Mit den Rangern unterwegs
Region - In den Corona-Zeiten hat der Druck auf die Natur zugenommen. Der Aufenthalt im Freien ist beliebt, besonders die Naturschutzgebiete erfreuen sich grosser Beliebtheit. Doch nicht alle halten sich an die Regeln. Im Thurgau werden nun zwei Ranger eingesetzt.
Im Kanton Thurgau gehört neben dem Schaarenwald und den Hüttwiler Seen beispielsweise auch das Ermatinger Ried zu den Naturschutzgebieten und beherbergt bedrohte Tiere und Pflanzen. Deshalb geniesst dieses Gebiet einen hohen Schutz, dient aber gleichzeitig zur Naherholung. Seit März dieses Jahres hat der Druck auf die Natur weiter zugenommen, der Aufenthalt im Freien ist stark im Trend. Zudem stiess die bisherige Lösung, der Einsatz von mehrheitlich pensionierten Ehrenamtlichen und Freiwilligen, ohnehin an Grenzen.
Es geht um Sensibilisierung
Weil sich nicht alle Besucherinnen und Besucher an die Regeln in den Naturschutzgebieten halten, sollen sich nun zwei Ranger um deren Einhaltung kümmern. Andri Chesini und Silvio Bartholdi werden je rund 400 Stunden im Jahr in besonders sensiblen Naturschutzgebieten unterwegs sein. Einen ersten Eindruck vom Ermatinger Ried machten sich die beiden in der vergangenen Woche. «Wir müssen die Gebiete noch richtig kennen lernen, herausfinden, wo es Brenn- oder Konfliktpunkte gibt», erklärte Silvio Bartholdi zu Beginn der Tour.
Es gehe nicht um den Mahnfinger. Andri Chesini, der die Rangerausbildung in Lyss abgeschlossen hat, spricht lieber von Sensibilisierung. «Es geht darum, den Menschen den Wert dieser Naturschutzgebiete zu erklären, sie dürfen sich auch gerne darin aufhalten, aber auf den dafür vorgesehenen Wegen». Und es geht nicht lange, da entdeckt Silvio Bartholdi einen ins Schilf gelegten Pfad: «Der sperren wir ab», sagt er und entfernt das als Brücke über ein kleines Gewässer gelegte Brett.
Keine Drohnen im Naturschutzgebiet
Die Naturschutzgebiete sind zwar mit Informationstafeln ausgestattet, aber «viele beachten diese nicht, marschieren oder fahren kreuz und quer durch das Land, oft ohne Absicht sondern weil sie sich einfach daran gewohnt sind», meint Bartholdi. «95 Prozent der Besucherinnen und Besucher halten sich an die Regeln, sind einsichtig, wenn man sie anspricht», erklär er. Seine Erfahrung zeige zwei Gruppen, die Probleme machten: «Es sind vorwiegend Radfahrer und Hundehalter, die immer wieder auf ihr regelwidriges Verhalten aufmerksam gemacht werden müssen».
Und es gibt Trends, die den beiden Rangers Sorgen bereiten. Standup-Padler gehören dazu. «Die Vögel fliehen, wenn sie einen aufrecht stehenden Menschen sehen, sie spüren die Gefahr. Im Winter ein zusätzlich Problem, verschwenden sie doch dringen benötigte Energie», erklärt Silvio Bartholdi. Im Gegensatz dazu seien Ruder- oder Padelboote dann ein Problem, wenn damit direkt ins Schilf oder nahe daran gefahren werde. Der zweite Trend der unanganehm auffalle, seien die Drohnen. «Im Naturschutzgebiet sind diese verboten», sagt Andri Chesini. Im Tiefflug über das Schilf zu fliegen um gute Fotos zu machen sei für die darin lebenden Tiere äusserst störend.
Anlage entdeckt
Auf dem Weg zwischen Gottlieben und Triboltingen fällt dem geschulten Auge von Silvio Bartholdi eine Anlage im Schilf auf. «Das schauen wir uns genauer an», und macht sich auf den Weg. Tatsächlich ist im Ufergehölz am Seerhein eine Art Camp errichtet worden. Eine Schilfhütte mit Kochgelegenheit, ein tief in den Boden gegrabenes Holzlager, Werkzeuge liegen verstreut auf dem Boden, ein paar Kartoffeln lassen auf eine kürzliche Mahlzeit schliessen. Zwischen den beiden Rangern entsteht eine angeregte Diskussion, was das Ganze zu bedeuten, wer die Anlage illegal errichtet hat. Für Silvio Bartholdi aber ist klar: «Es gibt eine Meldung ans Amt, das alles muss abgebrochen werden».
Kurt Peter