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Hyperthermie: Mit Hitze zur Selbstheilung von Krebs und Borreliose

Gesundheit – In der Hyperthermie wird die Betriebstemperatur des Körpers mit Wärme aus dem Infrarot-Spektrum kurzzeitig auf über 39 Grad erhitzt. Dies wirkt als direktes Aktivierungs-Signal für das eigene Immunsystem: Krebszellen sollen so zum Teil unmittelbar zerstört werden.

Die heilende Wirkung des Fiebers war schon in der Antike bekannt. (Bild: zvg)

Hyperthermie ist die für eine kurze Zeit kontrollierte Erhöhung der Körper-Kerntemperatur auf Fieber-Niveau. Dadurch soll künstlich die Selbstheilung aktiviert werden. Um die erhöhte Betriebstemperatur zu erreichen wird der Körper mit Wärme aus dem Infrarot-Spektrum (IrA) bestrahlt. «Das Verfahren der Ganzkörper-Hyperthermie erwärmt den Körper und dessen Kerntemperatur nicht nur schonender sondern auch wesentlich mehr und intensiver als Wärmebäder, Saunen und Schwitzhütten», erklärt Dr. med Johannes Engesser. Er hat eine Privatpraxis für Allgemeinmedizin, Anthroposophische Medizin und Naturheilverfahren

Ursprünglich in der Krebstherapie eingesetzt
Zunächst wurde die Hyperthermie vor allem in der Krebstherapie eingesetzt. Nachdem bei Weichteil-Sarkomen erste Heilerfolge zu sehen waren, wurde die Indikation auf alle möglichen Krebsarten erweitert. Man fing an, Tumore der Haut, des Kopfs, der äusseren und inneren Brust, der Verdauungsorgane, der weiblichen und männlichen Genitalien, der Blase, der Haut und des Kopfes mit der Ganzkörper-Hyperthermie (WBH: englisch für Whole-Body-Hyperthermia) zu bekämpfen. Bei gleichzeitiger therapeutischer Bestrahlung oder Chemotherapie hat die Fiebertherapie das Ziel, dessen Wirkung zu verstärken.

In den letzten Jahrzehnten wurde, aufgrund von Beobachtungen des Verlaufs anderer Erkrankungen infolge der Hyperthermie, das Anwendungsgebiet ebenfalls auf andere Krankheiten ausgedehnt. Dementsprechend werden chronische entzündliche Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Multiple Sklerose ebenso wie Allergien, Asthma bronchiale oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte behandelt. Gemäss Engesser schätzen nebst Menschen mit Erschöpfungszuständen und Depressionen auch Patienten mit degenerativen rheumatischen Erkrankungen der Wirbelsäule und der Gelenke wie Rheuma, Arthrose oder Autoimmunerkrankungen, Lupus erythema-
todes und chronischen Schmerzerkrankungen wie das Fibromyalgie-Syndrom (Weichteilrheuma) die Fiebertherapie. «Hartnäckige Keime, die die Neigung haben, sich vor dem Immunsystem und auch vor Antibiotika zu verstecken, wie Borreliose, können in der Hitze besiegt werden», sagt Engesser.

Durch die gezielte Erhöhung der Körpertemperatur werden nicht nur Giftstoffe aufgrund des Schwitzens ausgeschieden, die Wärme wirkt auch als direktes Aktivierungs-Signal für das körpereigene Immunsystem. Nebst dem, dass Krebszellen so teilweise direkt zerstört werden, aktivieren sich auch sogenannte Killerzellen. Zudem kann die Hyperthermie ebenfalls als Prophylaxe zum Zug kommen.

Zurück aus der Versenkung
Die heilende Wirkung des Fiebers war schon in der Antike bekannt. Im Lauf der Jahrhunderte lernten Mediziner, Fieber und Überwärmungsbehandlungen als gezielte Krankheitstherapie einzusetzen. «Als Chemotherapeutika und Antibiotika ihren Einzug in die Medizin fanden, geriet diese Therapiemöglichkeit immer mehr in Vergessenheit. Die wichtige Bedeutung des Fiebers begann man zu verlernen», berichtet Engesser. Fieber werde auch heute noch als Krankheit und nicht als Chance wahrgenommen und deshalb medikamentös gesenkt. Dennoch finde eine Wiederbesinnung auf ganzheitliche, nebenwirkungsarme und nachhaltige Methoden statt. Dies komme auch der Hyperthermie zugute.

Auf Medikamente mit Nebenwirkungen verzichten
«Eines meiner wichtigsten Anliegen als anthroposophischer Arzt ist die Hilfe zur Selbsthilfe», sagt Engesser. Er betrachte die Selbstregulation als leibgebundene «Ich-Tätigkeit». Das Ich, die Instanz der Mitte, versuche stets die eigenen Verhältnisse in eine Balance zu bringen. Ein Überangebot von Wärme, während der Hyperthermie, rege die «Ich-Organisation» besonders stark an.

Die Hyperthermie wird, wie bereits erwähnt, angewendet, um eine Heilung verschiedener akuter und chronischer Krankheiten nachhaltig zu ermöglichen, zu erleichtern oder zu beschleunigen. «Deshalb kann auf Medikamente mit unerwünschten Nebenwirkungen öfter verzichtet werden», weiss Engesser aus eigener Erfahrung. Gewisse Medikamente, etwa bei der Chemotherapie, können durch die Fiebertherapie eine Wirkungsverstärkung zeigen. Dies ermögliche eine deutliche Reduzierung von deren Einnahme.

Und wie läuft nun solch eine Behandlung ab? «Das ist abhängig vom jeweiligen Patienten», erklärt Engesser. Normalerweise wird die Wärmebehandlung ambulant durchgeführt, so wie bei ihm in der Praxis. Mithilfe von wassergefiltertem Infrarot-Licht wird die Körpertemperatur etwa um einen Grad pro halbe Stunde sanft erhöht. Dabei werden Temperaturen von 39 bis 41 Grad angestrebt. Die Endtemperatur soll dann möglichst lange gehalten werden, im Idealfall für zwei Stunden. Danach wird mit stetiger Reduktion der abgegebenen Wärme der Körper wieder langsam abgekühlt.

Nicht nur um die Hitze erträglicher zu machen, sondern ebenfalls um mit dem Schweiss und Urin Giftstoffe auszuscheiden, muss während der Therapie zwischen drei und vier Liter stilles Wasser getrunken werden. Die Flüssigkeit hilft auch, dass der Patient am Folgetag weniger ermüdet und etwa ohne Nackenschmerzen aufwacht.

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