«Froh über den Kontakt»
Kreuzlingen – Wider Erwarten schloss die Rechnung 2020 der evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen mit einem Ertragsüberschuss ab. Die Grösse des Vorstandes soll verringert und die Gemeindeordnung endlich einer Revision unterzogen werden.

Sie präsentierten die Rechnung (v.l.): Marianne Pfändler, Kirchenpflegerin, Susanne Dschulnigg, Präsidentin, und Walter Studer, Vorstandsmitglied. (Bild: Sandro Zoller)
Die Vorsteherschaft sei froh darüber, dass am 25. Mai, 19.30 Uhr, eine Kirchgemeindeversammlung vor Ort stattfinden könne, so Susanne Dschlunigg, Präsidentin der evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen: «Es war die richtige Entscheidung diesen Schritt zu machen. Wir alle sind froh über den baldigen direkten Kontakt zu den Gemeindemitgliedern.»
Corona spielte in die Hände
Die Rechnung 2020 schliesst mit einem Ertrag von rund 2’560’000 Franken und einem Aufwand von rund 2’432’000 Franken ab. Dies ergibt einen Ertragsüberschuss von 128’000 Franken. Die Vorsteherschaft schlägt der Kirchgemeindeversammlung vor, 90’000 Franken in den Erneuerungsfonds fliessen zu lassen und den Rest von rund 38’000 Franken dem Eigenkapital zuzuschlagen.
«Wir hatten zusätzliche Ausgaben da corona-bedingt Urnenabstimmungen, Streamings und die doppelte Anzahl an Messen abgehalten wurden», erklärte Kirchenpflegerin Marianne Pfändler an der Pressekonferenz. Minder hätten etwa abgesagte Vorträge, Gesangs- und Gruppenveranstaltungen aber auch fehlendes Lager zu Buche geschlagen. «Diese sind normalerweise mit höherem Personalaufwand verbunden und somit grössere Posten.» Die Steuern seien zwar tiefer als budgetiert, aber dennoch höher als im Vorjahr ausgefallen. Gemäss Dschulnigg werde die Rechnung nächstes Jahr nicht mehr im selben positiven Rahmen abschliessen.
Gemeindeordnung erhält neuen Anstrich
«Die Gemeindeordnung ist sicherlich nicht das beliebteste Thema. Dennoch braucht auch sie irgendwann eine Überarbeitung», sagte die Präsidentin. Das Open Place soll schon seit längerem in der Gemeindeordnung verankert werden, so Vorstandsmitglied Walter Studer: «Dies nahmen wir gleich als Anlass für eine Revision der Gemeindeordnung.» Die nach aussen sichtbarste geplante Anpassung sei die Straffung von neun auf sieben Mitglieder in der Vorsteherschaft. «Es geht um Qualität und nicht Quantität», sagte Dschulnigg. Diese messe sich dementsprechend nicht an der Anzahl der Behördenmitglieder. Zudem könnten die Ämter an einer Hand abgezählt werden. «Wir wollen deshalb die Exekutive, welche sich mit strategischen Aufgaben befasst, nicht unnötig aufblasen», ergänzte Dschulnigg.
Der dritte Punkt der Revision definiert die finanziellen Kompetenzen der einzelnen Ebenen. So werden Kreditvorlagen ab einem Betrag von einer halben Million Franken oder, zum Beispiel, eine Fusion mit einer anderen Kirchgemeinde neu an der Urne entschieden. Daneben sinken die Hürden für Referenden und Initiativen. Es braucht weniger Unterschriften für das Zustandekommen. «Gegenwind an der Kirchgemeindeversammlung ist möglich. Für mich ist das aber auch immer spannend», findet Präsidentin Dschulnigg.
Konkrete Ideen folgen noch
Nach dem im Jahr 2019 abgelehnten Projektierungskredit für das Kirchgemeindehaus gehe es nun um die Suche nach einer alternativen Lösung. «Um es vorne wegzunehmen: Auch wenn wir noch keine umsetzbaren Pläne vorlegen können befinden wir uns nicht in einem komatösen Zustand, so wie es dem Stadtrat, nach dem Nichtzustandekommen des Stadthauses, vorgeworfen wurde», sagte Dschulnigg mit einem Zwinkern. Die Vorsteherschaft sei stets auf der Suche nach idealen Lösungen. Für den September sei eine ausserordentliche Versammlung angedacht. Denn dann sollten konkretere Ideen zur Liegenschaft vorliegen.
Von Mitte Mai bis Oktober 2023 bezieht das Alterszentrum Kreuzlingen Räumlichkeiten im Kirchgemeindehaus anstelle einen Container aufzustellen. In dieser Zeit muss die Kirchgemeinde mit 250 Quadratmeter weniger auskommen. Dies wollen sie direkt dazu nutzen, um zu beweisen, dass der Betrieb auch mit weniger Fläche gut aufrecht erhalten werden könne.
Eine Frage begleite sie seit dem Pandemie-Ausbruch. Was macht Corona mit der Kirche? Der Virus habe sicherlich einen Einfluss auf Taufen und Trauungen. Diese fänden viel weniger statt als in einem «normalen» Jahr.