Bau für den Fussball geht los
Kreuzlingen – Da wo heute noch Baumaschinen rollen, soll im Sommer 2021 der Anpfiff stattfinden. Am Dienstag war in Kreuzlingen der offizielle Baustart des dritten Fussballplatzes für den AS Calcio im Döbeli.

Im Sommer 2021 soll der Anpfiff auf dem neuen Fussballplatz des AS Calcio möglich sein. (Bild: Andrea Vieira)
Auf die Saison 2020/2021 würden 19 Mannschaften auf dem Fussballplatz Döbeli ihrem Hobby nachgehen, davon 16 Juniorenmannschaften. «Für diese 270 Spieler sind wir froh, jetzt geht der Bau endlich los», sagte Club Präsident Marcus Meloni.
Auf dem neuen Naturrasenplatz kann der Ball dann von März bis November rollen, erst danach müssen die Spiele in die Halle verlegt werden. Das ist eine längere Spielzeit als sonst auf einem Naturrasen möglich ist. Um das Grün langfristig in Schuss zu halten, wird darunter eine Ent- und Bewässerungsanlage eingebaut. Ein Kunstrasen hatte die Kreuzlinger Bevölkerung abgelehnt.
Während des Baus ist der Veloweg bei den Schrebergärten gesperrt und der Bauverkehr verläuft an der Landi vorbei. So würden keine Anwohner gestört und mit den Schrebergarten-Besitzer habe man gesprochen, so Ruedi Wolfender, Abteilungsleiter Gesellschaft.
Die Bälle können ohne Bedenken hoch fliegen
Das dritte Spielfeld ist mit 64 mal 106 Meter gross genug, um Spiele bis zur 2. Liga interregional austragen zu können, der AS Calcio mischt in dieser Liga mit. Zusätzlich wird eine Spielwiese von 2400 Quadratmeter realisiert. Die sechs neuen Scheinwerfermasten haben LED-Leuchten und sind 16 Meter hoch.
Ein Haag umschliesst das Spielfeld und hinter den Toren halten Ballfangzäune die verpatzten Torschüsse auf. Die AS Calcio Spieler seien bekannt für hohe Schüsse, weiss Matthias Wieser aus dem BHA-Planungsteam: «Wir stellen extra höhere Ballfangzäune hin. Wer dann immer noch rüber kicken kann, ist wirklich gut.» So bleibe der Frieden zwischen Club und dem Amt für Strassen bestehen, so Wolfender. Denn die A7 verläuft ein paar Meter am Sportplatz vorbei.
Ist der neue Fussballplatz fertig, geht es mit der Sanierung des alten weiter, nur der grosse hintere Trainingsplatz bleibt wie er ist.
Jeder einigermassen grössere Fusballclub verfügt heute – neben 2-3 Rasenplätzen – über einen Kunstrasenplatz. Besonders auch für die Jugendarbeit. Damit sei grundsätzlich nichts gegen die Erstellung eines weiteren Naturrasenplatzes im Döbli gesagt. Dass bei Kunstrasenplätzen das aufzustreuende Plastik-Granulat sich als „Mikroplastik“ leider in die Umwelt verteilen kann, wie besonders Grüne monieren, ist bekannt. Dies ist übrigens längst bis nach Brüssel gedrungen, wo die EU ab 2022 solche Zusatzstoffe verbieten möchte – nicht jedoch Kunstrasenplätze als solche! Unproblematischere Granulate (etwa Kork) werden übrigens bereits schon heute eingesetzt.
Dass ein Rasenplatz im Unterhalt viel aspruchsvoller ist, u.a. sehr viel Wasser verbraucht (pro qm können bei Hitze 3-4 Liter vedunsten), regelmässig Dünger benötigt, Unkrautvernichter, usw., insgesamt also nur mit einer sehr komplexen, fachmännischen Pflege gut und dauerhaft benutzbar bleibt, ist bekannt. Trotzdem gibt es Tage innerhalb einer Saison, wo er nicht bespielbar sein wird (z.B: zu regennass, zu tief, usw.). Und die Feld-Begrenzungslinien müssen nach jedem Schnitt neu gezogen werden, usw. Das ist alles Fakt. Ein Rasenplatz braucht trotzdem auch mal eine Pausen – nicht nur im Winter. Hingegen kann die Belastbarkeit eines Kunstrasens bei enfacherer Pflege (die natürlich auch fachgerecht sein sollte!), deutlich höher angesiedelt werden. Zudem ist er (ziemlich) ganzjährig bespielbar. Es kommen somit deutlich mehr Spiel- und Trainingsstunden pro Platz im Verlauf eines Jahres zusammen. Die beiden Platz-Arten sind schwer vergleichbar. Letztlich ist es auch eine Ansichtssache von Praktikabilität, wie sie sich eine Clubleitung für ihre Arbeit vorstellt (Das muss sich dann – für einmal – nicht unbedingt mit einer „grünen Ansicht“ decken, da clubbezogen ganz andere Kriterien überwiegen können).
„Das Volk“ hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Kunstrasenplatz für die AS Calcio abgelehnt (Oder war es wegen der relativ hohen Kosten durch das von der Stadt vorgelegte, sehr schöne erste Gesamtprojekt mit hünscher grüner Umgebungsgestaltung?). Der Club indes wusste wohl, warum er eigentlich einen Kunstrasen begehrte. Ist nun halt demokratisch anders gelaufen.
Jetzt wird – das ganze Projekt ist inzwischen auf „billiger“ reduziert worden – ein Naturrasenplatz erstellt, der nach Ansicht des Lieferanten länger spielbereit sein soll, als ein durchschnittlicher Fussballrasen. Der Club wird ab 2021 seine Erfahrungen machen. Zu hoffen ist: zufriedenstellende! Dass zudem am Hafen jederzeit ein spielbereiter Kunstrasen vorhanden sein wird, weiss er zusätzlich.
Wie dem auch sei: Nun wird beim ehemals kultigen „Isdöbeli“ ein weiterer „Tschuttiplatz“ entstehen. Wenn die AS Calcio (firmiert neuerdings unter „Capita Arena“!) damit letztlich zufrieden ist, ist alles o.k. Noch wichtiger könnte sein, dass die italienisch inspirierte AS-Mannschaft vom Kreuzlinger Westend im kommenden Stadtderby am 10.10.2020 um 16.30 Uhr gegen den traditionsreichen Rivalen FCK von 1905 auf der Anlage am Hafen gut bestehen kann. Zu hoffen ist, dass Fussball Kreuzlingen die für eine Thurgauer Stadt ungewöhnliche Konstellation, gleich zwei Clubs auf einer ansprechenden Amateur-Liga-Ebene in seinen Mauern zu haben, mit einem Zuschauer-Grossaufmarsch honorirt. Und zudem dies im Saisonverlauf nicht nur an Derbytagen am Hafen oder im Döbeli!