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«Unsere Songs haben eine Trivialität, die funktioniert»

Kreuzlingen – André Willmund und David Sidler bilden das Duo Mike Ständer Band. Im Interview erzählt der Sänger, wie sie zu ihren abgefahrenen Texten kommen und ob er auch vor seinen Kindern flucht.

Bezeichnen sich als Punk-Poeten: David Sidler (links) und André Willmund bilden die Mike Ständer Band. (Bild: zvg)

Kreuzlinger Zeitung: Ihr nutzt ein Haufen unterschiedlicher Instrumente und steht trotzdem nur zu zweit auf der Bühne. Habt ihr nie überlegt aufzustocken?
André Willmund: Nein, dieser Minimalismus ist bewusst gewählt. Ich konnte musikalisch noch nie so frei arbeiten und meine Texte rüberbringen wie in diesem Duo. Das passt einfach. Wir sind ja keine Virtuosen auf unseren Instrumenten, sondern versuchen eher mit dem Schlagzeug und Basslinien Druck zu erzeugen. Damit sollen unsere Texte gut rüberkommen.

Und was möchtet ihr in euren Texten rüberbringen?
Die Musik ist das Mittel zum Zweck, um meinen Gedanken Raum zu geben. Und diese drehen sich von Corona bis zu dem Rechtsruck in der Gesellschaft um alles Mögliche. Aber wir sind keine politische Band. Viel eher würde ich unsere Musik als Poet-Punk bezeichnen.

In einem Song singst du: Was wäre die Liebe ohne Zoff und Keilerei? Gibts bei euch im Proberaum auch Streit?
Na klar gibts Unstimmigkeiten. David ist die dümmste Sau und gleichzeitig die liebenswerteste Person, die ich kenne. Das Schöne ist, dass wir Streit immer auf eine humorvolle Weise gelöst bekommen.

Andere Bands besingen den Frühling, ihr besingt den Herbst. Seid ihr eine schlechte Laune Band?
Nicht direkt. Wir sind eher kontrapunktisch und versuchen problematische Themen tanzbar zu machen. Ein gutes Konzert ist, wenn Leute ähnlich in Bewegung kommen wie wir. Aber es kamen schon oft Gäste nach den Auftritten zu mir und waren erstaunt, wie ernst unsere Texte eigentlich sind.

Dabei geht es auch oft um Frauen und verflossene Liebe. Ist Musik machen auch eine Art Therapie?
In dem Moment haben mich diese Themen natürlich schon beschäftigt. Aber einige Texte sind schon uralt, die habe ich geschrieben als ich 20 war. Heute bin ich 38 und freue mich, dass die Songs eine gewisse Trivialität haben, die immer noch funktioniert.

Zudem hast du zwei Kinder. Darf dein Nachwuchs bei so derben Texten überhaupt mit aufs Konzert?
Na klar. Ich sage immer, dass man Kraftausdrücke lieber in der Kunst verwenden soll statt im Alltag. Ausserdem hören meine Kinder mich eh den ganzen Tag Gitarre spielen. Aber zu Hause singe ich eher Kinderlieder.

Eure Songs sind schon sehr direkt, da wollt ihr der Freundin auch mal den Hals umdrehen. Möchtet ihr damit ein Gegenpol zu weichgespülten Popsongs darstellen?
Ein Song macht für mich nur Sinn, wenn ich keine Strategie damit verfolge. Da steckt kein kommerzieller Gedanke dahinter. Wir sind keine Musiker, die unsere Platten verkaufen müssen. Also sind die Songs eng mit meinem Lebensweg verbunden und da hat man auch mal solche Gedanken.

Wie sieht denn der weitere Weg für eure Band aus?
Eigentlich wollten wir im November ein zweites Album aufnehmen. Material und Texte haben wir genug, aber es mangelt an Zeit und Geld.

Worauf bezieht sich eigentlich der Ständer in eurem Bandnamen?
Natürlich auf den Musikständer, was den sonst!?

Konzerthinweis
Das Duo «Mike Ständer Band» ist am Samstag, 17. Oktober, 21 Uhr, im Z88 an der Löwenstrasse 6 in Kreuzlingen zu hören. Das Konzert wird vom Kulturverein Kultling organisiert.

Emil Keller

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