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Mehr Arbeit weniger Umsatz

Bottighofen – Wenn alle Urlaubsdestinationen gesperrt sind, gibt es auch nichts zu bewerten: HolidayCheck verzeichnet im ersten Halbjahr einen massiven Umsatzeinbruch. An ihrem Sitz in Bottighofen werden bis Ende Jahr 50 Mitarbeitende entlassen – unternehmensweit gehen 100 Stellen verloren.

Holidaycheck in Bottighofen hatte während des Lockdowns alle Hände voll zu tun mit Umbuchungen und Stornierungen. (Bild: Emil Keller)

Keine andere Branche sei so stark betroffen von der Corona Pandemie wie der Tourismus, urteilte die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich ende Mai. Neben den bereits verzeichneten Rückgängen bei Logiernächten prognostizierte die Forschungsstelle eine Entlassungswelle. Nun sind die Ausläufer des weltweiten Einbruchs der Urlaubsreisen auch im Thurgau angekommen: die HolidayCheck Group AG meldet 100 ihrer insgesamt 500 Arbeitsstellen abbauen zu müssen. Am Standort Bottighofen, an dem rund die Hälfte der Mitarbeitenden beschäftigt sind, müssen rund 50 Arbeitnehmer ihr Büro räumen. Die Corona-Pandemie habe zu einem erheblichen Umsatz- und Ergebniseinbruch bei der HolidayCheck Group geführt. «Um der Situation Rechnung zu tragen und die Liquidität des Unternehmens zu schonen, wurden in den zurückliegenden Monaten umfassende Einsparmassnahmen in allen Kostenbereichen in die Wege geleitet. Dazu zählt leider auch der Abbau von Arbeitsplätzen», erklärt Pressesprecherin Ulrike Mittereder. Der Stellenabbau soll bis Ende 2020 vollzogen sein.

Das Reisebüro war von der Kurzarbeit ausgeschlossen
Das Bewertungs- und Buchungsportal HolidayCheck hat seit seiner Gründung 2004 Millionen von Bildern und Bewertungen gesammelt. Rund eine Million Hotels sind auf ihrer Webseite gelistet und erlauben es Urlaubern, sich bereits vor der Reise ein Bild ihrer Destination zu machen. Das Unternehmen hat die vergangenen Jahre ein stetes Wachstum verzeichnen können, was sich unter anderem in einem neuen Firmengebäude in Bottighofen niedergeschlagen hat. Dort befinden sich die Buchhaltung, Teile der Entwicklung und des Marketings sowie das Online-Reisebüro. Mittlerweile geht es auf der Bewertungsplattform nicht nur um Hotels, sondern auch Pauschalreisen oder Kreuzfahrten von über 100 Reiseveranstaltern können bewertet und gleich gebucht werden.

Nun hat dieses Angebot während der Pandemie einen massiven Nachfragerückgang verzeichnet, was sich auch im Ergebnis der Aktiengesellschaft niederschlägt. Im ersten Halbjahr 2020 brach der Umsatz auf 0.8 Millionen Euro ein, nachdem er im Vorjahreshalbjahr noch 75 Millionen Euro betragen hatte. Vor Steuern und Zinsen steht das Ergebnis für das erste Halbjahr mit minus 33,5 Millionen Euro tief in den roten Zahlen.

Aufgrund des Umsatzeinbruchs hat HolidayCheck zunächst von April bis August die Möglichkeit der Kurzarbeit genutzt – teilweise ausgenommen war hierbei das Online-Reisebüro, das sich auch in dieser Zeit um die Kundenanliegen gekümmert hat. Denn dort gab es aufgrund von Stornierungen und Umbuchungen einen massiven Mehraufwand: «Jeder Fall ist anders und muss deshalb individuell bearbeitet werden. Aus diesem Grund ist der Bearbeitungsaufwand für die Kollegen in unserem Online-Reisebüro sehr hoch», erklärt Pressesprecherin Mittereder. Das Problem dabei: Für Umbuchungen oder Stornierungen erhalten Reisevermittler und Reisebüros kein Geld.

Qualifizierte Mitarbeiter müssen gehen
Mittlerweile hat sich die Nachfrage ein wenig erholt, doch bevor es keinen Impfstoff gibt, rechnet das Management nicht mit einer Normalisierung der Urlaubsreisen. «Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen der Krise auch 2021 noch anhalten werden», sagt Mittereder. Auf der Ebene der Sachkosten wurden schon massive Einsparungen vorgenommen. Um das Unternehmen langfristig durch die COVID-19 Krise steuern zu können, wurde nun eine nachhaltige Senkung der Personalkosten in Form eines Personalabbaus notwendig.

«Der Stellenabbau ist einschneidend für das ganze Unternehmen. Wir müssen sehr gute und qualifizierte Mitarbeiter gehen lassen. Dieser Schritt sichert aber auch die Zukunft von HolidayCheck», sagt Mittereder.

Emil Keller

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