Das nächste Recycling-Level
Kreuzlingen – Die in Kreuzlingen entwickelte Handy-App «The Fortunate Planet» begegnet Recycling spielerisch. Wer Abfalleimer und Entsorgungsmöglichkeiten markiert, sammelt Punkte und lernt gleichzeitig etwas über korrekte Mülltrennung.

Dary Santamaria (links), Gabriele Aebli und Pascal Ritter setzen sich mit der Fortunate-Planet-App für mehr Recycling ein. (Bild: Emil Keller)
Mit einer Testversion seiner App «The Fortunate Planet» besuchte Pascal Ritter vergangenes Jahr eine Schulklasse. Nachdem Ritter erklärt hatte, was für verschiedene Arten von Recyclingmaterialien es gibt und wie diese richtig entsorgt werden, konnte die Jagd beginnen. Mit ihren Handys ausgerüstet machten sich die Kinder auf die Suche nach Mülleimern, Glascontainern und Recyclingstationen. Sie schossen Bilder und markierten die jeweiligen Entsorgungsstationen auf der interaktiven Karte. Gleichzeitig verifizierten sie die Abfalleimer von ihren Gspänli.
Die richtige Art zu trennen
Für jede so bestätigte Einwurfmöglichkeit erhielten die Kids sogenannte «Eco-Credits». Punkte, mit denen die Appnutzerinnen und -nutzer ihren Fortschritt im Spiel messen. Einen Nachmittag dauerte es und alle Entsorgungsstellen im Dorf waren in der App markiert. Auf dem Pausenplatz verglichen die Kinder anschliessend ihre Levels und tauschten sich begeistert aus.
«Ohne es bewusst gemerkt zu haben, lernten die Kinder etwas über die richtige Art Müll zu trennen», erzählt Ritter. Genau aus dieser Motivation heraus gründete Ritter vor gut einem Jahr sein Start-up. Mit fünf Mitstreiterinnen und Mitstreitern war die Idee anfangs, Leute zu animieren, einen grösseren Teil ihrer Abfälle korrekt zu entsorgen. «Schnell stellte sich jedoch heraus, dass viele gar nicht wussten wohin mit dem gesammelten Abfall», sagt der Jungunternehmer. Also krempelte das Team die Software noch einmal komplett um und legte den Fokus darauf, überhaupt einmal alle Entsorgungsmöglichkeiten in der nächsten Umgebung aufzuzeigen. Denn bei seinen Besuchen und Gesprächen mit Gemeinden und Entsorgungsfirmen stellte Ritter meist verblüfft fest: Wirkliche Kriterien, wo und warum «Chübel» aufgestellt werden, haben die wenigsten Institutionen.
Ein Umstand, den das mittlerweile zwölfköpfige Team ändern will: Gestern, am internationalen Recyclingtag, veröffentlichten sie das Spiel in Schweizer und deutschen Appstores. Bereits während der Testphase installierten über 1000 Menschen die App. Angefangen aus der Bodenseeregion hofft Ritter nun, dass sich das Spiel weltweit verbreitet. Und damit die Zahl der «Fehlwürfe» reduziert: «Noch immer wird der grösste Teil unseres Mülls verbrannt», erklärt der studierte Betriebswirt, der selbst jahrelang in einem Recyclingunternehmen gearbeitet hat. Er weiss, dass es schnell sehr aufwändig werden kann, nicht korrekt getrennten Müll neu zu sortieren. «Meist ist das für Entsorgungsfirmen zu kostspielig und der Abfall wird einfach verbrannt», so der 27-Jährige.
Ritter war längere Zeit in Mexiko und Indien unterwegs. «Dort wäre es gut, wenn der Müll überhaupt in einem Eimer landet und nicht in die Natur geworfen wird», so Ritter. Er hofft mit der App seinen Teil für einen grüneren Planeten beitragen zu können. Gerade für Touristen oder Neuzuzüger kann die App auch in der Schweiz nützlich sein. Aber auch wenn man schon lange in einer Gemeinde lebt, gibt es sicher den einen oder anderen Blechcontainer zu entdecken. Erstmals werden nun Rückmeldungen der Nuzerinnen und Nutzer gesammelt. Danach wollen er und sein Team die Plattform weiter ausbauen. Ab Mai soll zum Beispiel ein Marktplatz in der App aufgeschalten werden. Darin sollen die gesammelten «Eco-Credits» für Rabatte und reale Belohnungen eingetauscht werden können.
Download für IOS und Android unter www.thefortunateplanet.com.
Emil Keller