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«Druck auf den Wald wächst»

Kreuzlingen – An der Bürgerversammlung vom vergangenen Mittwoch gab es erfreuliche Zahlen zu verzeichnen und Einblicke in das tägliche Treiben der Förster. Die vermehrte Belastung des Waldes während der Corona Pandemie bereitet der Versammlung derweil Sorgen.

«Wir müssen dem Wald Sorge tragen», betonte Cornelia Zecchinel als Präsidentin der Bürgergemeinde Kreuzlingen. (Bild: Emil Keller)

«Es ist eine wahre Freude, dass wir als Bürgergemeinde einen so schönen und vielfältigen Wald haben», blickte Cornelia Zecchinel auf ihr erstes Jahr als Präsidentin der Bürgergemeinde Kreuzlingen zurück. Der Kreuzlinger Wald, über den die Bürgerversammlung wacht, ist längst nicht nur ein Ort um Holz zu schlagen, sondern bietet mit Altholzinseln oder Feuchtgebieten Lebensraum für alle Arten von Lebewesen.

Erflogreiche Wildsauenhütte
Zu diesen zählen natürlich auch die Kreuzlinger Einwohnerinnen und Einwohner, welche den Wald als beliebtes Rückzugs- und Erholungsort nutzen. Das zeigt sich auch an der Belegung der Wildsauenhütte. Mit 116 Vermietungen im Jahr 2019 stiegen die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr um zehn Anlässe an. 12’854 Franken konnte die Bürgergemeinde so als Eigentümerin der beliebte Anlage erwirtschaften. Die Wildsauenhütte trägt damit, neben dem Holzverkauf, massgeblich dazu bei, dass der Versammlung für das Jahr 2019 ein kleiner Gewinn von rund 2378 Franken präsentiert werden konnte. Finanziell ist die Bürgergemeinde Kreuzlingen mit einem Eigenkapital von knapp 80’0000 Franken sehr gut aufgestellt.

Nach dem Rücktritt von Bruno Lang als Hüttenwart war der Verwaltungsrat im vergangenen Jahr vor allem mit der Neubesetzung dieses wichtigen Postens beschäftigt. Die Aufgabe wird neu zweigeteilt: Annett Neuweiler übernimmt die administrativen Aufgaben rund um die Vermietung der Wildsauenhütte und Peter Neuweiler schaut vor Ort nach dem Rechten. Dass dies nicht immer unproblematisch ist, zeigten vereinzelte Rückmeldungen von Waldnachbarn. Falsch parkierte Autos oder zu laute Musik störten teilweise den Frieden im Wald. Unliebsame Gäste werden deshalb vermerkt. «Wir behalten uns vor, Anfragen zurückzuweisen», betonte Annett Neuweiler die Absicht des Verwaltungsrats, den Wald und seine Anwohner nicht unnötig zu belasten.

Anstehen beim Vitaparcours
Dass der Druck auf den Wald als Naherholungsgebiet gerade in Corona-Zeiten steigt, beobachtete die Versammlung mit Sorge. Der Forstbetrieb «Pro Forst», an dem die Bürgergemeinde eine Beteiligung von 40’000 Franken hält, engagiert sich deshalb für ein Projekt des Kantons und wird über die nächsten drei Jahre «Rangers» zur Verfügung stellen. Diese sollen für das Thurgauer Forstamt für Recht und Ordnung im Wald sorgen. Auch Pro Forst konnte sich 2019 über eine gute Auftragslage freuen und einen kleinen Gewinn verzeichnen. Die guten Zahlen kommen auch der Bürgergemeinde zugute, welche über eine Umsatzrückvergütung rund 15’000 Franken verbuchen darf. Als Nächstes steht bei Pro Forst die Anschaffung eines neuen Knickschleppers an. Selbst auf dem Gebrauchtmarkt kommt auf den Forstbetrieb ein Kostenpunkt von rund 200’000 Franken zu. Doch nicht nur die Forstmaschine ist am Ende ihrer Lebensdauer, auch Ruedi Wolfender hat als Präsident bei Pro Forst seinen Rücktritt bekannt gegeben. Weil für 2020 niemand für das Amt gefunden werden konnte, verlängerte er zwangsläufig um ein Jahr. Er ist jedoch aktiv auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger.

Leben mit Bibern
Revierförster Tobias Fischer behält derweil nicht nur das Schlagen und den Verkauf von Holz im Auge. Mit seinem siebenköpfigen Team sorgt er auch für das Wohl der Lebewesen im Wald. Zum einen hat Fischer in einem Feuchtgebiet zwischen der Wildsauenhütte und der Kirche Bernrain einen Tümpel ausbaggern lassen. Im acht mal acht Meter grossen Becken tummeln sich nach Regenfällen neuerdings die Wildschweine – samt Insel in der Mitte. Zum andern halten ihn zwei Biber im Loggenbach bei Lengwil auf Trab. Ein langer gehegter und gepflegter Eichenwald musste mit selbst gebastelten Drahtkörben gegen die Nager geschützt werden. «Wir werden uns im kommenden Jahr weiter überlegen, wie der Biber und wir Förster friedlich zusammenleben können», stellte Fischer seine Absicht klar, den Biber nicht vertreiben zu wollen.

Emil Keller

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