Aufwertung des Naturschutzgebietes Bommer Weiher
Kemmental – Um den Nährstoffeintrag in die Weiher weiter zu senken, baut der Kanton ein Retentionsgerinne und einen Filterschacht. Mittels granuliertem Eisenhydroxid wird Phosphat aus dem Wasser gefiltert. Der Einsatz dieser Technik in einem Naturschutzgebiet ist ein Novum. Zusätzlich wurde der Dippishauser Kanal teilweise revitalisiert. Die Bauarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss.
Die Bauarbeiten im Gebiet Bommer Weiher zur Verbesserung der Gewässerqualität sind in den letzten Zügen. Die künstlich geschaffenen Bommer Weiher in der Gemeinde Kemmental haben sich als landschaftliches und ökologisches Juwel im Kanton Thurgau etabliert. Das Flachmoor und Amphibienlaichgebiet ist von nationaler Bedeutung und wurde 2016 unter Schutz gestellt. Es ist zudem ein beliebtes Naherholungsgebiet der Region Kreuzlingen. Doch Nährstoffe aus dem Umland gefährden die wertvolle Ufervegetation, führen zu einem übermässigen Wachstum des Rauen Hornblattes, einer stark wuchernden Wasserpflanze, sowie zur vorzeitigen Verlandung der Weiher.
Einsatz von Eisenhydroxid ein Novum
Im Osten der Weiher wurde deshalb in den vergangenen drei Monaten ein rund 200 Meter langes Retentionsgerinne gebaut. Es ergänzt die bereits von Gemeinde und Landwirten umgesetzten Massnahmen. Das neue Gerinne zweigt aus dem Dippishauser Kanal ab, welcher zeitgleich revitalisiert wurde, und mündet in einen Filterschacht. Der Filterschacht enthält granuliertes Eisenhydroxid, welches das Phosphat aus dem Wasser bindet. Das gereinigte Wasser wird anschliessend in den oberen Bommer Weiher geleitet. «Der Einsatz dieser Technik in einem Naturschutzgebiet ist unseres Wissens nach ein Novum in der Schweiz», so Matthias Künzler vom Amt für Raumentwicklung des Kantons Thurgaus. «Wir werden die Wirkung des Retentionsgerinnes und des Filters in den kommenden Jahren durch Messungen genau analysieren», so der Leiter der Abteilung Natur und Landschaft weiter. Durch das Retentionsgerinne und den Filterschacht können insbesondere die besonders nährstoffbelasteten ersten Spülstösse nach intensiven Regenfällen aufgefangen und gereinigt werden.
Erhaltung und Schaffung von Lebensräumen
Bei der Gemeinde Kemmental ist man davon überzeugt, dass das Retentionsgerinne und der Filterschacht die bereits ergriffenen Massnahmen optimal ergänzen. «Das Naturschutzgebiet wird stark aufgewertet. Nicht nur die Wasserqualität der Bommer Weiher wird verbessert. Die zusätzlich angelegten Tümpel bieten neue Lebensräume für Frösche, Molche und Libellen», zeigt sich die Gemeindepräsidentin von Kemmetal Christina Pagnoncini erfreut. Im Herbst wird die noch karge Fläche angesät. Sie bietet so bereits im nächsten Frühling ein reiches Nahrungsangebot für Insekten. Das Gesamtbudget für die Massnahmen liegt bei 700’000 Franken und kann aus heutiger Sicht eingehalten werden. Auch der Bund beteiligt sich an den Kosten.
Kantonale Förderung der Biodiversität in über 100 Naturschutzgebieten
Der Bommer Weiher ist eines von über 100 Naturschutzgebieten, in denen das kantonale Amt für Raumentwicklung gemeinsam mit Eigentümern, Landwirten und den Gemeinden die Biodiversität aktiv fördert. Alle diese Gebiete sind entweder von nationaler Bedeutung oder im Eigentum des Kantons. Sie bieten ein Refugium für zahlreiche Arten, die im Kulturland oder im Siedlungsgebiet keinen ausreichenden Lebensraum mehr finden. Weitere Beispiele sind das Hudelmoos oder das Ermatinger Ried.
So funktioniert das Retentionsgerinne mit Filterschacht:
Das neue Retentionsgerinne (lat. retentio ‚das Zurückhalten‘) hat eine Länge von rund 200 Meter. Es verläuft parallel zum revitalisierten Dippishauser Kanal. Das Retentionsgerinne ist durch mit Schotter gefüllte Drahtkörbe (Gabionen) in drei rund 60 Meter lange Kammern unterteilt. Zweck der Kammern ist eine Beruhigung des Wassers, damit sich Feinstoffe vor dem Filterschacht absetzen und diesen nicht verstopfen. Die letzte Kammer enthält eine Sandschicht, die das Wasser vorfiltert. Das vorgefilterte Wasser wird über ein Drainagerohr in den GEH-Filter (GEH = granuliertes Eisenhydroxid) am Ende des Retentionsgerinnes weitergeleitet. GEH wurde ursprünglich zur Reinigung von belastetem Trinkwasser entwickelt. Der GEH-Filter ist in der Lage, Phosphat aus dem Wasser zu binden, ohne das Wasser chemisch zu belasten. Er hat ein Volumen von rund viereinhalb Kubikmeter. Das Wasser durchströmt die Filterschicht innerhalb von etwa zehn Minuten, was eine ausreichende Kontaktzeit für das GEH-Material ergibt, um das Phosphat optimal zu binden. Ein Bypass kann geöffnet werden, um allenfalls im Retentionsgerinne angesiedelten Fischen ein Entweichen in den Oberen Bommer Weiher zu ermöglichen.