Schlüsselübergabe des ersten Forstfahrzeuges in Ermatingen
Ermatingen – Der ehemalige Förster im Ruhestand, Werner Kreis, konnte am Freitag, 2. Oktober, der Verwaltung der Bürgergemeinde Ermatingen den frisch restaurierten Grunder Diesel übergeben.

Der Oldtimer der Bürgergemeinde Ermatingen wird im Rahmen der Waldtage vom 20. bis 22. August 2021 der Bevölkerung vorgestellt. (Bild: zvg)
Im Rahmen des jährlichen Budgetrundganges der Verwaltung der Bürgergemeinde Ermatingen, konnte Werner Kreis den frisch restaurierten Grunder Diesel 1959 der Verwaltung sowie dem Forstteam präsentieren. Symbolisch überreichte der pensionierte Förster von Ermatingen den Schlüssel oder besser gesagt die Anlasskurbel des Zweiachser-Traktors.
Es ist das erste motorisierte Fahrzeug der Bürgergemeinde Ermatingen, welches nun im neuen Glanz erstrahlt. Der Grunder Diesel wurde das erste Mal im Jahr 1954 erwähnt. Die damalige Verwaltung der Bürgergemeinde Ermatingen liess 1954 erstmals eine Offerte des besagten Fahrzeuges vom Volg Winterthur erstellen und teilte dann aber mit, dass es noch zu früh sei für eine solche kostspielige Investition. Vier Jahre späte eilte es dann aber auf einmal. Im Brief vom 19. Oktober 1959 der Bürgergemeinde an den Volg schrieb der Präsident: Wir bitten um sofortige Lieferung des Fahrzeuges, Kreditbewilligung am 26. Oktober 1959, Holzschlag beginnt am 2. November 1959 im Stellitobel.
Die Maschine wurde bewilligt und geliefert und wurde in der Folge vor allem für Brennholztransporte und Bodenfräsarbeiten im Pflanzgarten eingesetzt. 1965 wurden die Brennholztransportarbeiten durch die Anschaffung eines Merk Pullax übernommen und der Grunder wurde dann schliesslich stillgelegt. Er stand dann 28 Jahre auf dem Dachboden des alten Werkhofs.
Im Mai 2019 hat Werner Kreis nach Anfrage bei der Verwaltung der Bürgergemeinde Ermatingen den Auftrag erhalten, den alten Grunder Diesel – das erste Forstfahrzeug der Bürgergemeinde Ermatingen – zu restaurieren.
Der Hobby-Restaurator erklärte bei der Präsentation den Zuhörern, dass es grundsätzlich drei verschiedene Varianten gibt, ein Oldtimerfahrzeug zu restaurieren. Entweder man lasse ihn Patina und konserviere quasi seine Gebrauchspuren, man restauriere ihn total und lackiere ihn so, wie er damals aus der Fabrik kam, oder man restauriere ihn auf top und lackiere ihn wie ein neuer PW. Letztere Variante findet Werner Kreis eher kitschig und bei der Variante Patina müssen die Blechteile in einem noch guten Zustand sein und der Lack noch nicht weggerostet. Also wurde die Maschine mehrmals mit dem Hochdruckreiniger entfettet und gereinigt. Dann wurden die Kleinteile wie Felgen, Holmen, Tank et cetera sandgestrahlt. Der Motorblock wurde mit Drahtbürsten und Schleifmaschine vom Rost und altem Lack befreit. Motorblöcke darf man nicht sandstrahlen, da sonst Sandpartikel in die Zylinder dringen können und den Motor Schaden nimmt. Anschliessend wurde alles grundiert und mit dem Originallack lackiert. Ebenfalls mussten Pneus, Brems-, Kupplungs- und Gaskabel ersetzt und verlötet werden. Bei der Motorhaube mussten neue Blechteile eingeschweisst werden.
Der originale Triebachsanhänger wurde von der Bürgergemeindeverwaltung in den 60er Jahren verkauft, so dass ein Ersatz angefertigt werden musste, da gebrauchte Anhänger nirgends mehr zu bekommen sind. Als Ersatz wurde ein Winterhauanhänger angepasst. Die Brücke, Sitz und Werkzeugkasten erstellte Werner Kreis in seiner Schreinerwerkstätte. Das Holz dazu richtete ihm der aktuelle Förster Sebastian Bänteli und stammt aus Käferholz und einer Esche.
So erstrahlt nun das fertige Vehikel nach 1.5 Jahren Restaurationszeit im neuen Glanz. Ebenfalls überreichte Werner Kreis eine Fotodokumentation zu den Restaurationsarbeiten und hofft, dass dieser Zeitzeuge aus alter Forsttechnik der Bürgergemeinde Ermatingen noch lange erhalten bleibt.
Der Oldtimer der Bürgergemeinde Ermatingen wird im Rahmen der Waldtage vom 20. bis 22. August 2021 der Bevölkerung vorgestellt.