«Lernort» wurde zerstört
Kreuzlingen - Das so genannte Waldsofa der Waldspielgruppe «Wildmandli» wurde am Wochenende durch ein absichtlich gelegtes Feuer zerstört. Betroffen ist auch die Pädagogische Hochschule, welche den Ort zur aus- und Weiterbildung nutzte.
«Das Waldsofa wurde 2013, im Jahr der Gründung der Waldspielgruppe, in Zusammenarbeit mit der Abteilung Natur, Mensch, Gesellschaft der Pädagogischen Hochschule erstellt und wird auch gemeinsam genutzt», erklärt Matthias Schmid, Leiter der «Wildmandli». Das Waldsofa liegt zwischen den Gebäuden von Pro Forst und dem Lengwiler Weiher. Die Benutzung durch Dritte sei erlaubt und erwünscht und sei auch kein Problem. Abfälle seien selten liegen geblieben. «Bis zum letzten Wochenende sind wir von Vandalen geschützt geblieben». Doch in der Nacht vom vergangenen Freitag wurde die Anlage vorsätzlich angezündet und zu grossen Teilen zerstört.
Schlimmeres verhindert
Der Brand hatte den Einsatz der Lengwiler Feuerwehr und der Kantonspolizei zur Folge. «Der Alarm ging um 23.23 Uhr ein», erklärt der Lengwiler Gemeindepräsident Ciril Schmidiger, der selbst vor Ort war. «Es war, mit 19 Einsatzkräften, der grösste Brandfall, der noch ohne Mithilfe des Stützpunktes zu bewältigen war», sagt er weiter. Der Brand sei schnell unter Kontrolle gewesen, der Einsatz habe eine Stunde gedauert. Damit sei sicher ein noch höherer Schaden verhindert worden, so Schmidiger. Die Kantonspolizei beziffert den Sachschaden auf mehrere hundert Franken, die Täterschaft ist unbekannt und nach ersten Erkenntnissen der Polizei wird von Brandstiftung ausgegangen.
«Mein frommer Wunsch: Die Brandverursacher dürfen sich gerne bei mir melden. Jeder hat eine zweite Chance verdient», sagt Matthias Schmid. Das Waldsofa soll, sofern es die polizeilichen Ermittlungen gestatten, am Samstag wieder aufgebaut werden. Die Waldspielgruppe sei jeweils jeden Donnerstag mit durchschnittlich zwölf Knaben und Mädchen im Wald. «Der Austausch mit dem Forstrevier Kreuzlingen, der Stadt sowie der Jagdgesellschaft wird gepflegt», ergänzt der Leiter.
Der Druck wächst
Für Nicole Schwery von der Pädagogischen Hochschule «wurde unser Lernort zerstört». Es ist die Fachstelle NaTech, welche mit ihrem Angebot «Walderlebnisse» das Waldsofa nutzt. Aber auch Schulklassen konnten das Waldsofa im Rahmen der Bildung oder Exkursionen nutzen. «Auf eine Anzeige kann die Hochschule und auch die Waldspielgruppe verzichten, da beim Entfachen von Feuern ohnehin ermittelt wird».
«Wenn ich den Kreuzlinger Wald mit anderen stadtnahen Erholungsgebieten vergleiche, dann kommen schwerwiegende Ereignisse wenig, ein- bis zweimal im Jahr, vor», sagt Tobias Fischer, Betriebsleiter Pro Forst und Revierförster öffentlicher Wald. Der Druck auf den Wald sei seit Beginn der Pandemie vor etwas mehr als einem Jahr gewachsen, «ich kann aber nicht sagen, dass es nicht mehr zu ertragen ist». Er rechnet aber damit, dass der Druck auf den Wald weiter zunehmen wird.
«Tun, was man will»
Es sei festzustellen, dass sich Personen, die seit Jahren im Wald unterwegs seien, disziplinierter verhielten als solche, die den Wald und die Natur «neu für sich entdeckt haben». Das führe auch dazu, dass Personen mit dem Auto im Wald unterwegs seien. «Bei uns auf dem Pro Forst-Gelände können wir das beobachten, wir haben eine Überwachungskamera montiert». Aufgrund der Autonummer würden die Besucher der Grillstelle beim Bärenhölzli auf ihr Verhalten aufmerksam gemacht. «Sie sind dann, angesichts möglicher Bussen, Einsichtig und räumen, wenn sie Abfall hinterlassen haben, auch auf».
Tobias Fischer spricht von Einzelfällen, aber auch davon, dass «es selbstverständlich wird, dass man in den Wald geht und tut was man will». Er verspricht sich vom neuen Waldgesetzt, welches sich in der Vernehmlassung befindet, eine bessere Handhabe gegen jene, die sich nicht an die Regeln halten. «Das grosse Problem sind nach wie vor die Biker, die abseits der ausgewiesenen Wege unterwegs sind, und die nach dem neuen Gesetz gebüsst werden können».
Cornelia Zecchinel spricht als Präsidentin der Bürgergemeinde Kreuzlingen von «deutlich mehr Personen im Wald». Der Druck wachse, aber die allermeisten Leute seien anständig. Vandalismus sei selten, einzig bei der Wildsauenhütte habe es in letzter Zeit Probleme mit Abfall gegeben. Grillstelle und Unterstand seien abgesperrt, die Hütte selbst könne wegen der Pandemie nicht vermietet werden.