschichte. Sein Vater wollte, nachdem sie während den Unruhen in der Elfenbeinküste in die Schweiz flüchteten, eine neue Ananasplantage in Costa Rica aufbauen. Seine drei Söhne halfen ihm dabei und übernahmen den Betrieb als er sich nach dem Bürgerkrieg entschied, nach Afrika zurückzukehren und seine Farm zurückzukaufen.
Vorwärts schauen und Pläne schmieden
Am Telefon spricht Dähler hörbar motiviert von neuen Ideen, Plänen und Strategien. «Wir nehmen das Coronavirus sehr ernst, wissen aber auch, dass die Situation nicht für immer so sein wird und schauen optimistisch in die Zukunft.» Auch sei es für die Menschen Zuhause aktuell sehr wichtig, schöne, bestärkende Nachrichten aus aller Welt zu erhalten. «Die Tage sind lang und wir möchten die Leute auch über unsere sozialen Kanäle mit Happy News aufheitern.» Costa Rica ist wie viele andere Länder wirtschaftlich auf den Tourismus angewiesen. Aber anstatt Mitarbeiter zu entlassen, setzt der Thurgauer diese konkret für die Ausarbeitung neuer Reiserouten und Projekte ein, schliesst Kooperationen mit anderen Anbietern und macht für diese sogar Werbung. «Wir halten hier zusammen und freuen uns auf die nächste Saison.» Vor wenigen Tagen half er Touristen sieben Stunden lang am Flughafen, Tickets für ihren Rückflug zu erhalten. «Die Mitarbeiter versteckten sich, da sie mit der Flut an Menschen nicht umzugehen wussten.» Dähler spricht vier Sprachen und konnte gemeinsam mit seinem Team für fast alle Reisenden einen Flug organisieren. «Solche Aktionen sind absolut selbstverständlich für uns. Man ist vielleicht selbst mal in solch einer Situation und ist froh um Hilfe.»
Ab nach Afrika
Ein Projekt liegt Dähler aktuell sehr am Herzen. «Afrika ist eine meiner drei Heimaten und ich freue mich so sehr darauf, im Mai einer Reisegruppe das Land zu zeigen.» Zusammen mit dem Münchwiler Carunternehmer Hansruedi Hefti organisiert er als erster Schweizer Reiseanbieter seit zwanzig Jahren wieder eine Gruppenreise in die Elfenbeinküste. «Es ist mir eine Ehre, den Teilnehmern das <Urafrika> zu zeigen, wie ich die Cote d’Ivoire gerne nenne.» Touristisch ist das Land beinahe unentdeckt, erlebt aber langsam einen Aufschwung. «Genau jetzt ist es spannend für Touristen, die Elfenbeinküste zu bereisen. Es gibt noch keinen Ansturm auf Sehenswürdigkeiten und die Menschen freuen sich so sehr über jeden Besucher», sagt Dähler. Die politische Lage sei stabil und die Hotels auf einem sehr guten Standard. «Die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten ist klein, aber sehr gut. Wir werden teils in exklusiveren Häusern wohnen, dann gibt es wieder Tage, wo wir geschichtsträchtige Hotels berücksichtigen.» So sei die Reise ein Gewinn für viele einheimische Familien und Betriebe. «Ich kenne das Land wie meine Westentasche und viele der Menschen kennen uns Dählers. Ein grosser Vorteil für uns.» So engagiert sich die Familie für diverse gemeinnützige Projekte im Land. Sie gründeten unter anderem die «Clinique mobile». «Wir beschäftigen Ärzte, die in die abgelegene Regionen fahren, um Frauen während ihrer Schwangerschaft zu betreuen.» Auch wird die Reisegruppe kiloweise «Seedballs» im Car mitführen. «Wir haben einer Organisation für 2000 Franken Saatballen abgekauft, die wir während der Reise gemeinsam verteilen werden. Die Samen sind umgeben von einer nährstoffreichen Erdschicht. Setzt dann der Regen ein, gelangen diese in die Erde und es entstehen über die Jahre neue Bäume.» Die Aufforstung ist ein wichtiges Thema in Westafrika.
Ob in Costa Rica oder Afrika: «Wir möchten etwas bewegen, Hoffnung schaffen und Jobs sichern», sagt Stéphane Dähler. Im Hintergrund hört man seinen kleinen Sohn Nicolas lachen. Auch seine Schule ist aktuell geschlossen und es ist Zeit für eine Runde Fussball im Garten mit Papi.
Marc Ferber