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«Kreuzlingen wird selbstbewusst dastehen»

Kreuzlingen – Seit März leitet Martina Eggenberger das Stadtmarketing Kreuzlingen. Im Interview erzählt sie über ihr Netzwerk, über die Bedeutung von Heimat, Corona und wie sie die Stadt marketingtechnisch vorwärts bringen wird.

Martina Eggenberger. (Bild: zvg)

Frau Eggenberger, Sie haben ‚die Seite gewechselt‘ – so heisst es jeweils, wenn eine Journalistin die Medienbranche verlässt und für eine Verwaltung arbeitet. Wie erlebten Sie den Neuanfang?
Martina Eggenberger: Der Wechsel ist mir leichtgefallen, auch wenn ich wirklich sehr gerne Journalistin war. Das hat mit mir persönlich zu tun. Wenn man in der Mitte des Berufslebens steht, überlegt man sich, ob man bis zur Pensionierung im gewohnten Bereich weiterarbeiten – oder noch einmal etwas Neues wagen will. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Dass ich mit Freude diesen Schritt machen konnte, hat aber natürlich auch viel mit der Stadt Kreuzlingen zu tun. Durch meinen früheren Job, aber auch weil ich in der Region verwurzelt bin, kenne ich das Umfeld, viele Menschen. Es ist schön, wenn man in seiner Heimat wirken darf.

Sie haben während 20 Jahren als Redaktorin bei der «Thurgauer Zeitung» gearbeitet, Sie sind bestens vernetzt und kennen die gesellschaftlichen und politischen Strukturen. Hilft dieser grosse Erfahrungsschatz in Ihrer neuen Position?
Martina Eggenberger: Ja, davon bin ich überzeugt. Ich muss nicht bei null anfangen, weil mir die Begebenheiten bekannt sind. Ich denke, ich kann einschätzen, was auf allen Ebenen von einer Stadt erwartet wird. Die lokalen politischen Befindlichkeiten sind mir bewusst. In meiner Funktion als Leiterin des Stadtmarketings verstehe ich mich als Dienstleisterin. Ich bin ein Fan kurzer Wege. Dass mich viele Exponenten aus der Politik, dem Gewerbe und weiteren Organisationen bereits kennen, erleichtert den Austausch sicher.

Das ist sehr gut nachvollziehbar, denn Sie sind auch für die Planung, Organisation, Durchführung und Entwicklung zahlreicher Anlässe verantwortlich sowie Dreh- und Angelpunkt für interne und externe Anfragen– bleibt da noch Zeit für die Entwicklung neuer Ideen?
Martina Eggenberger: Mein Tätigkeitsbereich ist wirklich sehr vielfältig und die Grundauslastung ist mit dem 70-Prozent-Pensum hoch. Doch das Unvorhergesehene ist gerade das, was den Job so spannend macht. Es werden neue Ideen von aussen an mich herangetragen, die eine Dynamik bringen. Es ist mir aber auch wichtig, dass ich eigene Spuren hinterlassen und Themen aufnehmen kann.

Können Sie mehr darüber erzählen? Sie sind seit über drei Monate im Amt; die Vorbereitungen für zahlreiche Anlässe laufen auf Hochtouren. Wo sehen Sie Handlungsbedarf, um die Stadt marketingtechnisch vorwärts zu bringen?
Martina Eggenberger: Viele unserer Anlässe sind eigentlich Selbstläufer. Sie funktionieren und kommen an. Da besteht für mich jetzt weniger Handlungsbedarf. Ich würde lieber von Potenzial reden. Ein solches haben wir zum Beispiel im touristischen Bereich. Corona hat den Schweizern gezeigt, wie tolle Ferien man im Inland verbringen kann. Zum Beispiel am Bodensee! Das ist erst der Anfang einer Entwicklung, von der wir sicher profitieren können. Corona hat den Einwohnern der Region auch gezeigt, dass die Welt nicht untergeht, wenn man nicht in Konstanz einkaufen und einkehren kann. Auf diesem Bewusstsein müssen wir aufbauen. Ganz allgemein ist es mir ein Anliegen, am Wir-Gefühl der Stadt zu arbeiten. Ganz ehrlich: Wir leben und arbeiten an einem der besten Orte der Welt. Das dürfen wir gerne mehr nach aussen tragen.

Cornabedingt mussten im letzten Jahr zahlreiche Anlässe abgesagt werden, nun nehmen die Veranstaltungen langsam wieder Fahrt auf. Wie stark beeinflusst die Coronapandemie Ihre Planung?
Martina Eggenberger: Leider wie überall: sehr. Das Thema Veranstaltungen bleibt schwierig. Die Lockerungen ermöglichen zwar theoretisch wieder einiges. Aber praktisch umsetzbar ist vieles nicht. Unsere Events sind traditionell offen, sie funktionieren auch nur so. Aber ich schaue zuversichtlich in die Zukunft. Irgendwann ist das Thema durch. Und dann sind wir voll parat.

Blicken wir in die Zukunft: Wie wird sich Kreuzlingen in zehn Jahren aus Sicht des Stadtmarketings präsentieren?
Martina Eggenberger: Kreuzlingen wird selbstbewusster dastehen. Im Zentrum sehen wir attraktiven Einzelhandel mit einem Schwerpunkt auf Qualität aus der Region und persönlichem Service. Die grösste Schweizer Stadt am Bodenseeufer gewinnt als touristische Destination an Bedeutung. Wir setzen dabei besonders auf Nachhaltigkeit. Im kulturellen Bereich sind wir dank einem starken Kult-X kantonsweit top. Innovativen Start-ups können wir vor Ort Mitten im Vierländereck ideale Rahmenbedingungen bieten. Wir fühlen uns mit unserer Stadt verbunden.

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