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Abschluss der Tauchgrabungen beim Mäuseturm in Güttingen

Güttingen – Ende April wurden die taucharchäologischen Untersuchungen im Bereich der Untiefe im See vor dem Hafen Güttingen abgeschlossen. In jährlichen Kampagnen konnten seit 2017 in der Umgebung vom sogenannten Mäuseturm ein grosses Pfahlfeld aus der Spätbronzezeit dokumentiert werden. Neben einer Turmanlage aus dem Mittelalter sind auch Befunde aus der Römerzeit nachgewiesen.

Taucharchäologe bei der Arbeit unter Wasser. (Bilder: Informationsdienst TG)

Seit 2017 waren Mitarbeiter des Amts für Archäologie jeweils von Februar bis Mai für einige Wochen bei einer etwa 240 Meter vor dem Hafen Güttingen liegenden Untiefe tätig. Auf dieser befindet sich der sogenannte Mäuseturm, ein 15 mal 15 Meter grosses Geviert aus massiven Eichenpfählen und Schwellhölzern. Wie dendrochronologische Untersuchungen ergaben, stammt diese Konstruktion aus dem 11. Jahrhundert. Sie war von mehreren Palisaden umgeben. Funde von mittelalterlichen Gefässen bezeugen, dass der Turm bewohnt war. Besondere Objekte wie ein Silberglöckchen mit vier Menschenköpfen, das vermutlich in liturgischem Zusammenhang verwendet worden ist, unterstreichen die Bedeutung der Anlage, um die sich Sagen ranken.

Das Goldblech wird noch untersucht.

Bei den Arbeiten entdeckten die Taucherinnen und Taucher in der Umgebung des Mäuseturms ein 1,5 Hektar grosse Pfahlfeld. In der Zwischenzeit wurden über 2300 Hölzer vermessen und beprobt. Sie stammen von spätbronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen, aus der Zeit von etwa 1100 und 930 v.Chr. Aus dem Seegrund ragenden Pfahlköpfe und stark verschliffene Keramikfragmente zeugen davon, dass die Fundstelle ständiger Erosion ausgesetzt ist. Zu den wichtigsten Funden gehören mehrere Lappenbeile aus Bronze oder bronzene Schmucknadeln. Ein kleines Stück Goldblech, das vielleicht ursprünglich als Dekor eines anderen Gegenstandes diente, wird derzeit noch genauer untersucht. In etwa 200 Meter Distanz lokalisierten die Taucher ein weiteres Pfahlfeld mit Hölzern aus der Römerzeit. Auch einige der Pfähle im Bereich des Mäuseturms datieren ins 2./3. Jh. n.Chr., von der römerzeitlichen Nutzung der Untiefe selbst zeugen Gefässscherben und Ziegelfragmente.

Beile aus der Spätbronzezeit.

In diesem Jahr wurden die Arbeiten aufgrund der regelmässigen Bisen unter erschwerten Bedingungen durchgeführt. Mit Abschluss der diesjährigen Kampagne sind die taucharchäologischen Arbeiten beim Mäuseturm vorläufig beendet. Die bisherigen Ergebnisse machen deutlich, dass auch auf grosse Distanz zum heutigen Ufer mit durch die Zeiten genutzten Fundstellen zu rechnen ist. Es muss daher Ziel kommender Untersuchungen unter Wasser sein, weitere solcher Fundstellen aufzufinden.

Schwellhölzer des Mäuseturms.

Für einen Eindruck der taucharchäologischen Untersuchungen beim Mäuseturm zu gewinnen, stehen auf der Webseite des Amts für Archäologie Filme zu Verfügung (archaeologie.tg.ch).

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